Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Schlafentzug bei Depression


Illustration: Isabel Krsnic

Ein nach bewährten Regeln durchgeführter Schlafentzug kann die medikamentöse Behandlung depressiver Menschen sinnvoll ergänzen. Bei rund 60 Prozent der Patienten bessert eine durchwachte Nacht die depressive Stimmung eindrucksvoll. Auch psychomotorische und emotionale Hemmung sowie Unruhe, innere Spannung und Getriebenheit, Angst und Suizidtendenzen sprechen manchmal auf Schlafentzug günstig an.

Leider hält der Effekt meist nur kurz an (selten länger als einen oder wenige Tage). Wiederholungen sind daher sinnvoll (ein- bis zweimal pro Woche). Zu den unerwünschten Begleiterscheinungen eines Schlafentzugs gehören verstärkte Gereiztheit, Benommenheit und körperliches Unwohlsein.

Einen Schlafentzug führt man üblicherweise nicht alleine durch, sondern in einer Gruppe. Er lässt sich nicht nur in der Klinik realisieren, sondern ist auch ambulant möglich. Man unterscheidet den „totalen“ vom „partiellen“ Schlafentzug. Beim totalen Schlafentzug bleibt der Patient die ganze Nacht und den gesamten Folgetag wach. Mit einer Besserung ist meist schon in den frühen Morgenstunden zu rechnen. Beim partiellen Schlafentzug kann der Patient bis kurz nach Mitternacht schlafen. Dann wird er geweckt und bleibt bis zum Morgen sowie während des gesamten Folgetags munter. Diese Form eignet sich besonders für die ambulante Anwendung. Sie kann ebenfalls in der Klinik erfolgen, wobei sich der Patient nur zu diesem Zweck nachts im Krankenhaus einfindet und dort die Hilfe der Nachtwache nutzt. Zu Hause gelingt ein Schlafentzug besonders dann, wenn man dessen Nutzen schon einmal erlebt hat. Wer noch nicht die nötige Erfahrung hat und direkt zu Hause beginnen möchte, sollte einen Angehörigen bitten, während des Schlafentzugs anwesend zu sein.

Alternativ zum Schlafentzug kann man auch die Schlafphasen verschieben. Zu diesem Zweck geht man relativ früh schlafen (17 Uhr), um dann bereits um 1 Uhr nachts aufzustehen und munter zu bleiben. Dieses Vorgehen soll sich besonders für therapieresistente Depressionen und manisch-depressive Erkrankungen eignen.

Bei jeder Form des Schlafentzugs muss der Patient ununterbrochen sowohl während der Nacht als auch am Folgetag wach bleiben. Schon ein einziges kurzes Einnicken gefährdet den möglichen Erfolg.

Schlafentzug kann die Wirkungen einer medikamentösen Depressionsprophylaxe oder einer laufenden Psychotherapie verstärken und so Rückfällen vorbeugen.