Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Beispiel einer Gebrauchsanleitung

(Die Autorin ist eine Frau)
 

 

1. "Produktbeschreibung“: „Was Du wissen solltest, um mich optimal zu nutzen und zu genießen“.

Ich bin jemand der sehr viel Liebe und Zärtlichkeit braucht. Ich mag es sehr wenn, du mich einfach nur umarmst oder meine Stirn küsst oder meinen Hals und meine Arme zart streichelst. Wenn du mich liebevoll verabschiedest und ebenso liebevoll begrüßt, wenn ich nach Hause komme. Ich mag auch sehr, wenn du mir zeigst, dass du mich begehrst aber manchmal möchte ich nur gehalten oder gestreichelt werden.

Manchmal brauche ich meinen Rückzug oder mag dir nicht jedes Detail vom meinen Tagesablauf erzählen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich, wie du vermutest, dich nicht an meinem Leben teilnehmen lassen will, sondern dass ich genervt oder gestresst bin oder nichts Besonderes vorgefallen ist, worüber ich dir berichten konnte.

2.      Handhabungshinweise: Wie ich mir wünsche, von Dir behandelt zu werden, um mein Potential optimal auszuschöpfen bzw. dir zur Verfügung stellen zu können“

Am umgänglichsten bin ich, wenn du mich so lässt, wie ich bin. Wenn du mich akzeptierst mit meinen Macken und Fehlern, wovon es Gott weiß sehr viele gibt. Aber so bin ich eben und ich bin nicht zufällig so. Ich bin ein Produkt einer ständigen Verbesserungsmaßnahme. Seit ich denken kann, arbeite ich an meinen Charaktereigenschaften. Daher verändere ich  mich immer noch. So wie du mich kennen gelernt hast, bin ich heute nicht mehr. Alle diese Veränderungen kann nur ich herbeiführen. Mir hilft das nicht, wenn du mir Ratschläge gibst. Es muss  meine eigene Erkenntnis sein. Für Hinweise bin ich dir dankbar, aber erwarte bitte nicht, dass ich deine Vorschläge umsetze.

Ein sehr wichtiger Punkt für mich ist nach wie vor, dass du mir meinen Rückzug gewährst. Wenn ich mich über dich geärgert habe, brauche ich erst mal Abstand für mich, um zu erkennen, wie ich damit umgehen kann und ob es mich wirklich verletzt, oder ob es nur ein „Pups“ ist. Ich glaube, mir fehlt die Fähigkeit, es sofort richtig einzuordnen und darauf entsprechend zu reagieren. Vielleicht brauche ich das, weil ich einfach Angst habe, übermäßig und überzogen zu reagieren. So wie mein Vater. Was wäre dann, wenn wir beide aufeinander losgehen würden. Findest du solche Eskalationen richtig? Brauchen wir das? Also ich brauche es auf gar keinen Fall. Im Gegenteil, ich habe einen ausgeprägten Hang zu Harmonie. Nicht um jeden Preis, aber sie ist mir sehr, sehr viel Wert.  

Wenn ich aus irgendeinem Grund mit etwas unzufrieden oder unglücklich bin, dann ist das nicht deine Schuld. du bist nicht für mein Glück verantwortlich. Ich möchte auch mal schlechte Laune haben dürfen, ohne dass du es sofort auf dich beziehst. So sind wir Menschen eben. Es würde mich sonst zu sehr anstrengen, immer glückliche Miene zu machen, wenn ich in Wirklichkeit müde, genervt oder gestresst bin. Außerdem würdest du mir das sofort anmerken.  Nimm bitte nicht alles so persönlich. Es kann  Milliarden von Gründen geben, warum ich nicht zufrieden bin, du bist nur einer davon. Im wenigsten Fällen liegt es an Dir. Eigentlich so gut wie nie. Erst das, was daraus folgt, wenn du dich für mein „Glücklichsein“ verantwortlich fühlst: Das führt zu Stress und schlechter Laune bei uns beiden.

Wenn ich schmolle oder mich zurückziehe oder im Bett verkrieche komm und nimm mich bitte in den Arm. Habe etwas Geduld mit mir. Mach mir bitte keine Vorwürfe und keinen Stress es ist doch nicht gegen Dich. Ich bin sicher, ich werde mich dann aufraffen und das werde ich gerne machen. Außer wenn ich es wirklich nicht kann (wenn ich sehr depressiv bin), aber bis jetzt hat es immer funktioniert.

