Pavia (pte/30.11.2005/07:15)
- Möglicherweise stimmen einige Pärchen den jüngsten Erkenntnissen der
Wissenschaftler der italienischen Universität von Pavia nicht zu. Sie
haben nämlich festgestellt, dass romantische Liebe nur etwas mehr als
ein Jahr andauert - und verantwortlich dafür sind erhöhte Werte von
Proteinen namens Neurotrophinen. Neurotrophine sind körpereigene
Signalstoffe, die zielgerichtete Verbindungen zwischen Nervenzellen
bewirken. Ein typisches Beispiel für ein Neurotrophin ist der sogenannte
"nerve growth factor" (NGF). Nach Angaben der Forscher sorgen
Neurotrophine für Euphorie am Beginn einer Liebesromanze, berichten sie
im Wissenschaftsmagazin Psychoneuroendocrinology
http://www.sciencedirect.com.
Die Forscher um Emanuele Enzo vom Interdepartmental Center for Research
in Molecular Medicine (CIRMC) haben 58 Personen untersucht, die erst
seit kurzem in Beziehungen waren und mit einer Kontrollgruppe von
Personen, die schon länger in Beziehungen waren und mit Singles
gegenübergestellt. Die Neurotrophin-Werte der Frischverliebten waren
signifikant höher als jene, die schon länger in Zweisamkeit lebten.
Offensichtlich sorgen die Neurotrophine, die auch als
Nervenwachstumsfaktoren bezeichnet werden, für schweißnasse Hände und
für Schmetterlinge im Bauch. "Offensichtlich sorgen die Neurotrophine
für eine behavoriale und auch psychologische Veränderung der
Betroffenen", schreiben die Forscher.
39 der Frischverliebten wurden ein Jahr später erneut untersucht. Dabei
konnten die Forscher keine signifikante Erhöhung der Neurotrophin-Werte
mehr feststellen. Offensichtlich pendeln sich diese nach einiger zeit
auf Normalwerte ein. "Das bedeutet nicht, dass diese Menschen nicht mehr
verliebt waren, aber es macht deutlich, dass es sich nicht mehr um jenen
zustand der akuten liebe handelte", so der Co-Autor Pierluigi Politi vom
Department of Health Sciences, Section of Psychiatry and der Universität
von Pavia
http://www.unipv.it . "Die Beziehung ist offensichtlich stabiler
geworden und diese romantische Liebe ist damit zu ende gegangen."
Bisher ist die neurobiologische Erforschung der Liebe nur sehr vage
beschrieben. "Es scheint allerdings, dass die biochemischen Mechanismen
offensichtlich dafür sorgen, dass es zu Stimmungswechseln kommt, wenn
sich die Beziehung sozusagen stabilisiert hat", erklärt der Forscher.
Bis die Neurobiologie der Liebe allerdings ganz erforscht ist, werde es
noch länger dauern. "Dazu sind weitere Untersuchungen unerlässlich", so
Politi.
Dass sich die Neurotrophin-Werte beim Verlieben verändern, hält die
Expertin für Neurotrophin-Forschung an der Universität Bochum
http://www.ruhr-uni-bochum.de, Andrea Blöchl, für möglich. "Neurotrophine
tragen etwa zur Gedächtnisbildung bei", so die Expertin im
pressetext-Interview. "Beim Auf- und auch beim Abbau von neuen Netzen,
wie etwa dem Lernen spielen diese Stoffe eine große Rolle", so Blöchl.
(Ende)
Quelle: pressetext nachrichtenagentur GmbH |