Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ungünstige Erfahrungen mit Psychoanalyse


Der folgende Bericht eines Patienten soll
auf keinen Fall abschrecken. Denn Psychoanalyse ist ein wissenschaftlich gesichertes Verfahren . Die Ausführungen sollen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Eignung einer Therapiemethode für eine individuelle Person sowie die "Passung zwischen Patient und Therapeut" frühzeitig zu überprüfen. Auch veranschaulicht der beschriebene Fall, was passiert, wenn die "therapeutische Beziehung" nicht thematisiert werden darf.


Zu Anfang möchte ich kurz erwähnen, dass es für mich völliges Neuland war, zu einem Psychologen zu gehen. Was sollte ich dort -  mit 28 Jahren. Zu einem Psychologen zu gehen, gehört doch nur in den USA zum guten Ton, dachte ich.

Letztendlich beschritt ich den Weg einen Psychologen aufzusuchen, weil ich professionelle Hilfe brauchte und erhoffte, sie leider in Form der Psychoanalyse jedoch nicht fand. Dazu später.

Zunächst einmal der Hintergrund.

Mein Problem lag darin, dass meine Freundin mich nach langjähriger Beziehung verließ. Gerade hatten wir eine schwere Zeit zusammen überstanden. Wir hatten beide Examen gemacht. Wie konnte das sein, wo diese Frau mit mir Zukunftspläne geschmiedet hatte?

Eine Welt brach für mich zusammen. Gedanken; Weinkrämpfe quälten mich.

Das Leben machte keinen Sinn mehr. Suizidgedanken kamen ein ums andere Mal hervor. Die Hoffnung auf einen Neuanfang wurde im Keim erstickt.

Der einzige Weg aus diesem Loch herauszukommen schien mir in einer psychologischen Therapie zu liegen.

Problem: welche Art von Therapie. Verhaltenstherapie? Analyse?....

Was mich dazu bewegte, eine analytische Therapie zu begingen, kann ich nicht mehr mit Sicherheit sagen. Von verschiedenen Stellen hatte ich jedenfalls gehört, dass dies mir helfen könne.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen. Die Therapie war ein Flop. Zudem geriet ich an einen Therapeuten, für den diese Berufsbezeichnung sehr schmeichelhaft ist.

Psychoanalyse kann aus meiner Sicht lediglich dazu dienen bestimmte Dinge theoretisch festzuhalten, sie ist jedoch nicht geeignet Probleme zu lösen/ zum Positiven zu ändern.

Psychoanalyse stellt für mich etwas sehr Abstraktes dar, das an der Realität vorbeigeht.

Meinen ersten analytischen Therapeuten besuchte ich im August 2004. Er bat mich höflich in sein Zimmer, ließ mir Zeit, einen Platz im Raum zu suchen, wo ich sitzen wollte, und begann anschließend mit Fragen aus der Kindheit.

Insgesamt besuchte ich diesen Herrn 5 oder 6 mal.

Letztlich brach ich diese Therapie dann ab, weil einige Dinge für mich unbefriedigend waren und mir auch suspekt erschienen.

Warum sollte ich auf einer Couch liegen, meinen Therapeuten nicht anschauen dürfen? Warum sollte ich die Therapietage für die nächsten 2 Jahre, wie mir mitgeteilt wurde, mit Datum und Uhrzeit bereits jetzt festlegen? Er teilte mir mit, dass es ihm auch egal sei, ob ich jetzt schon wisse, welche beruflichen Termine ich in der Zukunft wahrzunehmen habe. „Sie haben immer an diesem Tag einen Termin und das bleibt so, komme was wolle. Wenn sie nicht kommen, zahlen sie trotzdem. Ich mache ein mal im Jahr Urlaub und das ist die einzige Zeit, zu der auch Sie was einplanen können“. Ich war schockiert.

Durch diese Aussagen konnte sich kein Vertrauensverhältnis aufbauen. Mir erschien es, als habe dieser Mann lediglich Interesse, Geld abzuschöpfen und das um jeden Preis.

Nach so einer enttäuschenden Erfahrung unternahm ich Recherchen im Internet und stieß auf einen Analytiker aus Bonn. Ich dachte: Jemand der in der Therapeutenkammer in NRW eingeschrieben ist, versteht sein Handwerk. Schnell war ein Termin vereinbart und Herr X empfing mich höflich und nett.

