1.
"Produktbeschreibung“:
„Was Du wissen solltest, um mich optimal zu nutzen
und zu
genießen“.
Ich bin jemand der sehr viel Liebe und Zärtlichkeit braucht. Ich mag es
sehr wenn, du mich einfach nur umarmst oder meine Stirn küsst oder
meinen Hals und meine Arme zart streichelst. Wenn du mich liebevoll
verabschiedest und ebenso liebevoll begrüßt, wenn ich nach Hause komme.
Ich mag auch sehr, wenn du mir zeigst, dass du mich begehrst aber
manchmal möchte ich nur gehalten oder gestreichelt werden.
Manchmal brauche ich meinen Rückzug oder mag dir nicht jedes Detail vom
meinen Tagesablauf erzählen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich, wie
du vermutest, dich nicht an meinem Leben teilnehmen lassen will, sondern
dass ich genervt oder gestresst bin oder nichts Besonderes vorgefallen
ist, worüber ich dir berichten konnte.
2.
Handhabungshinweise:
Wie ich mir wünsche,
von Dir behandelt zu werden, um mein Potential optimal auszuschöpfen
bzw. dir zur Verfügung stellen zu können“
Am umgänglichsten bin ich, wenn du mich so lässt, wie ich bin. Wenn du
mich akzeptierst mit meinen Macken und Fehlern, wovon es Gott weiß sehr
viele gibt. Aber so bin ich eben und ich bin nicht zufällig so. Ich bin
ein Produkt einer ständigen Verbesserungsmaßnahme. Seit ich denken kann,
arbeite ich an meinen Charaktereigenschaften. Daher verändere ich mich
immer noch. So wie du mich kennen gelernt hast, bin ich heute nicht
mehr. Alle diese Veränderungen kann nur ich herbeiführen. Mir hilft das
nicht, wenn du mir Ratschläge gibst. Es muss meine eigene Erkenntnis
sein. Für Hinweise bin ich dir dankbar,
aber erwarte bitte
nicht, dass ich deine Vorschläge umsetze.
Ein sehr wichtiger Punkt für mich ist nach wie vor, dass du mir meinen
Rückzug gewährst. Wenn ich mich über dich geärgert habe, brauche ich
erst mal Abstand für mich, um zu erkennen, wie ich damit umgehen kann
und ob es mich wirklich verletzt, oder ob es nur ein „Pups“ ist. Ich
glaube, mir fehlt die Fähigkeit, es sofort richtig einzuordnen und
darauf entsprechend zu reagieren. Vielleicht brauche ich das, weil
ich einfach Angst habe, übermäßig und überzogen zu reagieren. So wie
mein Vater. Was wäre dann, wenn wir beide aufeinander losgehen würden.
Findest du solche Eskalationen richtig? Brauchen wir das? Also ich
brauche es auf gar keinen Fall. Im Gegenteil, ich habe einen
ausgeprägten Hang zu Harmonie. Nicht um jeden Preis, aber sie ist mir
sehr, sehr viel Wert.
Wenn ich aus irgendeinem Grund mit etwas unzufrieden oder unglücklich
bin, dann ist das nicht deine Schuld. du bist nicht für mein Glück
verantwortlich. Ich möchte auch mal schlechte Laune haben dürfen, ohne
dass du es sofort auf dich beziehst. So sind wir Menschen eben. Es würde
mich sonst zu sehr anstrengen, immer glückliche Miene zu machen, wenn
ich in Wirklichkeit müde, genervt oder gestresst bin. Außerdem würdest
du mir das sofort anmerken. Nimm bitte nicht alles so persönlich. Es
kann Milliarden von Gründen geben, warum ich nicht zufrieden bin, du
bist nur einer davon. Im wenigsten Fällen liegt es an Dir. Eigentlich so
gut wie nie. Erst das, was daraus folgt, wenn du dich für mein
„Glücklichsein“ verantwortlich fühlst: Das führt zu Stress und
schlechter Laune bei uns beiden.
Wenn ich schmolle oder
mich zurückziehe oder im Bett verkrieche komm und nimm mich bitte in den
Arm. Habe
etwas Geduld mit mir. Mach mir bitte keine Vorwürfe und keinen Stress es
ist doch nicht gegen Dich. Ich bin sicher, ich werde mich dann aufraffen
und das werde ich gerne machen. Außer wenn ich es wirklich nicht kann
(wenn ich sehr depressiv bin), aber bis jetzt hat es immer funktioniert.
