Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Hypochondrie Fallbeispiel

Tagebuchaufzeichnungen zum Verlauf nach der vierten Therapiesitzung

Diese Woche möchte ich an den bereits beschriebenen Bildern festmachen. Ich stehe also schon zu ¾ auf der Leiter und bleibe stehen. Ich versuche, eine kleine Rede für meine frühere Gruppe zu schreiben. Es gelingt nicht so gut wie früher, da ich dauernd an meine Gesundheit denken muss. Ich lese sofort alle Schriftstücke, die ich von meinem Therapeuten erhalten habe und beruhige mich wieder. Meine Freundin F. kommt vorbei und beschwert sich über ihre Tochter. Ich kann zuhören und erteile Ratschläge. Als sie geht, sagt sie: „Du bist wieder ganz die Alte“. Mit der Tochter hatte ich eine schwere Zeit. Zwei Jahre lang konnte ich sie von einem Selbstmord abhalten, mit ihren Eltern wollte sie nicht reden). Bis zu fünfmal am Tag und bei Nacht kündigte sie sich an.

Nun hat also meine Krankheit einen Namen: Hypochondrie. Es ist ein lächerlicher Name. Viele Witze werden darüber gemacht. Aber da wusste ich noch nicht, welche Todesangst und welcher Leidensdruck dahinter steckt. Ich möchte sehr gerne alt werden – aber alt sein! – auch ein Problem für Frauen!

Der Donnerstag war ein schlechter Tag und ich musste mich fest an die Leiter klammern, um nicht einige Stufen nach unten zu fallen. Ich bekam aus heiterem Himmel einen Husten und sofort Panik. Die Frage war für mich: Ist es Lungenkrebs? Meine gute Laune war dahin, nur Grübeln war angesagt. Aber ich bin stehen geblieben auf der Leiter.

Am Freitag bekomme ich Besuch von meinem Sohn und erzähle ihm von meinen Zukunftsplänen: Er ist begeistert und redet mir zu. Abends zwei Stufen nach oben auf der Leiter!

Hinter mir liegt ein erfolgreiches Wochenende ohne größere Ängste, obwohl ich stark erkältet bin und ohne Geruch und Geschmack auskommen muss. Zum Arzt muss ich wegen der starken Erkältung leider gehen. Samstag habe ich es geschafft, einem Bekannten zum Geburtstag zu gratulieren. Auch die Frage „Wie geht es dir?“ löste diesmal keine Panik aus. Abends bemerkten wir, dass bei unseren Nachbarn eingebrochen wurde. Ohne Angst und Panik rief ich die Polizei, konnte ruhig alles berichten und sah auch den fliehenden Täter quer durch unseren Garten laufen.

Sonntag hatte ich den ganzen Tag meinen Enkelsohn zu Besuch. Pure Wonne! Zwei Stufen nach oben. In meinem kleinen Büro hängt nun ein Zettel an der Wand, in weiß mit roten Buchstaben. Darauf steht die Telefonnummer meines Therapeuten und der von ihm vermerkte Satz: „Meine Tür steht immer für Sie offen!“.

Mittwoch: Nun stehe ich also oben auf der Leiter und trage den bunten Schal um den Hals. Aber werde ich es ganz schaffen? Ich habe viel bewegt in dieser Woche, alle Anregungen meines Therapeuten in die Tat umgesetzt. Sicher habe ich große Angst gehabt, als ich gestern von ernsthaften Erkrankungen anderer Familienmitglieder erfuhr. Aber es ist jetzt eine „normale Angst“. Ich glaube vor mir liegt noch ein steiniger Weg, aber ich will und muss es schaffen. Und wenn nicht – dann gibt es da noch einen Zettel an der Wand!