Der folgende Bericht -
in Auszügen - erreichte mich von einer Bulimie-Patientin, der ich
dringend zu einem Klinikaufenthalt geraten hatte:
Ich bin sehr sehr froh,
den Schritt gewagt zu haben, in eine Klinik zu gehen. Ich bin ebenfalls
froh, dass ich eine Klinik gewählt habe, in der es eine eigene
„Essgestörten-Station“ gibt. Am Anfang fand ich es sehr verwunderlich
und neu, aber auch sehr gut, dass viele hier sind, die mich, mein
Verhalten, mein Denken und meine Ängste verstehen.
Beim Essen können wir
uns gegenseitig unterstützen, da wir nur „Essgestörte“ am Tisch haben.
Die Gruppentherapien, die 3x die Woche stattfinden, sind wie die
Selbsthilfegruppen, sehr hilfreich. Denn dort werden Themen besprochen,
die einen persönlich betreffen. Aber während wir diese durchsprechen,
stellen wir immer wieder fest, dass wir alle eigentlich die
gleichen oder zumindest ähnliche Probleme haben.
Wir haben hier auch
„Gestaltungstherapie“. Ist Ihnen sicher nicht ganz unbekannt? Hier wird
zunächst „geblitzt“ (d.h. wir sagen, wie es uns z. Z. geht). Danach
sollen wir dieses Gefühl auf Papier bringen. Ist für mich sehr
schwierig, da ich nicht malen kann. Mir liegt es eher, ein Bild zu
deuten. ;o) Naja, aber ich habe es versucht. Interessanterweise haben
die Gestaltungstherapeutin wie auch die Mitpatientinnen recht viel in
meinen Bildern gesehen.
Ich habe seit Anfang
des Jahres auch „Anti-Diät“ und „GSK = Gruppe sozialer Kompetenz“. Bei
„Anti-Diät“ lernt man,
- warum ich essen soll
(das haben Sie mir schon erzählt!)
-
warum ich keine Light-Produkte
nehmen soll (=Steigerung des Hungergefühls)
- warum die
Kombination von Kohlenhydraten und Süßem so gut und wichtig ist
(Sättigungsgefühl hält länger an)
etc.
Bei „GSK“ lernt man mit
Rollenspielen:
- „NEIN“-Sagen
- Kritik äußern
- Kritik annehmen
- für sich selber sorgen
- zu sich selber gut/fürsorglich zu sein
- einen gesunden Egoismus
- Prioritäten setzen etc.
Ich habe schon recht viel geändert. Ich hoffe, es festigt sich auch wenn
ich wieder daheim bin?!!
a)
Ich freue mich jeden Morgen
auf das Frühstück
b)
Ich verzichte auf die
Zigarette auf „nüchternen“ Magen (erst nach dem
Frühstück)
c)
Ich habe seitdem ich hier bin,
keinen Kaffee mit Milch und Zucker, sondern
schwarz getrunken.
d)
Ich gönne mir ab und an
einen Cappuccino oder eine Latte Machiatto, Aber nur,
wenn ich wirklich „Heißhunger“
darauf habe und nicht, um deshalb
weniger/gar nicht zu essen.
e)
Ich habe mir schon einige
Male, ein süßes Gericht (z.B. Kaiserschmarrn) ohne
schlechtes Gewissen
erlaubt!!
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