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Therapeuten sind Menschen aus Fleisch und Blut, die deshalb auch eigene
Probleme haben und dadurch in ihrem Denken und Handeln beeinflusst werden.
Psychologen und Psychiatern wird ja gerne nachgesagt, dass sie ihren Beruf
vor allem deswegen gewählt haben, weil sie so ihre eigenen Probleme zu lösen
hofften. Wenn dem so sein sollte, sehe ich darin eher einen Vor- als einen
Nachteil: Therapeuten mit einer eigenen Problemgeschichte können sich
vermutlich besser in ihre Patienten einfühlen. Zugleich verkörpern sie
selbst (mehr oder weniger gut) ein Beispiel dafür, dass Probleme zu
bewältigen sind. Auch einem Koch vertraut man vor allem dann, wenn man weiß,
dass er seine Gerichte schon einmal selbst gekostet hat. Nicht zuletzt sagt
man, dass Therapeuten ihre Patienten nur so weit begleiten können, wie sie
selbst gekommen sind. Übrigens wird auch jeder Therapeut von seinen
Patienten beeinflusst (weshalb keine Therapie der anderen gleicht) und es
ist nicht auszuschließen, dass Therapeuten manchmal mehr an einer Behandlung
selbst gesunden als die eigentlichen Patienten. Meine Freude an meinem Beruf
erwächst nicht zuletzt aus der Möglichkeit, mich durch Erfahrungen und
Verhalten meiner Patienten anregen zu lassen und so mich auch selbst
weiterzuentwickeln. Da ich selbst dreifacher Vater bin, zusätzlich die
Verantwortung für ein Pflegekind trage, mich mit einer für mich
schmerzlichen Scheidung auseinander gesetzt habe und nach einer
sechsjährigen Partnerschaft den Tod meiner Gefährtin an einem Krebsleiden
bewältigen musste, glaube ich, bei solchen „Beziehungsthemen“ ein besonders
geeigneter Begleiter sein zu können.
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