Madison (pte/22.11.2005/09:15)
- Kinder, die in den ersten Lebensjahren vernachlässigt werden, tragen
physische und psychische Folgen davon. Zu diesem Ergebnis ist eine
Studie der University of Wisconsin-Madison
http://www.wisc.edu
gekommen. Das Fehlen einer liebevollen Bezugsperson beeinflusst die
Produktion jener Hormone direkt, die eine wichtige Rolle bei der
Entstehung sozialer Bindungen spielen. Kinder, die in Waisenhäusern
aufwuchsen, verfügten über geringere Mengen der Hormone Vasopressin und
Oxytocin als andere Teilnehmer. Die Wissenschafter schreiben in den
Proceedings of the National Academy of Sciences,
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dass es in der Folge keine Rolle spielte, dass diese Kinder später in
stabilen Familienverhältnissen untergebracht wurden. Das lege nahe, dass
die Folgen der frühen Vernachlässigung bis zu einem gewissen Grad
bleibend sein könnten.
Die Forscher gehen davon aus, dass das Fehlen einer kindgerechten
Versorgung die normale Entwicklung bestimmter hormoneller Systeme stören
kann. Das kann in der Folge zu einer Beeinflussung der angenehmen und
beruhigenden Stimmung führen, die normalerweise zwischen Kindern und
ihren Bezugspersonen entsteht. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe
wiesen die 18 vier Jahre alten Kinder, die in Waisenhäusern aufwuchsen,
geringere Werte von Vasopressin im Urin auf. Die Forschung nimmt laut
BBC an, dass dieses Hormon beim Erkennen von Personen in einer
vertrauten sozialen Umgebung von entscheidender Bedeutung ist. Während
eines Experiments wurden die Kinder gebeten, entweder auf dem Schoß
ihrer Mutter oder ihrer Adoptivmutter oder einer fremden Frau zu sitzen
und ein interaktives Computerspiel zu spielen. Das Spiel regte die
Kinder dazu an, verschiedene Formen des körperlichen Kontakts mit den
Erwachsenen aufzunehmen. Dazu gehörte Flüstern, gegenseitiges Kitzeln
und die gegenseitiges Berührung des Kopfes.
Diese Art der Interaktion sollte normalerweise zu einem Anstieg der
Oxytocinwerte führen. Bei Kindern, die in Familien aufwuchsen, war das
auch der Fall. Die in Waisenhäusern aufwachsenden Kinder zeigten keine
derartige Reaktion. Der leitende Wissenschafter Seth Pollak betonte,
dass es extrem wichtig sei, dass man jetzt nicht davon ausgehe, dass
diese Kinder in irgendeiner Form auf Dauer zurückblieben. "Wir sagen
nur, dass es bei manchen sozialen Problemen eine Möglichkeit der
Erklärung biologischer Grundlagen und damit einer Entwicklung eines
verbesserten Behandlungsansatzes geben kann." Die aktuellen Daten
lieferten eine potenzielle Erklärung dafür, wie die Art und die Qualität
der kindlichen Umwelt die Verhaltenssysteme des Gehirns mitformen, denen
komplexe menschliche Emotionen zugrunde liegen.
(Ende)
Quelle: pressetext nachrichtenagentur GmbH |