Köln/ KDA - 10. September 2004 -
"Über 80 Prozent der Lesben und Schwulen wünschen sich, dass die
Angebote der Altenhilfe und -pflege auch auf ihre Bedürfnisse hin
ausgerichtet werden. Das bedeutet, dass beispielsweise in den
stationären Einrichtungen homosexuelle Paare gemeinschaftlich
zusammenleben können, wenn sie es wollen oder der Besuch lesbischer
Freundinnen und schwuler Freunde erlaubt ist", erklärt Dr. Stefan
Jüngst vom Schwulen Seniorenbüro NRW im Kölner Beratungszentrum
RUBICON in der aktuellen Ausgabe von PRO ALTER, dem Fachmagazin des
Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Um den Bedürfnissen lesbischer
Seniorinnen und schwuler Senioren gerecht zu werden, bedürfe es
zudem eines sensiblen Umgangs und einer behutsamen Biografiearbeit
durch das Personal, da diese Menschen in der Regel schon eine lange
Zeit der Diskriminierung erlebt haben und sich deshalb oft nicht zu
ihrer Homosexualität offen bekennen. Doch sei es leider immer noch
ein reiner Glücksfall, dass alte lesbische Frauen und schwule Männer
mit Hilfe- und Pflegebedarf auch auf Mitarbeiter von ambulanten
Diensten oder stationären Einrichtungen träfen, die ein Gespür für
diese Menschen hätten. Manchmal würden sie sogar noch offen
diskriminiert, berichten Altenpflegekräfte aus eigener Erfahrung in
PRO ALTER 3/2004. Das Kuratorium
Deutsche Altershilfe fordert deshalb - u.a. über geeignete Aus-,
Fort- und Weiterbildungsangebote - die Berührungsängste zu Frauen
liebenden Frauen und Männer liebenden Männern in der Altenpflege
abzubauen. So könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der
Altenpflege besser an die Lebensweisen und Bedürfnisse dieser
Klienten herangeführt werden. Ein wichtiger Ansatzpunkt dabei wäre,
das Thema "gleichgeschlechtliche Lebensweisen" auch in den
Rahmenlehrplänen der Altenpflegeausbildung stärker zu verankern.
Denn dieses sei bisher in den meisten Bundesländern noch nicht
geschehen, bestätigt der Diplom Pflegewirt Heiko Gerlach in PRO
ALTER. Auch sei es zu kurz gefasst, Homosexualität in den Lehrplänen
bloß unter der Überschrift "Sexualität im Alter" zu benennen,
beklagt der Mitautor der beim KDA erschienen Unterrichtseinheiten "Gay
and Grey - Ältere Lesben und Schwule". Es gehe darum, Hilfe und
Pflege für homosexuelle Menschen so zu gestalten, dass die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen der Altenhilfe
und Altenpflege dabei nicht nur an "Sexualität" denken würden,
sondern auch unterschiedliche Ansätze in der Lebensweise
homosexueller Menschen respektierten und berücksichtigten. |
Quelle: Kuratorium Deutsche Altershilfe |