Wenn ich nervig bin oder mich irgendwie aus Deiner Sicht blöd verhalte. Wenn ich rumpolterere, weil ich meine Sachen nicht finde, wenn ich mich wie „Papa XXXX“ benehme -  lach mich aus. Aber ohne mich zu verletzen. Genau so, wie Du das schon manchmal gemacht hast. Ja lach mich ruhig aus.  Das hilft. Mir wird dann schlagartig klar, wie  idiotisch mein Benehmen ist und ich muss selber darüber Lachen.

3.  Technische Hinweise: Welche meiner wichtigsten Lebenserfahrungen solltest Du kennen, um zu verstehen, wie ich funktioniere? Welche „alten Programme“ (Muster aus meiner Herkunftsfamilie) sind in mir besonders aktiv?

Leider weiß ich nicht sehr viel über alte Muster und Programme, die mein Handeln und Denken heute noch beeinflussen. Ich hoffe, es in der Therapie herausfinden zu können. Einiges, was mir bewusst ist, will ich Dir gerne mitteilen.

Mit Sicherheit wird mein Denken, Fühlen und Handeln durch Erfahrungen, die ich als kleines Kind gemacht habe, bestimmt. Ich habe sehr früh gelernt, dass ich mich auf niemanden verlassen und niemanden vertrauen kann. Meine früheste Erfahrung war, dass meine Mutter meinen Vater angelogen hat und Geschichten über mich erzählt hat, die völlig überzogen waren oder nicht gestimmt haben, um zu erreichen, dass er ausrastet und mich verprügelt. Ich habe sehr früh erfahren, dass niemand zu mir steht, geschweige denn mich in Schutz nimmt oder mir den Rücken stärkt. Ich war ganz alleine auf der Welt. Ich musste, um zu überleben, eine Mauer um meine Gefühle bauen. Das wirkt noch heute nach. Es führt unter anderem dazu, dass ich, wenn ich mich bedroht fühle, sofort meine Gefühle einfrieren kann und dadurch auch keinen Schmerz verspüre. Das hilft mir, die Bedrohung überhaupt auszuhalten. Dieses Gefühl, dass ich ganz alleine auf der Welt bin, dass niemand für mich da ist, niemand mich auffangen würde, wenn ich Hilfe bräuchte, bestimmt heute noch mein Handeln. Ich denke, es ist das gleiche Gefühl, das Du hast, wenn Du sagst: „Immer wenn es darauf ankommt, ist, man auf sich selbst angewiesen“

Auch meine Existenzangst beeinflusst  mein Verhalten sehr stark. Dadurch dass ich meine Wohnung aufgegeben habe, habe ich ein Gefühl gehabt, mich in eine Abhängigkeit begeben zu haben. Immer wenn wir Streit hatten und wenn dieser ganz schlimm eskalierte, hatte ich mich schon auf der Straße gesehen. Und da war ich schon wieder GANZ ALLEINE auf der Welt. Kein gutes Gefühl. Leider hast du im Streit sehr häufig mit deinem Verhalten meine Ängste noch um ein Vielfaches potenziert. Diese Situation war für mich derart unerträglich, dass ich dann  immer einen Plan B entwickelt habe: Ein Leben ohne dich. Plan B war zwar von mir niemals gewollt, aber eine Notlösung. Das hat  wiederum bei dir Ängste ausgelöst. So haben wir uns gegenseitig hochgeschaukelt. Heute glaube ich, haben wir es besser im Griff.

 4. Nebenwirkungen: Welche Risiken drohen, wenn Du mich „falsch“ behandelst? Wie reagiere ich dann typischerweise? Welche Eigenschaften und Verhaltensweise solltest Du bei mir akzeptieren, weil ich sie zur Zeit noch nicht ändern kann bzw. beibehalten will?

