England. A. Garland und Mitarbeiter
zeigen Therapeuten depressiver Patienten Strategien auf, welche die
Effektivität therapiebegleitender „Hausaufgaben“ verbessern können.
Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass kognitive Psychotherapie bei
Depressiven umso erfolgreicher verläuft, je mehr Hausaufgaben die
Patienten erledigen (= Aktivierung, Sammeln neuer Erfahrungen). Dabei hat
die Schwere der Erkrankung anscheinend keinen Einfluss auf die Compliance.
Hausaufgaben fördern die Genesung Depressiver
deshalb, weil sie die Interpretation von Ereignissen beeinflussen. Vor
allem letztere löst emotionale Reaktionen aus und weniger das Geschehen
selbst. Wenn ein Patient also durch Hausaufgaben lernt, Situationen anders
zu interpretieren, kann sich sein emotionaler Zustand schon dadurch
wesentlich verbessern. Die Hauptansatzpunkte eines solchen Umlernprozesses
sind daher Gedanken und Überzeugungen sowie Verhaltensmuster und die
Affektregulierung.
Mithilfe von Hausaufgaben setzt ein
depressiver Patient das in der Therapie Erlernte in sein Alltagsleben um,
wobei er die neuen Fähigkeiten bereits unabhängig vom Therapeuten einübt
(= Selbsthilfe, Verselbstständigung). Der Erfolg von Hausaufgaben hängt
nicht zuletzt von der Kompetenz des Therapeuten ab. Nach Ansicht von
Garland und Kollegen sollten Vor- und Nachbesprechung von Hausaufgaben
fester Bestandteil jeder Therapiesitzung sein. Dadurch baut man Brücken
zwischen zwei Treffen. Zudem ist der Patient angehalten, das durch die
Aufgaben Erlernte in Sprache zu fassen. Dies sollte möglichst schriftlich
geschehen, weil viele Menschen etwas erst dann als „real“ ansehen, wenn es
niedergeschrieben wurde. Aus dem Erlebten können Patient und Therapeut
gemeinsam neue Schlüsse ziehen. Hausaufgaben lassen sich grundsätzlich
nicht „vermasseln“, da jede ein „Experiment“ darstellt. Wenn ein
Depressiver Aufgaben anders erfüllt, als es dem Therapeuten vorschwebte,
kann es sein, dass sich letzterer nicht klar genug ausgedrückt hat. Es ist
aber auch möglich, dass das Ergebnis der Hausaufgaben eine tief sitzende
Überzeugung des Patienten zutage fördert, die dann dem weiteren
Therapieverlauf zuträglich ist. Für den Erfolg der Hausaufgaben ist es
wichtig, dass Therapeut und Betroffener diese gemeinsam entwickeln. Eine
solche Vorgehensweise entspricht der Forderung nach einer
partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Deshalb sollte der Therapeut
schriftliche Hausaufgaben nach der Besprechung nicht bei sich sammeln,
sondern dem Hilfesuchenden zurückgeben. So lässt sich ein einseitiges
Schüler-Lehrer-Verhältnis vermeiden. Erledigt ein Patient seine Aufgaben
nicht, kann dies verschiedene Gründe haben: Vielleicht hat er sie
missverstanden, sie nicht als nützlich angesehen oder die Aufgaben
erinnern ihn an frustrierende Erlebnisse aus der Vergangenheit, die
daraufhin thematisiert werden können.
A.
Garland u.a.: Using homework in therapy for depression. Psychotherapy in
Practice 2002 (85) 489-498
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