Syracuse/ New York (pte, 08. Nov
2002 13:14) - Kommt es zur Paarung und zur Entscheidung, welches
Spermium das weibliche Ei befruchtet, kontrollieren Weibchen das
Spielfeld und bestimmen die Regeln. Laut einer aktuellen Studie der
Syracuse University
http://www.syr.edu ist
demnach dasjenige Spermium "Gewinner", das am besten zum weiblichen
Fortpflanzungsorgan passt. Somit spielen Menge und Geschwindigkeit
der einzelnen Spermienfäden eine weniger große Rolle als Größe und
Form.
"Die Studie zeigt eindeutig, dass Weibchen die aktive Rolle bei der
Entscheidung spielen, unter welchen Bedingungen Spermien im
weiblichen Fortpflanzungstrakt konkurrenzieren", erklärte der
Evolutionsbiologe Scott Pitnick. Im Tierreich sei es weitgehend
bekannt, dass sich Spermienzellen schnell in die unterschiedlichsten
Formen und Größen entwickeln. "Bislang wusste man nicht warum", so Pitnick. Die Wahl der Weibchen liefert nun die Antwort. Die Gestalt
und Physiologie der weiblichen Fortpflanzungsorgane veranlassen den
Ergebnissen zufolge die Gestalt der Spermien.
"Die meisten Menschen sind laut Pitnick mit dem ausgeklügelten
Konkurrenzverhalten, das sich zwischen Männchen vor der Paarung
abspiel, vertraut", sagte Pitnick. Es sei aber wenig darüber
bekannt, wie Spermien nach der Paarung untereinander in Wettstreit
treten. Der Evolutionsbiologe, der bereits seit 15 Jahren die
Partnerwahl und die Natur der Geschlechtsunterschiede untersucht,
berichtete schon 1995 über die längste in der Wissenschaft bekannte
Spermienzelle. Diese wurde bei der Fruchtfliegen-Species Drosophila
bifurca gefunden und war im aufgerollten Zustand 49 mm lang. Mit
dieser Entdeckung bestätigte sich die Ausnahme von der Regel,
nämlich dass bei der Spermienproduktion männlicher Tiere das
"Quantität vor Qualität"-Prinzip gelte. In der Folge gingen die
Forscher der Frage nach, warum manche Tierarten sich für die
Produktion einiger weniger großer Spermien Zeit nehmen, während sich
die meisten Spezies damit zufrieden geben, Millionen kleiner
Samenfäden auszustoßen.
"Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung sind die Weibchen der
meisten Tierarten promiskuitiv. Sie paaren sich während einer
einzigen Paarungssaison mit mehreren Männchen", erklärte Pitnick.
Dafür besitzen die meisten Weibchen spezielle Organe zur
Aufbewahrung der Spermien. In diesen konkurrenzieren die Spermien
der verschiedenen Männchen im Rennen um das weibliche Ei. Die
Forscher untersuchten die Fruchtfliegen-Spezies Drosophila
melanogaster, um einen Zusammenhang zwischen Spermiengröße und der
Größe der Samenaufbewahrungsorgane sowie einer erfolgreichen
Befruchtung herstellen zu können.
Das Ergebnis: Bei Weibchen mit kurzen Samenaufbewahrungsorganen
haben alle Spermien in etwa die gleiche Chance, ein Ei zu
befruchten. Männchen mit längeren Spermien aber stachen ihre weniger
gut ausgestatteten Konkurrenten aus, wenn das Weibchen länger
geformte Samenaufbewahrungsorgane hatte. Der Vorteil der längeren
Spermien stieg mit der Länge der weiblichen Aufbewahrungsorgane.
"Damit steht fest, dass die Länge des Aufbewahrungsorgans einen
Mechanismus für die Auswahl des Vaters aus potenziellen Kandidaten
darstellt", erklärte Pitnick. Die Wahl des Vaters basiert demnach
auf der Länge des Spermiums. Lange Samenfäden sind das zelluläre
Äquivalent zu den langen Schwanzfedern eines Pfaus, resümiert der
Evolutionsbiologe. (Ende) |