Mück: Generelle Vorgaben gibt
es nicht. Menschen mit Kontaktstörungen
beispielsweise bieten Filme die Möglichkeit,
sich anschließend über etwas Neutrales
auszutauschen und dadurch wertvolle Kontakt-,
Gruppen- und Selbsterfahrungen zu machen. Ohne
sich schon unmittelbar persönlich einbringen zu
müssen, können Patienten schwierige Themen
stellvertretend am Beispiel der Protagonisten
eines Films, und eben nicht schon am eigenen
Beispiel, diskutieren.
WDR.de:
Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?
Mück:
Alles, was wirkt, hat Nebenwirkungen. Es ist
immer möglich, dass ein Film die Erinnerungen an
eigene unangenehme Erfahrungen und traumatische
Belastungen auslöst und den Patienten in eine
schlechte Verfassung versetzt. Da Filme ja immer
nur ergänzend zu einer Therapie eingesetzt
werden sollen, ist es unwahrscheinlich, dass die
Filmtherapie abhängig macht oder von Patienten
als Vermeidung genutzt wird. Wenn aber ein
Therapeut lieber Filme vorführt, um weniger
Gespräche zu führen, sollte man eher an der
Qualifikation des Therapeuten zweifeln und nicht
in der Filmtherapie das Gefährliche sehen.
Das Interview
führte Annika Franck