„Emotionskompetenz“
erlernt jeder Mensch in den ersten Lebensjahren: Alle Menschen können
sofort nach der Geburt emotional mit ihrer Umwelt in Kontakt treten (durch
Weinen, Lachen, Ekel zeigen usw.). „Kompetenz“ entwickelt sich jedoch nur,
wenn die Umwelt angemessen auf die emotionalen Signale eingeht (sich wie
bei einem Rundfunksender darauf „eintuned“ = Affektattunement). Gelingt
dies, kann das Kind eigene Emotionen als solche wahrnehmen, sie benennen,
ihnen trauen und sie zur Kommunikation mit anderen nutzen. Dadurch erlebt
es sich als „wirksam“ und wird es im weiteren Leben Selbstvertrauen
entwickeln. Misslingt die emotionale Abstimmung mit der Umwelt, kann das
betreffende Kind kein Vertrauen zur Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit
seiner Emotionen entwickeln. Auch wird es nicht lernen, emotionale Signale
zu deuten. Notgedrungen passt es sich äußeren Signalgebern an. Solche
Menschen essen dann, weil es 12 Uhr ist, und nicht, weil sie Hunger
verspüren, um ein Extrembeispiel zu nennen. Ob sie sich in ihrem Körper
wohl fühlen, machen sie davon abhängig, ob andere sie schön oder zu dick
finden. Oft verarmt auch das emotionale Ausdrucksvermögen, während
gleichzeitig das Bedürfnis wächst, Aufmerksamkeit und
Handlungsbereitschaft anderer Menschen zu erlangen.
„Emotionskompetenz“ lässt
sich auch im Rahmen der „therapeutischen Beziehung“ entwickeln.
Erfolgreiche Therapie zeichnen sich durchweg dadurch aus, dass sie von
emotionalen Prozessen begleitet sind, also das Emotionsgedächtnis/zentrum
aktivieren bzw. beeinflussen. Dabei gilt es, körperliche Signale überhaupt
wahrzunehmen und sie als Emotionsausdruck (Signal) zu interpretieren.
Durch häufige und rasche Emotionsfeedbacks zwischen Patient und Therapeut
kann es gelingen, ein Gefühl für die Wirksamkeit eigener Emotionen bei
anderen und umgekehrt zu entwickeln. Dies wiederum fördert das Vertrauen
in den eigenen Körper bzw. die eigene Person und überwindet die oft
vorhandenen Ohnmachtsgefühle. Nicht zuletzt erlebt man sich auf wunderbare
Weise sozial eingebunden und kann es zu Momenten von
„Übereinstimmungsglück“ kommen.
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