Erfahrungsbericht eines 32-jährigen Patienten mit
"Alexithymie"
Ich ziehe bald von Köln nach Berlin. Aus
diesem Grunde werde ich die Sitzungen bei Herrn Dr. Mück nicht weiter
fortsetzen können. Es waren nicht viele Sitzungen (nicht einmal 10),
aber sie waren alle sehr gut, weil sie mir auf die unterschiedlichsten
Arten und Weisen etwas gebracht haben: mehr als nur ein Mal war es die
innere Ruhe, die ich in diesem hellen Raum, in den die Sonne strahlt,
gefunden habe. Ein anderes Mal war es eine andere Sichtweise gegenüber
meinen Eltern oder der Hinweis, dass ich mich mit meinen Eltern über
bestimmte Dinge unterhalten könne. Und es gab die Situationen, in denen
mir klar wurde, dass ich mich gewissen Dingen in meinem Leben – sofort -
stellen muss.
Schon längere Zeit war
ich mit meinem Leben und mit mir nicht zufrieden. Jedoch drehte ich mich
im Kreise: ich kam immer wieder an denselben Punkt, mit denselben
Problemen, ohne voranzukommen. Ich kam – von alleine - nicht raus. Also
beschloss ich nach längerem Ringen mit mir zum Psychotherapeuten zu
gehen und hoffte, dass er mir Auswege aus meiner Sackgasse zeigen
könnte. Der Entschluss war gefallen, aber bis man dann tatsächlich an
einen Psychotherapeuten rankommt war und ist ziemlich schwierig. Die
üblich Bandansage lautet, dass bis zum Ende des Jahres alle Plätze
bereits vergeben sind und dass die Sprechstunde, an denen der Therapeut
zu erreichen ist, Donnerstags Morgens von 7:00 bis 7:30 Uhr ist. Es wird
einem also leicht gemacht von seinem ersten guten Vorsatz (einen
Psychotherapeuten zu konsultieren) abzukommen. Glücklicherweise bin ich
dann an die Nummer von Herrn Dr. Mück gekommen, der – was für ein Zufall
– gerade einen freien Platz hatte, weil eine Patientin abgesagt hatte.
Das erste Mal… war
angenehm. Ich hatte keine konkrete Vorstellung, wie es sein wird und
wurde dennoch positiv überrascht. Die Atmosphäre des Zimmers, die
Schilder, die zum Handeln animieren und dann das Gespräch mit Herrn Dr.
Mück, in dem er den Hilfesuchenden jedoch zuerst darauf hinweist, dass
er sich besser noch andere Therapeuten “anschaut“, da man herausfinden
sollte, ob der Therapeut wirklich zu einem passt, haben mir gesagt, dass
dies eine fruchtbare Zusammenarbeit werden kann.
Die Gespräche waren
durchweg sehr gut und wir kamen in fast jedem Gespräch auch an wichtige
Punkte heran. Bei mir hat es ca. 2 bis 3 Sitzungen gedauert, bis wir zu
den wahren Problemen im Rahmen einer Sitzung vordringen konnten. Bis
dahin galt es für mich Herrn Dr. Mück so viele Informationen wie möglich
über mich, meine Familie, etc. zu geben, damit sich Herr Dr. Mück ein
Bild von mir machen konnte. Danach ging es ans Eingemachte. Leider war
gerade dann immer die Zeit um, als ich das Gefühl hatte, dass wir auf
sehr gutem Weg zum Kern des Problems waren. Dennoch war jede Sitzung ein
Erfolg, weil ich immer etwas aus ihr mitnehmen konnte; sei es, dass mir
etwas klar wurde oder dass ich neue Kraft und Mut für den Tag, etc.
finden konnte. Die Sitzungen haben sich auch - sofort – positiv - auf
mein Leben ausgewirkt. Zum einen dadurch, dass ich offen mit dem Thema
Psychotherapie umgegangen bin und dadurch mich und andere gezwungen
habe, sich mit dem Thema und den Hintergründen zu beschäftigen. Zum
anderen wurden in der Sitzung auch Punkte auf den Tisch gebracht, vor
denen ich einfach die Augen verschlossen und so getan hatte, als ob es
sie nicht gäbe. Also musste ich mich in der Sitzung damit
auseinandersetzen und fühlte mich jedes Mal nach der Sitzung
erleichtert, weil ich die Dinge nicht weiter verdrängt hatte, sondern
dabei war, sie anzugehen.
Nichts desto trotz muss
ich sagen, dass die Therapie bei Herrn Dr. Mück nur ein Teil meiner
Selbstfindung und meines Weges ausgemacht hat. In der Therapie wurde mir
Kraft gegeben, dort konnte ich Ruhe, Anregungen und Hinweise finden.
Aber es sind lediglich Hilfestellungen. Den (großen) Rest muss man
selbst erledigen. Mir hat dabei meine Freundin geholfen, die mich bei
all meinen Schritten unterstützt hat. Daneben hat mir sehr ein Freund
geholfen, mit dem ich mich über alle meine Probleme unterhalten konnte.
Und das war auch dringend nötig. Denn die Sitzungen dauern lediglich 45
Minuten bis 90 Minuten und gerade dann, wenn wir dabei waren an den/ die
Kern/e zu kommen, mussten wir aufhören. Mit Freunden hat man ganze
Abende oder gar Tage Zeit. Und der Vorteil dabei ist, dass die
Freundschaft durch die Nähe und Intensität gestärkt wird, während der
Therapeut doch immer (oder zumindest in den meisten Fällen) der Arzt
bleibt. Neben Gespräche und Freunden liegt es an einem selbst 1. inne zu
halten und zu überlegen, was man will, was einen stört, etc.,
2. handeln, 3. sich nicht entmutigen zu lassen, 4. zu kämpfen und
nötigenfalls seine Strategien (wie es einem gut gehen kann) zu ändern
und 5. auf sich und seine Gefühle zu hören.
Allein der Umzug ist
der Grund, dass die Therapie beendet wird. Aber – wie soeben gesagt –
die Therapie ist nur ein Teil, eine Hilfestellung auf dem Weg zur
Besserung. Und deshalb weiß ich, dass es noch einige Päckchen zu
entpacken gibt. Dennoch weiß ich auch, dass nun die Grundlagen in meinem
Leben gegeben sind, um diese und andere Aufgaben zu meistern – ohne
aktive Hilfestellung durch einen Therapeuten. |