Spanien. Anhand von
Betonung, Sprachmelodie und Rhythmus („Prosodie“) lässt sich
beschreiben, wie jemand spricht. Dabei hängt die Sprechqualität
wesentlich davon ab, wie variabel Frequenzen, Pausen und Lautstärken verändert
werden können. Je vielfältiger die entsprechenden Möglichkeiten sind,
um so leichter fällt es, anderen Gefühle und Einstellungen zu vermitteln
bzw. zwischenmenschliche Erfahrungen von Harmonie zu erzeugen. Wer ohne
„Prosodie“ spricht, läuft dagegen Gefahr, sich emotional zu
isolieren.
Mehrere Studien weisen darauf
hin, dass depressive Menschen in ihrem Sprachausdruck wenig Variation
zeigen. Eine weitere Bestätigung dieses Phänomens liefert eine
Untersuchung von M. Garcia-Toro und Kollegen an 23 Patienten mit einer
Major Depression und 20 gesunden Kontrollpersonen. In ihr deuteten 7 von
10 quantitativ erfassten Sprachkriterien auf eine verringerte
Sprachvarianz bei Depressiven hin. Eine zweimonatige Behandlung mit
Antidepressiva ging bei den 13 Respondern (55,2 Prozent) mit einer
signifikanten Abnahme der Stimmreaktionszeiten und der Sprechpausen
einher. Da sich die letztgenannten auch in der Kontrollgruppe verkürzten,
blieb nur die Stimmreaktionszeit als klinisch bedeutsamer Unterschied übrig.
Die spanischen Wissenschaftler
schließen nicht aus, dass die mit dem technischen Experiment verbundene
Aufregung und unmittelbare körperliche Einflüsse der eingenommenen
Antidepressiva (trockener Mund) eindeutigere Ergebnisse verhindert haben.
Die Tatsache, dass zahlreiche Sprachkriterien auch bei den gebesserten
Depressiven beeinträchtigt blieben, würde zu der Erfahrung passen, dass
die Gefahr von Rezidiven auch nach einer überwundenen Depression
fortbesteht.
M.
Garcia-Toro u.a.: Prosody impairment in depression measured through
acoustic analysis. J.
Nerv. Ment. Dis. 2000 (188) 824-829
|