Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Selbstanalyse (3)

 

Zu Beginn der Therapie vor etwa fünf Monaten befand sich die Patientin noch in einem seelisch äußerst instabilen Zustand. Vor dem Hintergrund einer sozialen Phobie, die sich im Laufe der Jahre in immer mehr Lebensbereiche ausgeweitet hatte, fühlte sich die Patientin in ihrer Lebensführung stark eingeschränkt und entwickelte entsprechende depressive Symptome. Die Patientin hatte u.a. ein Vermeidungsverhalten in Bezug auf Präsentationen, Unterschreiben vor anderen, Restaurantbesuche, etc. entwickelt und verspürte eine immer stärkere Unsicherheit in sozialen Situationen insgesamt. Zudem kam eine Höhen- und Flugangst mit entsprechendem Vermeidungsverhalten.

Zu Beginn der Therapie standen besonders verhaltenstherapeutische Ansätze im Vordergrund. Dabei konfrontierte sich die Patientin zunehmend mit den ihr noch Angst machenden Situationen und konnte so erleben, wie die Angst mit jedem Mal weniger wurde. Auf Vorschlag des Therapeuten erstellte die Patientin einen wöchentlichen Arbeitsplan und setzte sich so jeden Tag mehreren Bewältigungsaufgaben aus. So konnte die Patientin ihre Ängste kontinuierlich abbauen. Als besonders hilfreich empfand die Patientin dabei die Erkenntnis, dass alles passieren darf, nur kein weiteres „Vermeiden“ von Situationen. Durch die Aufnahme eines regelmäßigen Ausdauertrainings sowie die tägliche Integration von Autogenem Training war es der Patientin möglich, ihre Selbstregulationsfähigkeiten in immer stärkerem Maße nach zu entwickeln und entsprechende neue Reaktionsmuster zu schaffen.

In einem nächsten Therapieabschnitt wurden auf tiefenpsychologischer Ebene jene Erfahrungen mit dem Therapeuten herausgearbeitet, die ein möglicher Auslöser für die sozialen Ängste waren. Dabei sprach die Patientin erstmals offen über ihre Kindheit und empfand bereits dieses „sich öffnen“ als eine große Erleichterung. Durch diese erstmalige Überwindung wurde es für die Patientin auch zunehmend leichter, andere Themenbereiche aufzugreifen. Dies stellte einen wichtigen ersten Schritt dar in Bezug auf die Fähigkeit, über seine Gefühle überhaupt offen sprechen zu können. Die Patientin lernte so, sich selbst und ihre Vergangenheit mehr zu akzeptieren und vor allem negative Gefühle nicht mehr zu verdrängen, sondern sich damit zumindest solange auseinanderzusetzen, bis sie deren „Botschaft“ verstanden hat. Durch diese Auseinandersetzung ist es der Patientin heute schon möglich, weniger Hilflos auf z.B. Einsamkeits- oder Angstgefühle zu reagieren. Auch der Hinweis des Therapeuten, dass die Patientin auf eine Abnabelung vom Elternhaus achten sollte und sich nicht länger parentifizieren lassen sollte, war sehr wichtig und fördert aktiv die Selbstständigkeit der Patientin.

In den letzten Therapiesitzungen sind besonders drei Themenbereiche in den Vordergrund gerückt, mit deren Umgang die Patientin noch Probleme hat: private Beziehungen, Scham und Sexualität. Durch die Vermittlung von Aspekten der sozialen Kompetenz (Metagespräche, Perspektive wechseln und Dissoziation, etc) ist es für die Patientin bereits leichter, sich in diesen Bereichen zu behaupten. Durch das Anti-Scham-Training lernt die Patientin zusätzlich, sich von beengenden Mustern zu befreien und mutiger zu werden.

In Bezug auf ihre sozialen Ängste konnte die Patientin bereits wesentliche Fortschritte erzielen und ihr Selbstbewusstsein entsprechend stärken. Die Selbstregulationsfähigkeit ist ebenfalls entsprechend stärker geworden, allerdings sind hier noch Verbesserungen notwendig. Noch immer greift die Patientin in problematischen Situation auf externe Regulatoren (Eltern, Freunde, etc.) zurück und ist hierdurch noch zu sehr vom Input anderer Menschen abhängig. Auch der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist noch zu stark untermauert von Zukunftsängsten oder unbegründeten Selbstzweifeln, die die Patientin noch zuweilen in Ihren Tätigkeiten lähmen. Hier bemüht sich die Patientin, das hineinfallen in entsprechende negative Muster schnell zu erkennen und durch eine Effizienzorientierung zu beenden. Die Patientin muss im Sinne ihrer Genesung weiter intensiv darauf achten, dass sie sich aktiv um ihr seelisches Gleichgewicht bemüht und ihre Bereitschaft zu mutigem Verhalten stärkt. Ferner sollte sie sich weiter darin üben, über ihre Gefühle offen zu sprechen und das zu tun, was für sie in beruflicher oder privater Natur sinnvoll und wichtig ist.

Zusammenfassend empfindet die Patientin besonders folgende durch die Therapie vermittelte Erkenntnisse als besonders hilfreich:

  • Die Patientin verfügt noch über eine zu gering ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstregulation, wodurch ihr das eigene Empfinden und deren Beeinflussbarkeit verständlicher wurde
  • Angst kann durch Konfrontation mit der Situation abgebaut werden. Der beste Schutz vor weiteren Angsterkrankungen ist es, keine Situationen mehr zu vermeiden und sich der Angst machenden Situation umgehend zu stellen
  • Über seine Gefühle soll und muss man sprechen und diese zumindest solange zulassen, bis man deren Botschaft verstanden hat. Aufgestaute oder verdrängte Gefühle können sich im Zweifel gegen einen selbst richten.
  • Jeder Mensch lebt in seiner eigenen „Welt“. Die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen kann durch einen offenen und ehrlichen Dialog erheblich verbessert werden
  • Besonders in Bezug auf die Seele muss die Patientin immer wieder aktiv auf die Beibehaltung bzw. Wiederherstellung eines gesunden Gleichgewichtszustandes achten.