Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Selbstanalyse (6)
- Therapie-Zwischenbilanz (33-jährige Patientin, 14x2 Sitzungen) -

 

Nach nun einem Jahr, bzw. 14 Therapiedoppelstunden fühle ich mich deutlich besser, als in den mindestens 8 Jahren vorher. Besser heißt, ich fühle mich in mir wohler, ich akzeptiere mich besser und ich kann meine Gefühle bereits besser deuten und damit wahrnehmen und sogar in immer häufiger werdenden Fällen auch ausdrücken.

Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen, vor allem in meinem nahen Umfeld, damit besser zu Recht kommen, obwohl ich nicht glaube, dass diese Veränderung allen bewusst ist.

Damit einher geht auch mein Bemühen, nicht mehr von mir auf andere zu schließen. In manchen Fällen gelingt mir dies wirklich gut, dass ich Verhaltensweisen erklären kann, so dass ich sie zwar nicht gut finde, aber eben verstehe. Für mich selber ist der stete Versuch der Umsetzung von „China ist auch in Deutschland“ ein großer Gewinn, weil ich dadurch einfach besser mit vielen Sachverhalten und Emotionen v.a. meiner Freunde und Familie umgehen kann.

Meine Selbstwahrnehmung hat sich ebenfalls verändert. Ich empfinde viel mehr als noch vor einem Jahr, vor allem achte ich nun auf Empfindungen. Das hatte  bereits zur Folge, dass ich Probleme nicht mehr einfach „weg-verdrängen“ kann, sondern sie nun sozusagen mit mir austragen muss. Das war am Anfang sehr unbequem, ich habe aber das Gefühl, dass es mir und meinem direkten Umfeld sehr viel besser bekommt, weil ich dadurch auch emotionale Probleme nun sogar direkt anspreche. 

Weiter fällt mir auf, dass mich betreffende Themen und Aussagen nun direkter bei mir ankommen. Nach den ersten Therapiesitzen musste ich erst in Ruhe irgendwo allein sein, um noch mal über das Gesagte nachzudenken und dann kamen schwallartig die Emotionen hoch. Mittlerweile ist es so, dass ich direkter die entsprechenden Emotionen fühle, die in mir aufkommen, einfach, weil ich es zulasse und nicht mehr warten möchte, bis ich mich dann irgendwann alleine damit auseinander setzen kann.

Der Umgang mit meinem Therapeuten hat sich für mich gefühlsmäßig auch verändert. Noch in der 7. Sitzung habe ich eher berufsmäßig sachlich mit ihm gesprochen, während ich nun das Gefühl habe, aufgrund des bei mir gewachsenen Vertrauens, dass ich offener bin und eher versuche, auch Empfindungen mit einzubringen (mal abgesehen davon, dass dies sowieso stark erwünscht ist). Mir fehlen dabei nach wie vor oftmals die Worte, aber es ist mir nicht mehr so unangenehm und ich merke, dass es offenbar tatsächlich eine Übungssache ist, über Gefühle zu sprechen. Dies wiederum erleichtert und freut mich, weil ich bereits gemerkt habe, dass ich mir das Leben wesentlich schöner gestalten kann, wenn ich Gefühlsthemen auch mal zur Sprache bringe und sie nicht wie bislang ausschweige.

Das mich lange Jahre beherrschende Gefühl der Traurigkeit und der Sinnlosigkeit  habe ich nun schon seit einigen Monaten nicht mehr in der Form gespürt, wie noch vor einem Jahr. Traurigkeitsphasen setzen ab und zu noch ein, aber sie dauern nicht lange (max. noch 1-2 Tage) an. Ich glaube, dass es daran liegt, dass ich nun oftmals die auslösenden Gründe kenne und sie dadurch besser verarbeiten kann. Ich stelle jedoch fest, dass, wie zum Beispiel an Ostern, ich früher aufgrund des Verhaltens meiner Familie = Nicht-Wahrnehmung meiner Person, nicht mehr traurig werde, sondern ärgerlich. Das ist dann sicherlich für meine Familie nicht so schön, aber für mich die verträglichere Variante.

Aufgrund der gefühlten Sinnlosigkeit hatte ich eine besondere Affinität zu Brückenpfeilern. Diese ist weg. Aufgrund meiner vielen Autofahrten passiere ich täglich viele Pfeiler, habe aber schon seit Monaten nicht mehr das Bedürfnis, dagegen zu fahren, ich denke meistens nicht mal mehr daran, dass ich das lange Jahre gern getan hätte.

„Einfach tot umfallen“ ist etwas  anderes - wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich, wenn mir die Möglichkeit angeboten würde, noch unbedingt spontan „ja“ sagen würde. Ich stehe zwar morgens nicht auf und freue mich auf den Tag und die Erlebnisse, die er bringen könnte, aber ich habe auch nichts mehr dagegen, einen neuen Tag zu beginnen.

Sprachlich bin ich nach wie vor bemüht, meine Relationsworte „aber“ und „wobei“, Verallgemeinerungen wie „alle“ und „jeder“, Übertreibungen wie „extrem“ und Versachlichungen durch das Wort „man“ zu vermeiden, wo es nur geht. Durch das Weglassen von „man“, was mir am Leichtesten fiel, habe ich direkt einen Unterschied in der Wertigkeit meinen Aussagen feststellen können. Ebenso versuche ich „müssen“ nicht mehr in Zusammenhängen zu gebrauchen, wo ich ebenso gut z.B. „dürfen“ einsetzen kann.

Übrig bleibt nun noch das schlechte Gewissen, dem wir noch ein wenig auf der Spur sind. Bislang bot sich mir noch keine Gelegenheit, dagegen an zu gehen. Das ist insofern schade, als ich sehr gespannt bin, wie sich das dann für mich anfühlt.