Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Die heilende Kraft der Bilder
Filmtherapie hilft psychisch Kranken
(Quelle: http://www.wdr.de/themen/wissen/1/leonardo/080208.jhtml?rubrikenstyle=wissen)


08.02.2008. Um große Kunst und gute Unterhaltung geht es auf dem Internationalen Filmfestival in Berlin. Dass bewegte Bilder auch heilen helfen können, wird andernorts diskutiert: Für Psychotherapeuten können Filme das Mittel der Wahl sein. Stark und mutig ist die Heldin auf der Leinwand - ein Bild, das Menschen mit psychischen Problemen ermutigen kann, über ihre eigene Situation zu sprechen, ohne die Dinge direkt zu nah an sich heran zu lassen. Wie das funktioniert, thematisiert "Leonardo" auf WDR 5 am Freitag (08.02.08). Für wen Filmtherapie in Frage kommt und wie sie angewendet wird, erklärt der Kölner Psychotherapeut Dr. Herbert Mück. (Fortsetzung weiter unten).....
 



WDR.de
: Können Sie kurz beschreiben, was sich hinter dem Begriff "Filmtherapie" verbirgt?

Herbert Mück: Filmtherapie ist weder ein geschützter Begriff noch eine klar definierte Behandlungsform. Unter dem Dach der relativ offenen Bezeichnung tummeln sich bislang allenfalls Pioniere, die den Nutzen des Mediums Film im Rahmen einzelner Behandlungen eher experimentell überprüfen. Für Therapien sind Filme bislang als ein nützliches Spezialmedium anzusehen und sind keine eigenständige Therapierichtung. Es gibt verschiedene Anwendungsbereiche:

  • Das Betrachten und Nutzen von Spielfilmen,
  • den Einsatz von dokumentarischen Filmen, die seelische Probleme ausdrücklich erläutern und genaue Handlungsanweisungen liefern,
  • die Filmexposition, bei der man sich unangenehmen Reizen solange aussetzt, bis eine Gewöhnung stattgefunden hat,
  • das Videofeedback, bei dem man das eigene Verhalten ansieht,
  • das aktive Filmen durch Patienten, die dadurch therapeutische Themen bearbeiten und
  • das Betrachten von Arztserien, in denen spielerisch vorgeführt wird, wie andere, insbesondere auch Fachleute, mit Krankheit umgehen.

WDR.de: Zur Behandlung welcher Krankheiten wird diese Therapie eingesetzt? Wie erfolgreich ist dies?

Mück: Die Kunst besteht darin, bei konkreten Patienten deren Ansprechbarkeit für das Medium Film, insbesondere für die Thematik und Aussagefähigkeit eines bestimmten Films, herauszufinden. Ein therapeutischer Effekt lässt sich daher im Einzelfall selten konkret vorhersagen. Eingesetzt werden kann sie, wenn sich Patienten in Konflikten befinden oder sie ihre Not sprachlich nur schwer mitteilen können. Solche Personen können sich in Filmen wieder erkennen und sich mit den Hauptdarstellern identifizieren. Ihre seelischen Probleme finden einen plastischen Ausdruck, über den man reden und verhandeln kann. Vor dem Hintergrund gemeinsam gesehener Filme können sich die Patienten besser mitteilen, weil sie sich auf die Bilder und die Symbolik des Films beziehen können.

WDR.de: Welche Filme eignen sich für therapeutische Zwecke, welche nicht?

Mück: Ob sich ein Film eignet oder nicht, lässt sich nicht anhand genereller Kriterien beurteilen. So kann es durchaus sein, dass eine Komödie bei einem Depressiven dessen Leiden verstärkt und ihn in seinem Gefühl der Einsamkeit bestärkt, während der gleiche Film einen anderen Depressiven tatsächlich, zumindest vorübergehend, aus einem Stimmungstief holt. Wichtig ist zu prüfen, ob ein Patient für Symbolik aufgeschlossen ist. Dass sich eine Fülle von Filmarten nicht eignet, wie Horror-, Porno- und Gewaltfilme, versteht sich von selbst. Man muss Patienten für eine Filmtherapie auch nicht zwangsläufig neue Filme vorführen. Die Frage nach den bisherigen Lieblingsfilmen eines Patienten kann schon aufschlussreich sein und die Grundlage für entsprechende Gespräche liefern.

WDR.de: Nachdem die Filme entweder in Einzelsitzungen oder in der Gruppe angeschaut wurden - wie sollte idealerweise die Nachbrereitung aussehen, wie werden die Filme in das therapeutische Konzept eingebunden?

Mück: Generelle Vorgaben gibt es nicht. Menschen mit Kontaktstörungen beispielsweise bieten Filme die Möglichkeit, sich anschließend über etwas Neutrales auszutauschen und dadurch wertvolle Kontakt-, Gruppen- und Selbsterfahrungen zu machen. Ohne sich schon unmittelbar persönlich einbringen zu müssen, können Patienten schwierige Themen stellvertretend am Beispiel der Protagonisten eines Films, und eben nicht schon am eigenen Beispiel, diskutieren.

WDR.de: Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?

Mück: Alles, was wirkt, hat Nebenwirkungen. Es ist immer möglich, dass ein Film die Erinnerungen an eigene unangenehme Erfahrungen und traumatische Belastungen auslöst und den Patienten in eine schlechte Verfassung versetzt. Da Filme ja immer nur ergänzend zu einer Therapie eingesetzt werden sollen, ist es unwahrscheinlich, dass die Filmtherapie abhängig macht oder von Patienten als Vermeidung genutzt wird. Wenn aber ein Therapeut lieber Filme vorführt, um weniger Gespräche zu führen, sollte man eher an der Qualifikation des Therapeuten zweifeln und nicht in der Filmtherapie das Gefährliche sehen.

Das Interview führte Annika Franck