New York/Wien/München (pte/31.01.2006/13:45)
- Amerikanische Studien belegen, dass Medien einen enormen Einfluss auf
das Sexualverhalten von Jugendlichen haben können. Etwa 47 Prozent der
amerikanischen High-School-Schüler hatten bereits Sex. Von diesen
gestehen sieben Prozent, dass sie den ersten Geschlechtsverkehr mit 13
Jahren oder jünger erlebten. Solche Ergebnisse bringen die
Wissenschaftler mit den Medien in Verbindung. Studien zeigen: Im
Durchschnitt beinhaltet eine Stunde der Sendungen, die bei Jugendlichen
sehr beliebt sind, sieben Szenen mit sexuellem Gehalt. Nur in drei
Prozent aller Sexszenen spielte Verhütung eine Rolle. Überdies fanden
die US-Studienleiter heraus, dass TV-Charakteren, die sexuell aktiv
waren, selten negative Folgen daraus drohten.
Die Wiener Sexualpsychologin Gerti Senger
http://www.gerti-senger.at schätzt den Einfluss der Medien auf
jugendliches Sexualverhalten generell sehr groß ein. "Was den
theoretischen Informationsstand anbelangt", schränkt Senger im
pressetext-Interview ein. "Ich bezweifle aber, dass das theoretische
Wissen in das tatsächliche Sexualverhalten integriert wird." Die
US-Forscher vermuten jedoch, dass die Medien einen ähnlich großen
Einfluss auf das Sexualverhalten von Jugendlichen haben, wie die Medien
auch das Essverhalten, Rauchen oder Trinken bestimmen. Einen eindeutigen
Beleg dafür gibt es noch nicht.
Das Münchner Institut für Medienpädagogik hat vor einiger Zeit mit "Flimmo"
http://www.flimmo.de
ein Projekt gestartet, das Eltern die Sichtweise der Kinder auf
Fernsehangebote nahe bringen möchte und versucht zwischen Kinderwünschen
und Elternsorgen zu vermitteln. Dazu bietet Flimmo eine
Internetplattform mit Tipps und Sendungsbewertungen an. Auch für Kinder
unter 13 Jahren gibt es Sendungen, die Sexualität thematisieren. "BravoTV
oder Dr. McLove beschäftigen sich explizit damit", sagt
Flimmo-Redakteurin und Medienpädagogin Nadine Kloos gegenüber pressetext.
Sprache und Auswahl der Themen sowie Darstellung seien aber durchaus
altersangemessen.
"Bei Kindern ab neun Jahren fängt Sexualität an, als Thema interessant
zu werden", erklärt Kloos. Kinder würden speziell die Sendungen
auswählen, die sich thematisch mit etwas beschäftigen, das sie gerade
bewegt. "Das nennen wir Orientierungssuche", so die Medienpädagogin.
"Auch in Soaps suchen Jugendliche nach Orientierung und Aufklärung",
führt Kloos aus. Welchen Einfluss Sendungen mit sexuellem Inhalt auf
Kinder und Jugendliche hätten, käme auf das Alter, den sozialen
Hintergrund und darauf an, wie im Elternhaus mit diesem Thema umgegangen
werde.
Die amerikanischen Studien zeigen, dass ein durchschnittlicher
Jugendlicher etwa ein Drittel des Tages unter Einfluss von Massenmedien
steht, meistens ohne elterlichen Einblick. Das bleibt nicht ohne
Konsequenzen, so die Wissenschaftler: Jugendliche, die viel Fern sahen,
verhielten sich sexuell so, als ob sie etwa neun bis 17 Monate älter
wären. "Das Risiko besteht in der Vereinfachung und Trivialisierung von
Sexualität", warnt Sexualpsychologin Gerti Senger. "Sex sollte etwas
magisches sein", meint sie.
Medienpädagogin Nadine Kloos rät Eltern, mit ihren Kindern übers
Fernsehen zu sprechen. "Eltern können dadurch erfahren, was ihre Kinder
bewegt und auch gegensteuern." Medien vermittelten Bilder davon, wie man
sich verhalte und würden Erwartungen schaffen. Wichtig sei, dies
kindgerecht zu diskutieren. "Wichtig ist es auch, Jugendlichen zu
zeigen, wo sie sich weiter informieren können", sagt Kloos gegenüber
pressetext. (Ende) Quelle: Pressetext
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