Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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E-Mail- Depressions-Sprechstunde


Hier finden Sie Antworten auf Fragen, die per E-Mail an mich gestellt wurden. Bitte machen Sie von der Möglichkeit, mich schriftlich zu befragen, nur in ausgesprochen dringenden Fällen Gebrauch, da ich diese Leistung in meiner Freizeit (und natürlich kostenlos) erbringe.


Frage: Nach lange hinausgezögerter Einnahme von Citalopram hatte ich plötzlich einen freien Kopf, habe gut geschlafen und war angstfrei: Kann das Medikament so schnell wirken? Muss ich mit Nebenwirkungen rechnen?

Antwort: Sie können  beruhigt sein - wenn spürbare Nebenwirkungen auftreten, dann in aller Regel schon rasch am Anfang der Behandlung! Der gute Start spricht dafür, dass Sie das Präparat offenbar gut vertragen. Nun können Sie sich davon überraschen lassen, ob sich nicht schon bald noch mehr günstige Effekte zeigen.

Was Sie insbesondere geschafft haben: Sie haben erfolgreich Angst überwunden und schon das allein kann stolz machen und aufbauen. Ich vermute sogar, dass der klare Kopf tatsächlich mit Citalopram zusammenhängen könnte. Denn lediglich die antidepressive Wirkung lässt sich bis zum Eintritt etwas Zeit. Andere Effekte (nicht nur die Nebenwirkungen) merkt man oft sofort.



Frage: Wie ist der Hinweis auf Suizidversuche bei einigen Antidepressiva zu werten?


Der Hinweis auf Suizidversuche steht aus rechtlichen Gründen in vielen Beipackzetteln von Antidepressiva. Wie man mitunter aus dem eigenen Lebensumfeld weiß, nehmen sich depressive Menschen häufiger das Leben als nicht depressive (Sie tun das in den meisten Fällen, ohne irgendein Medikament zuvor benutzt zu haben!!). Schädlich ist vor allem die Depression, weniger das Arzneimittel. Indem Antidepressiva die Depression mildern, verringern diese in aller Regel das Suizidrisiko. Die Sorge von Patienten, unter Antidepressiva ein erhöhtes Unfallrisiko zu haben, beruht oft darauf, dass diese befürchten, sich selbst (noch!!) nicht ausreichend unter Kontrolle zu haben. Die Einnahme eines Antidepressivums wird eher zu mehr Kontrolle verhelfen.

Thema: Nutzen von Sport bei Depression

Über große längerfristige Erfolge im Umgang mit meinen Ängsten und Depressionen kann ich leider nicht viel mitteilen.... Nach allem, was ich bei Ihnen "gelernt" habe, kann ich mit Disharmonien und Zank leider immer noch nicht umgehen. Es stürzt mich in Depression, Angst und Hoffnungslosigkeit.... Ich habe momentan über den ganzen Tag einen sehr hohen Erregungspegel und ärgere mich zusätzlich darüber, dass ich da nicht rauskomme. Die kleinsten Anlässe bringen mich auf die Palme. Aus Verzweiflung bin ich am Mittwoch das erste Mal seit Monaten gelaufen. Im Wechsel: Laufen, walken. Danach war ich etwas euphorisch und bin nachmittags noch 20 km Fahrrad gefahren. Abends war ich fix und fertig. Donnerstag war ich dann mit... in der Sauna, auch seit Monaten das erste Mal. Es hat mich eine große Überwindung gekostet. In der Sauna saß ich immer nur auf der unteren Bank. Sobald ich Herz und Puls registrierte, bekam ich Panikschwindel. Nach diesen Aktivitäten ist mein Erregungspegel jedoch leider nicht gesunken, wie ich gehofft hatte. Ich fühle mich blockiert und unkonzentriert. Wie ein aufgescheuchtes Huhn flüchte ich mich in Scheinaktivitäten. Ich glaube, ich habe die Vermutung schon einmal bei Ihnen geäußert: Der Sport holt mich aus der Depression heraus, verstärkt dann aber meine Ängste.

