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Erfolg einer
Depressionstherapie mittels Hirnscan vorhersagbar
Durchblutungsmuster des Cingulums spielt
Schlüsselrolle
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Bonn (pte/29.09.2006/13:55) - Ein
Wissenschaftsteam um Nuklearmediziner Hans-Jürgen Biersack, Alexius Joe
und Astrid Zobel der Universität Bonn
http://www.uni-bonn.de
hat entdeckt, dass sich mit einem Hirnscan vorhersagen lässt, ob
Patienten auf bestimmte Therapien gegen Depressionen ansprechen werden
oder nicht. Um zu dieser Entdeckung zu kommen, behandelten die Forscher
65 depressive Patienten vier Wochen lang mit dem Medikament Citalopram.
Sowohl vor Beginn der Behandlung als auch während der Therapie
untersuchten sie bei allen Teilnehmern die Hirndurchblutung. |
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"Es stellte sich heraus, dass aufgrund des
Durchblutungsmusters einer bestimmten Hirnregion (Cingulum) schon im
Vorfeld abzuschätzen ist, ob ein positives Ergebnis der Therapie
erreicht werden kann ", erklärt Joe im Gespräch mit pressetext. Die
Studienergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
Journal of Nuclear Medicine
http://jnm.snmjournals.org veröffentlicht.
"Das Cingulum gehört zum limbischen System, das die menschlichen
Wahrnehmungen emotional färbt", erklärt Joe. Bei gesunden Menschen steht
dieses limbische System in direkter Verbindung mit der Frontalhirnrinde,
die vor allem so genannte Assoziationsfunktionen wahrnimmt. "Bei
depressiven Personen ist die Kommunikation zwischen diesen zwei
Hirnregionen vermutlich jedoch gestört, wodurch ein Missverhältnis in
den Botenstoffen wie etwa Serotonin entsteht", so Joe gegenüber
pressetext. Um die Konzentration des "Glückhormons" Serotonin wieder zu
erhöhen, wird den Patienten Citalopram verabreicht. Die Information kann
dadurch wieder verarbeitet und die Emotionskontrolle stabilisiert
werden.
Aus den Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Cingulum bei den 35
Patienten, die auf Citalopram ansprachen, schon vor Beginn der
Behandlung besonders gut durchblutet war. Während der Behandlung sank
die Durchblutung in diesem Bereich ab. Bei den 30 Teilnehmern, bei denen
das Antidepressivum nicht anschlug, war das Cingulum vor Anfang der
Behandlung hingegen geringer durchblutet. Im Laufe der vierwöchigen
Behandlung stieg bei ihnen die Blutversorgung in dieser Hirnregion
jedoch an. "Bereits vor Beginn der Behandlung unterscheiden sich die
Patienten, die auf die Therapie ansprechen, von jenen, bei denen die
Behandlung nicht anschlägt", sagt Joe. "Daher kann man annehmen, dass
das Cingulum eine Schlüsselposition einnimmt."
"Es ist unsere große Hoffnung, gewisse Marker finden zu können, die
zeigen, ob eine Therapie gegen Depressionen anschlägt oder nicht",
erklärt Joe. Aufgrund dessen könnten geeignete Therapievarianten
ausgewählt und eventuell alternative Behandlungsverfahren eingesetzt
werden, um somit die Versorgung der Patienten besser zu gestalten. Die
Forscher hoffen, mit ihrer Entdeckung einen wichtigen Schritt in dieser
Richtung gemacht zu haben. "Es sind allerdings vorläufige Ergebnisse,
die mit größeren Studien noch bestätigt werden müssen", so Joe gegenüber
pressetext.
Nach Angaben der World Health Organisation (WHO)
http://www.who.int
nehmen Depressionen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen den zweiten Platz
auf der Liste der häufigsten Krankheiten ein. Die erste Erfahrung mit
einer Depression wird üblicherweise in einem frühen Alter gemacht. "Die
Erkrankung ist chronisch, geht mit einer langen Ausfallszeit und einem
hohen Ressourcenaufwand einher", erklärt Joe. Schon aus
volkswirtschaftlichen Überlegungen sei es daher äußerst wichtig, die
Mechanismen, die Depressionen zugrunde liegen, tiefgehend zu
untersuchen, so der Forscher abschließend. (Ende)
Quelle: pressetext.deutschland |
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