London (pte, 16. Jan 2004
15:05) - Forscher der London School of Hygiene and Tropical Medicine
http://www.lshtm.ac.uk
sind zum Schluss gekommen, dass gesundheitsgefährdende Objekte eher unter
die Kategorie ekelerregend subsumiert werden als harmlose, berichten sie
im Wissenschaftsmagazin Biology Letters. Das bedeutet, dass Ekel die
Menschen vor Krankheiten schützt. Mehr als 40.000 Menschen um den Globus
wurden für die Studie über die Empfindung "was ist eigentlich ekelhaft"
befragt.
Die Studie hat gezeigt, dass Kot, Ausscheidungsprodukte, Wunden,
Körperflüssigkeiten, Verderbendes und Verfaulendes global gesehen als
ekelerregend eingestuft wurden. "Gerade in jenen Dingen stecken Gefahren
für die Gesundheit", erklärt Studienleiterin Valerie Curtis. Das lege
nahe, dass es eine biologische und angeborene Programmierung gibt, die
sozusagen den Kontakt mit diesen Dingen vermeidet, führt Curtis aus.
Wissenschaftler waren bisher davon ausgegangen, dass der Mensch erst
lernt, sich vor gewissen Dingen zu ekeln. "Wir haben eine Prädisposition
Kot ekelhaft zu finden. Umgekehrt kann man einem Kind nicht Ekel vor
Orangen oder Bonbons beibringen", erklärt Curtis, die davon ausgeht, dass
diese Prädisposition des Ekels genetisch verankert ist, aber im Laufe des
Lebens durch Erfahrung gesteigert wird. "Jedes unserer Verhaltensmuster
kann durch gelernte und biologische Komponenten definiert werden", so die
Expertin. Aus der Studie ging auch hervor, dass Frauen eine höhere
Sensitivität für Abscheu und Ekel haben. Das habe möglicherweise mit der
Aufgabe des Aufziehens der Kinder zu tun.
Den Aussagen der Forscherin widerspricht der Psychologe Clark McCauley von
der Bryn Mawr Universität in Pennsylvania. "Dass Ekel einen evolutionären
Hintergrund hat, ist offensichtlich. Das schützt uns davor, verdorbenes
Fleisch zu essen. Aber Abneigung gegen verschiedene Dinge sind wesentlich
von der Kultur beeinflusst", so der Experte. Denn was Menschen heute eklig
finden, gehe weit über den evolutionären Begriff hinaus. "Der biologische
Mechanismus wurde in verschiedenen kulturellen Horizonten wesentlich
ausgedehnt", erklärt McCauley. Das werde etwa durch die unterschiedliche
Haarpflege in verschiedenen Kulturen klar, meint der Experte zu BBC-Online
http://news.bbc.co.uk
.
Die Untersuchung von Curtis wurde mithilfe einer BBC-Website durchgeführt.
Die Teilnehmer mussten verschiedene Fotos nach dem "Ekligkeitsgrad"
beurteilen. Offensichtlich gibt es auch bei Tieren eine gewisse
Empfindung, die dem menschlichen Ekel entspricht.
Quelle:
pressetext.austria
Redakteur: Wolfgang Weitlaner,
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