Wenn ich nervig bin oder mich irgendwie aus Deiner Sicht blöd verhalte.
Wenn ich rumpolterere, weil ich meine Sachen nicht finde, wenn ich mich
wie „Papa XXXX“ benehme - lach mich aus. Aber ohne mich zu verletzen.
Genau so, wie Du das schon manchmal gemacht hast. Ja lach mich ruhig
aus. Das hilft. Mir wird dann schlagartig klar, wie idiotisch mein
Benehmen ist und ich muss selber darüber Lachen.
3. Technische
Hinweise:
Welche meiner wichtigsten Lebenserfahrungen solltest Du kennen, um zu
verstehen, wie ich funktioniere? Welche „alten Programme“ (Muster aus
meiner Herkunftsfamilie) sind in mir besonders aktiv?
Leider weiß ich nicht sehr viel über alte Muster und Programme, die mein
Handeln und Denken heute noch beeinflussen. Ich hoffe, es in der
Therapie herausfinden zu können. Einiges, was mir bewusst ist, will ich
Dir gerne mitteilen.
Mit Sicherheit wird mein Denken, Fühlen und Handeln durch
Erfahrungen, die ich als kleines Kind gemacht habe, bestimmt. Ich habe
sehr früh gelernt, dass ich mich auf niemanden verlassen und niemanden
vertrauen kann. Meine früheste Erfahrung war, dass meine Mutter meinen
Vater angelogen hat und Geschichten über mich erzählt hat, die völlig
überzogen waren oder nicht gestimmt haben, um zu erreichen, dass er
ausrastet und mich verprügelt. Ich habe sehr früh erfahren, dass niemand
zu mir steht, geschweige denn mich in Schutz nimmt oder mir den Rücken
stärkt. Ich war ganz alleine auf der Welt. Ich musste, um zu überleben,
eine Mauer um meine Gefühle bauen. Das wirkt noch heute nach. Es führt
unter anderem dazu, dass ich, wenn ich mich bedroht fühle, sofort meine
Gefühle einfrieren kann und dadurch auch keinen Schmerz verspüre. Das
hilft mir, die Bedrohung überhaupt auszuhalten. Dieses Gefühl, dass ich
ganz alleine auf der Welt bin, dass niemand für mich da ist, niemand
mich auffangen würde, wenn ich Hilfe bräuchte, bestimmt heute noch mein
Handeln. Ich denke, es ist das gleiche Gefühl, das Du hast, wenn Du
sagst: „Immer wenn es darauf ankommt, ist, man auf sich selbst
angewiesen“
Auch meine Existenzangst beeinflusst mein Verhalten sehr stark. Dadurch
dass ich meine Wohnung aufgegeben habe, habe ich ein Gefühl gehabt, mich
in eine Abhängigkeit begeben zu haben. Immer wenn wir Streit hatten und
wenn dieser ganz schlimm eskalierte, hatte ich mich schon auf der Straße
gesehen. Und da war ich schon wieder GANZ ALLEINE auf der Welt. Kein
gutes Gefühl. Leider hast du im Streit sehr häufig mit deinem Verhalten
meine Ängste noch um ein Vielfaches potenziert. Diese Situation war für
mich derart unerträglich, dass ich dann immer einen Plan B entwickelt
habe: Ein Leben ohne dich. Plan B war zwar von mir niemals gewollt, aber
eine Notlösung. Das hat wiederum bei dir Ängste ausgelöst. So haben wir
uns gegenseitig hochgeschaukelt. Heute glaube ich, haben wir es besser
im Griff.
4. Nebenwirkungen:
Welche Risiken drohen, wenn Du mich „falsch“ behandelst? Wie reagiere
ich dann typischerweise? Welche Eigenschaften und Verhaltensweise
solltest Du bei mir akzeptieren, weil ich sie zur Zeit noch nicht ändern
kann bzw. beibehalten will?