Antwort:

Alles was mit "Rückmeldung" zu tun hat (nicht nur in Ihrer Partnerbeziehung!), scheint von Ihnen mit Macht unterdrückt, verdrängt oder fehl interpretiert zu werden: Denn auch Ihre Symptome sind emotionale "Rückmeldungen" des Körpers an den Verstand. Ihre Interpretation der Sporteffekte kann ich nicht teilen. Immer wieder bestätigen Sie zwar günstige Wirkungen des Sporttreibens auf die Depression, aber Sie verkennen, dass Sie selbst durch Ihr Verhalten dafür sorgen, dass sich über kurz oder lang "Angst" einstellt. Lesen Sie dazu erneut Ihre eigenen Zeilen: Statt nach längerer Pause langsam "aufzudosieren", übertreiben Sie es, indem Sie dem Laufen-Walken mit seiner "euphorisierenden Wirkung" am gleichen Nachmittag noch eine weitere sportliche Belastung folgen lassen: Denn zusätzlich fahren Sie auch noch 20 km mit dem Fahrrad. Dies überfordert Ihren untrainierten Körper natürlich derart, dass dieser ZWANGSLÄUFIG in Form von Symptomen "stopp" zu Ihnen sagen muss. Und diese Stopp-Symptome erleben Sie als "Angst". Zum Sauna-Erlebnis: Sicherlich haben Sie selbst beim erneuten Lesen Ihrer Zeilen gemerkt, dass auch hier eine Lösung existiert. Denn Sie schreiben selbst: "Sobald ich Herz und Puls registrierte, bekam ich Panikschwindel." Also: Üben Sie konsequenter Ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken, dann "registrieren" Sie Herz und Puls weniger. Sollten es Ihnen anfangs nicht gelingen, können Sie üben, das "Registrierte" sinnvoller zu "interpretieren". Ihre Panik-Interpretationen ("gleich werde ich sterben" ist bis heute durch die Wirklichkeit bzw. die weitere Entwicklung immer und immer wieder widerlegt worden!!!).

Thema: wiederkehrende kurze Depression

Hallo Herr Dr. Mück,

ich habe eine Frage zu den auf ihrer Website ausgestellten Depressionsfragebögen. Und zwar steht da ja, dass die anzukreuzenden Symptome die "letzten Woche" ("einschließlich des heutigen Tages") betreffen. Ich habe das Problem, dass ich z.B. einige Tage lang laut Test "depressiv" bin, allerdings gibt es dann auch z.B. einen Monat, in dem es mir recht gut geht. Ich erinnere mich an eine schwere Woche im Januar, in der ich eine Woche mich grundlos sehr unangenehm bedrückt gefühlt habe, weswegen ich auch sehr verzweifelt war. Dies hat sich seit dem mit längerem Abständen für einige Tage wiederholt. Das Problem ist natürlich, das wenn es mir gut geht ich hoffe, das es so bleibt und deswegen dann auch eher abgeneigt bin, mal einen Arzt aufzusuchen. Abgesehen davon noch eine andere Frage: Ist es egal, an was für einen Arzt man sich als erstes wendet? (z.B. Sportmediziner? Allgemeinmediziner?)Danke auch noch für ihre Webseiten generell. Sie haben mir viel Überblick und Wissen verschafft, was ansonsten eher schwer zu finden ist für so einen Bereich.

Antwort:

vielen Dank für das Kompliment zu meinen Webseiten. Zu Ihrer Frage: Was Sie beschreiben, klingt nach einer so genannten "rezidivierenden (= wiederkehrenden) kurzen depressiven Störung" (= abgekürzt RKD). Solche RKDs dauern im Durchschnitt 3 Tage und wiederholen sich ungefähr monatlich. Rechnet man die Tage im Jahr zusammen, kann man auf 5 bis 6 Wochen "Depression" kommen. "RKDs" sind noch nicht so intensiv erforscht, dass man genau weiss, was am besten hilft. Oft haben die Betroffenen auch noch andere seelische Probleme, sdass sich fachliche Hilfe auf jeden Fall lohnt.