Die ersten Sitzungen fanden im Sitzen statt. Ich konnte den Therapeuten ansehen und seine Mimik und Gestik erkennen. Ich fasste Vertrauen.

Sollte ich hier richtig sein? Ja, dass dachte ich zumindest.

Nach etwa 5-6 Stunden fand die Therapie im Liegen statt. Ich schaute auf eine Wand und konnte dem Therapeuten nicht mehr in die Augen schauen. Unbefriedigend und nicht hilfreich nach meiner Ansicht. Warum muss sich der Therapeut in meinem Rücken verstecken? dachte ich. Er sollte doch meine Augen sehen und spüren, wie ich empfinde.

Letztlich wurden meine Probleme (Depression, Ängste etc. ) jedoch in keiner Weise gelöst. Es trat nicht mal eine Besserung ein. Hatte ich dem Therapeuten zu wenig Zeit gelassen? Wohl kaum, bei mehr als 100 Therapiestunden. An meinem Willen lag es auch nicht.

Um eines vorweg zu schicken: Ich hatte keine Probleme damit, mich dem Therapeuten zu öffnen.

Mehrfach versuchte ich Herrn X in den einzelnen Stunden zu erklären, wie es mir ging, welche Ängste ich habe, welche Gedanken mich bewegten, und fragte nach Auswegen aus diesem Dilemma. Zudem wies ich ihn mehrfach darauf hin, dass auch meine Familie sich Sorgen machte. Als meine Mutter ihn einmal höflich per Telefon kontaktierte - mit meinem Einverständnis -, legte Herr X einfach den Telefonhörer auf mit der Aussage: er wisse was er tue; man solle ihn nicht bei seiner Arbeit stören.

Bei welcher Arbeit?

Ich wies ihn mehrfach darauf hin, dass bisher keine Besserung eingetreten sei und fragte ihn, wie es weitergehen solle.

Alle Aussagen meinerseits nahm Herr X mit einem Schmunzeln hin. Teilweise schwieg er auch einfach mal die halbe Zeit der Sitzung.

Ich lag auf der Couch und dachte: Was mache ich eigentlich hier. Ich suche doch Hilfe. Warum nimmt man mich nicht ernst? Wieso spricht Herr X nicht mit mir?

Diese Verhaltensweise des Therapeuten machte mich traurig und gleichzeitig ärgerlich. Ich ließ ihn dies auch wissen... Ich fragte ihn, warum er mich nicht ernst nehme und teilte ihm mit, dass ich mich unverstanden fühlte. Auch sagte ich ihm, dass ich jetzt alles in der Stunde gesagt habe und gerne seine Meinung hören würde.

Seine Antwort war: Sie haben doch keine Depression, keine Ängste. Das bilden sie sich ein. Sie spielen Schach im Kopf, versuchen mich zu manipulieren. Aber das gelingt ihnen nicht. Ihr Problem ist ein moralisches. Sie sind so erzogen worden.

Und jetzt? fragte ich ihn. Wie soll es weitergehen? Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels, bin verzweifelt, hilflos, ratlos. Alle ihre Aussagen sind abstrakt und schön zu hören. Aber die Praxis sieht anders aus.

Seine Antwort: „Überdenken Sie ihre Moral und dann hat die Natur es so eingerichtet, dass Sie eine neue Partnerin finden." „Im Übrigen ist alles nicht so schlimm, Sie haben doch sicherlich keine Weinattacken mehr.“ Ich war frustriert. Zu Beginn jeder Stunde teilte ich ihm mit, wie oft ich in meinen eigenen 4 Wänden mit Grübelei und Weinen verbrachte. Hörte er mir nicht zu?

Den erwähnten Satz musste ich mir jede 2. Stunde anhören. Was sollte ich mit dieser Aussage anfangen? Ich benötigte praktische Hilfe und keine Floskeln.