Wie du weißt war mein Vater sehr streng zu mir, sehr anspruchsvoll und niemals
zufrieden mit meinen Leistungen. Auch meine Mutter hat es mir immer sehr
deutlich zu verstehen gegeben, das ich nicht das Kind bin, das sie gerne
hätte und deswegen auch nicht als liebenswert ansieht. Sie hat es auf
eine sehr unschöne Art zum Ausdruck gebracht: Indem sie mich gegängelt
hat und sich über mich lustig gemacht hat. Manche deiner Reaktionen
erinnern mich daran. Zum Beispiel wenn du plötzlich nicht verstehst, was
ich dir sagen will, und anstatt mich zu fragen, was ich damit meine,
dein Gesicht verziehst und mir sehr vorwurfsvoll sagst: Ich weiß nicht
was du willst. Oder wenn ich einen gemeinsamen Termin vergessen habe und
dich dann frage, ob wir zu dem Zeitpunkt nicht etwas unternehmen wollen.
Wenn du mir dann antwortest, dass ich es bitteschön gerne machen kann,
was ich will, DU ABER UNSEREN TERMIN AUF JEDEN FALL WAHRNEHMEN WIRST,
dann empfinde ich das als maßregelnd. Lieber Schatz, ich bin nicht so
strukturiert und organisiert wie du, aber deswegen bin ich doch kein
schlechter Mensch. Ich bin vielleicht ein wenig chaotisch, aber dafür
liebenswürdig und begeisterungsfähig. Bitte nimm mich doch einfach so,
wie ich bin und sei nicht so streng zu mir, wenn ich etwas nicht so
kann, wie du. Wir sind beide in mancher Hinsicht sehr unterschiedlich,
aber bitte sehe es doch als Bereicherung. Lass mir bitte meine kleinen
Macken. Bestrafe mich nicht dafür, dass ich nicht so bin wie du. Ich mag
mich so, wie ich bin. Leider fühle ich mich aufgrund meiner alten
Erfahrungen und Erlebnisse von dir oft in solchen Situationen
zurechtgewiesen und glaube dann, es handelte sich um Versuche von dir,
mich zu erziehen. Dieses Verhalten finde ich nicht sehr liebevoll. Ich
würde mir mehr Verständnis und Toleranz wünschen. Meine Vorstellung von
Beziehung ist, dass man auch mit den kleinen Unzulänglichkeiten und
Macken des Anderen augenzwinkernd und liebevoll umgeht. Ich vergesse
einen Termin doch nicht um dich zu ärgern, sondern weil ich etwas
zerstreut bin und außerdem wenn es so weit ist, denke ich doch immer
daran. Oder habe ich Dich schon mal mit irgendetwas versetzt?
Meine typische Reaktion auf unangenehme Dinge, sei es, ich fühle mich
verletzt, sei es, ich fühle mich angegriffen, ist, dass ich mich
zurückziehe und schmolle. Das ist bisher im meinem Leben immer sehr gut
gegangen. Ich habe mich zurückgezogen, habe über die Verletzung oder was
es auch immer war nachgedacht und kam meistens zu dem Entschluss, dass
es nicht so schlimm und eigentlich nicht so gemeint und überhaupt nicht
der Rede wert ist. Dann kam ich aus der Versenkung wieder und es war
alles in Ordnung. Auch oder vor allen Dingen für meine Partner. Die sind
damit sehr gut klar gekommen. Manchmal fand ich es aber wichtig genug,
um darüber sprechen zu wollen, und das habe ich dann auch getan.
Allerdings ruhig und gelassen, weil sich durch die Zeitverzögerung meine
Emotionen erst mal gelegt haben. Auf diese Weise gab es kaum Streit in
meinen bisherigen Beziehungen. Leider ist das für dich keine richtige
Reaktion. Für dich bedeutet mein Rückzug: Verlassen werden und das löst
Ängste bei dir aus. Du möchtest am liebsten alles sofort klären, weil du
die Erfahrung gemacht hast, dass Dinge die auf eine „lange Bank“
geschoben werden, die Eigenschaft haben, zum spätern Zeitpunkt zu
explodieren. Ich bin da absolut deiner Meinung - bis auf dass die
Klärung nicht zeitgleich erfolgen darf und dass es auch Dinge gibt, die
man nur falsch verstanden hat. Auf diesen muss man nicht weiter
nachhacken, wenn es einem selbst klar wird. Es wäre schön, wenn wir da
einen gemeinsamen Weg finden würden. Einen Kompromiss, der für uns beide
annehmbar ist.
|