Menschen
sind soziale Wesen, deren Zusammenleben durch frühe Bindungserfahrungen
bis ins Erwachsenenleben geprägt wird. Grob lassen sich sicher gebundene,
unsicher gebundene und verstrickt gebundene Menschen unterscheiden. Die
Erzählungen sicher gebundener Personen sind offen, koheränt und
konsistent. Sie sind aufrichtig und belegen ihre Aussagen, fassen sich
kurz, bleiben zugleich trotzdem vollständig. Sie konzentrieren sich auf
das Relevante und bleiben beim Thema, sie drücken sich verständlich und
geordnet aus. Unsicher-distanziert gebundene erscheinen von
Bindungserfahrungen wie abgeschnitten. Sie machen kurze, unvollständige
Angaben über ihre Erfahrungen und zeigen während der Erzählung oft
Erinnerungslücken. Sie werten im Interview Bindungsbeziehungen in ihrer
Bedeutung ab und stellen sich als unverwundbar und unabhängig dar. Sie
deaktivieren gleichsam, indem sie Aufmerksamkeit von schmerzhaften
Erinnerungen ablenken. Unsicher verstrickt gebundene Erwachsene
erzählen auf inkonsistente Art und Weise mit zum Teil endlosen,
unverständlichen Sätzen über Erfahrungen, z.B. des Rollentauschs in ihrer
Kindheit. Sie erscheinen in ihre vergangenen Konflikte noch sehr
verwickelt und wechseln in der Regel sehr schnell in die Gegenwart, obwohl
sie danach nicht gefragt wurden. Sie zitieren oft frühere Aussagen ihrer
Eltern, und man gewinnt den Eindruck, als ob ihre Erfahrungen mit den
Eltern gerade erst gestern passiert wären. Während sie erzählen, wirken
sie ärgerlich, manchmal hilflos und passiv oder ängstlich. Personen mit
dieser Bindungsrepräsentation verletzen vor allem das Koheränzkriterium
der „Quantität“. Sie überaktivieren gleichsam bindungsrelevante
Information (durch Zitate und unzählige Details). Unsicher gebundenen
Patienten sollte man als Therapeut eine „sichere Basis“ vermitteln, um so
übermäßiges Bindungsverhalten zu deaktivieren und Explorieren zu
ermöglichen. |