Fazit bezogen auf den Analytiker:

Insgesamt stellte sich dieser Analytiker ebenso wie der erste, bei dem ich wie dargelegt nur wenige Stunden verbrachte, trotz seiner langjährigen Erfahrung als eine Person dar, die in ihrer eigenen Welt lebt, weit ab des normalen Lebens. Immer wieder fragte er mich an verschiedenen Punkten, ob das unter jungen Erwachsenen so üblich sei. Er kenne sich da nicht aus. – und dieser Mann wollte mir helfen, wenn er lediglich in seinen Therapieräumen lebt und die Außenwelt nur scheinbar wahrnimmt.

Nach über einem halben Jahr der Therapie stieß ich auf einen ausführlichen Artikel in der Zeitschrift Stern, der sich mit Psychotherapie beschäftigte.

Ich konfrontierte Herrn X mit diesem Artikel und dessen Aussagen (z. B. kognitive Therapie ist hilfreich, Analyse hilft nur den wenigsten Patienten; es ist möglich in 30 Stunden therapiert zu sein etc. )

Herr X setzte wieder sein Schmunzeln auf und merkte an: Ich weiß, dass es viele Therapeuten gibt, die Kritik an der Analyse äußern. Im Endeffekt kommen aber alle zum gleichen Ergebnis. Dann schwieg er.

Nach weiteren frustrierenden Stunden kam ich zu dem Schluss, dass ich einen anderen Weg beschreiten muss. Die Psychoanalyse und dieser Therapeut waren Zeitverschwendung.

Ich suchte nach Alternativen und fand Herrn M. in Köln. Diesen suchte ich alsbald auf.

In unserem zweiten Gespräch vereinbarte ich mit ihm, dass ich den Analytiker zu weiteren 5 Stunden aufsuchen werde, um diese Therapie „sauber“ abzuschließen. Herr M. teilte mir mit, dass es sein könne, dass diese 5 Stunden im Endeffekt hilfreicher sein könnten, als alle Stunden zuvor. Grund: Der Analytiker würde sich besonders mühen, weil auch ihn daran gelegen sei, die Gründe der „ Nichtbesserung“ aufzuarbeiten.

Gegenüber Herrn M deutete ich an, dass der Analytiker mir in der Vergangenheit mitgeteilt hatte, dass schon einmal ein Patient frustriert und sauer seine Praxis verlassen hatte und er, Herr X, dafür nur ein müdes Lächeln übrig habe.

Daraufhin äußerte Herr M., dass es sein könne, dass Herr X gekränkt sei, ich da aber durch müsse.

Gesagt getan. Am 1.7.2005 suchte ich den Analytiker auf, um mit ihm offen über das Bisherige zu sprechen. Ich bat ihn um ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht.

Rückblickend teilte ich ihm mit, dass ich keinen Schritt weitergekommen sei, dass die Analyse womöglich ungeeignet sei.

Herr X war anfangs sehr ruhig, lachte ab und zu ( wobei man nie weiß ob er über den Patienten oder über die Situation lacht - was ich ihm auch mitteilte: „Ich komme mir auf den Arm genommen vor, wenn sie jetzt wieder so lachen“ ).

Die Situation wurde in dem Moment um und wurde unschön, als ich ihm sagte: "Herr X, ich habe mir Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich eine Verhaltenstherapie mache“.

In diesem Moment sprang er von seinem Sitz auf, sagte: „Verlassen sie sofort meine Praxis!“

Ich entgegnete, dass ich dieses Verhalten jetzt nicht verstünde. Er entgegnete: Ich bin gekränkt und habe keine Lust mehr auf sie.

Ich bin „gegangen worden“, d. h. an diesem Punkt machte ich einen Fehler. Mit gesenktem Kopf verließ ich die Praxis, wie ein „reuiger Hund“, der etwas Schlimmes verbrochen hatte. Dabei hatte ich nur offen gesprochen und ihn nicht persönlich angegriffen.


Anmerkung von Dr. Mück: Der Patient wuchs vaterlos bei Mutter und Großeltern auf und erhielt erst im Alter von 14 Jahren einen Stiefvater. Von letzterem fühlte er sich allenfalls geduldet. Nach einem einschneidenden Trennungserlebnis stößt er auf zwei Analytiker, die durch ihre Methode und ihr Verhalten seinen Wunsch nach einer hilfreichen Vaterfigur bzw. nach Verbundenheit und Empathie massiv enttäuschen und damit sein Leid eher vergrößern als verringern.