Wie du weißt war mein Vater sehr streng zu mir, sehr anspruchsvoll und niemals zufrieden mit meinen Leistungen. Auch meine Mutter hat es mir immer sehr deutlich zu verstehen gegeben, das ich nicht das Kind bin, das sie gerne hätte und deswegen auch nicht als liebenswert ansieht. Sie hat es auf eine sehr unschöne Art zum Ausdruck gebracht: Indem sie mich gegängelt hat und sich über mich lustig gemacht hat. Manche deiner Reaktionen erinnern mich daran. Zum Beispiel wenn du plötzlich nicht verstehst, was ich dir sagen will, und anstatt mich zu fragen, was ich damit meine, dein Gesicht verziehst und mir sehr vorwurfsvoll sagst: Ich weiß nicht was du willst. Oder wenn ich einen gemeinsamen Termin vergessen habe und dich dann frage, ob wir zu dem Zeitpunkt nicht etwas unternehmen wollen. Wenn du mir dann antwortest, dass ich es bitteschön gerne machen kann, was ich will, DU ABER UNSEREN TERMIN AUF JEDEN FALL WAHRNEHMEN WIRST, dann empfinde ich das als maßregelnd. Lieber Schatz, ich bin nicht so strukturiert und organisiert wie du, aber deswegen bin ich doch kein schlechter Mensch. Ich bin vielleicht ein wenig chaotisch, aber dafür liebenswürdig und begeisterungsfähig.  Bitte nimm mich doch einfach so, wie ich bin und sei nicht so streng zu mir, wenn ich etwas nicht so kann, wie du. Wir sind beide in mancher Hinsicht sehr unterschiedlich, aber bitte sehe es doch als  Bereicherung. Lass mir bitte meine kleinen Macken. Bestrafe mich nicht dafür, dass ich nicht so bin wie du. Ich mag mich so, wie ich bin. Leider fühle ich mich aufgrund meiner alten Erfahrungen und Erlebnisse von dir oft in solchen Situationen zurechtgewiesen und glaube dann, es handelte sich um Versuche von dir, mich zu erziehen. Dieses Verhalten finde ich nicht sehr liebevoll. Ich würde mir mehr Verständnis und Toleranz wünschen. Meine Vorstellung von Beziehung ist, dass man auch mit den kleinen Unzulänglichkeiten und Macken des Anderen augenzwinkernd und liebevoll umgeht. Ich vergesse einen Termin doch nicht um dich zu ärgern, sondern weil ich etwas zerstreut bin und außerdem wenn es so weit ist, denke ich doch immer daran. Oder habe ich Dich schon mal mit irgendetwas versetzt?  

Meine typische Reaktion auf unangenehme Dinge, sei es, ich fühle mich verletzt, sei es, ich fühle mich angegriffen, ist, dass ich mich zurückziehe und schmolle. Das ist bisher im meinem Leben immer sehr gut gegangen. Ich habe mich zurückgezogen, habe über die Verletzung oder was es auch immer war nachgedacht und kam meistens zu dem  Entschluss, dass es nicht so schlimm und eigentlich nicht so gemeint und überhaupt nicht der Rede wert ist. Dann kam ich aus der Versenkung wieder und es war alles in Ordnung. Auch oder vor allen Dingen für meine Partner. Die sind damit sehr gut klar gekommen. Manchmal fand ich es aber wichtig genug, um darüber sprechen zu wollen, und das habe ich dann auch getan. Allerdings ruhig und gelassen, weil sich durch die Zeitverzögerung meine Emotionen erst mal gelegt haben. Auf diese Weise gab es kaum Streit in meinen bisherigen Beziehungen. Leider ist das für dich keine richtige Reaktion. Für dich bedeutet mein Rückzug: Verlassen werden und das löst Ängste bei dir aus. Du möchtest am liebsten alles sofort klären, weil du die Erfahrung gemacht hast, dass Dinge die auf eine „lange Bank“ geschoben werden, die Eigenschaft haben, zum spätern Zeitpunkt zu explodieren. Ich bin da absolut deiner Meinung - bis auf  dass die Klärung nicht zeitgleich erfolgen darf und dass es auch Dinge gibt, die man nur falsch verstanden hat. Auf diesen muss man nicht weiter nachhacken, wenn es einem selbst klar wird. Es wäre schön, wenn wir da einen gemeinsamen Weg finden würden. Einen Kompromiss, der für uns beide annehmbar ist.