Für den Erstkontakt ist es nicht egal, an wen Sie sich wenden. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, welche Ärzte eine Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" haben. Solche Ärzte kennen sich meistens besonders gut mit Depressionen aus. Sie können unseren Schriftwechseln ausdrucken und für das Erstgespräch mitnehmen. Adressen finden Sie für Ihren Wohnbereich auch über "www.arzt.de": dort geben Sie den Bezirk der für Sie zuständigen "Kassenärztlichen Vereinigung" an.

Thema: Was tun gegen ständig wiederkehrende negative Erfahrungen und Gefühle im Rahmen von Depressionen?

Sehr geehrter Herr Dr. Mück ,

soweit ich weiß hängt Depression damit zusammen das man negative Erfahrungen und Gefühle erlebt hat in der Kindheit. Was mich beschäftigt ist der Zusammenhang zwischen Depression und limbischem System. Ist es so, dass das limbische System Erfahrungen und Gefühle nie vergisst ? Wenn dem so ist, wie kann dann ein Depressiver gesund werden? Mir wurde von einer Ärztin der Hirnforschung erzählt, dass das limbische System sich an negative Erfahrungen, die man gemacht hat, immer wieder erinnert und dass diese schneller ins Bewusstsein dringen als man sie mit Denken und Vorstellungen dämpfen kann . Manchmal läuft es dann auch unbewusst ab weil der Zusammenhang mit der Vergangenheit nicht klar ist. Kann man den als rezidivierender Depressiver, wie ich diagnostiziert worden bin, überhaupt gesund werden, wenn man mit einer Vielzahl an negativen Erfahrungswerten aus der Vergangenheit zu kämpfen hat? Jetzt nehme ich zwar schon Antidepressiva, fühle mich auch gut dabei, trotzdem merke ich, dass ich immer wieder in Situationen komme, wo mich die Erinnerungen beeinflussen.Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Erinnerungen leider immer wieder mein Leben im hier und jetzt sabotieren und beeinflussen, obwohl ich jetzt schon über fünf Jahre Therapie mache und auch schon zweimal in einer psychosomatischen Klinik war.Teilweise ist es sehr stresig, sich selbst immer wieder positiv zu beeinflussen. Welche Möglichkeiten gibt es für mich, ein zufriedeneres Leben führen zu können,  ohne ständig dem Einfluss aus der Vergangenheit ausgesetzt zu sein?

Antwort:

Die Hirnforschung ist noch immer weitgehend in den Kinderschuhen, vieles ist also noch spekulativ. Tatsächlich gibt es erste Untersuchungsergebnisse, die dafür sprechen, dass vor allem emotionale Erfahrungen in so genannten "älteren" Bereichen des Gehirns kaum vergessen werden. Dies macht Sinn, da es das "Überleben in der Natur" verbessern kann. Wer einmal eine gefahrvolle Situation erlebt hat, tut gut daran, sich bei erneutem Bedarf daran erinnern und bewährte Überlebensstrategien erneut nutzen zu können. Was früher (bei unseren tierischen Vorfahren) einmal hilfreich war, kann sich in unserer modernen Welt jedoch zum Nachteil erweisen, wie das Beispiel von Depressionen zu zeigen scheint. Oft werden dann Muster erinnert, die auf die neue Situation überhaupt nicht mehr zutreffen.

Dennoch ist dies kein Grund, die Hoffnung zu verlieren. Meinen Patienten biete ich als Lösung an, sich positive Alternativerfahrungen zu verschaffen. Bei dieser Strategie ist das Gehirn weniger darauf angewiesen, immer wieder (nur) die alten Geschichten hervorzuholen. Je mehr positive neue Erfahrungen zur Verfügung stehen, um so größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass diese den alten Problemen die Chance nehmen, die innere Bühne des Gehirns zu betreten. Dabei ist es wohl wichtig, dass es sich um richtige Erfahrungen handelt (die insbesondere mit Gefühlen verbunden sind). Denn in kritischen Situationen werden Menschen anscheinend bevorzugt von Gefühlen gesteuert und weniger vom Verstand (dieser bekommt, wenn überhaupt, erst im zweiten Schritt eine Chance).