USA. Angsttherapeuten sollten auch christliche Ressourcen nutzen, wenn
ihre Patienten entsprechend gläubig sind. Denn sowohl die Botschaften
der Bibel als auch die christliche Gemeinschaft bieten wertvolle
Hilfen zur Bewältigung von Angst. Allerdings sollten Psychotherapeuten
nur dann die entsprechenden Angebote nutzen, wenn sie selbst Zugang zu
geistlichem Denken und Erleben haben, also über die nötige Kompetenz
verfügen. Zu diesen Empfehlungen gelangt J. M. Killmer in einem
Beitrag, der auf die heilsamen Potentiale gelebten Glaubens aufmerksam
macht.
Wissenschaftliche Studien belegen immer wieder, dass religiös
aktive Menschen oft weniger psychische Probleme haben als spirituell
uninteressierte Personen. Das gilt für Angst und Angstkrankheiten
besonders. Vermutlich tragen dazu Glaubensinhalte (Vertrauen in einen
allmächtigen und schützenden Gott) und die Unterstützung durch eine
lebendige Gemeinschaft Gleichdenker wesentlich bei. Sie fördern
angstlindernde Einstellungen und Verhaltensweisen. Dazu gehören
Vertrauen, Kommunikation (insbesondere im Gebet), eindeutige Werte,
Geborgenheit in einer Gruppe, solidarisches Teilen von Freude und Leid
sowie Ablenkung. Letztere erfolgt, wenn man die Aufmerksamkeit auf
christliche Aufgaben und Werte fokussiert, statt auf eigene Symptome.
Für gläubige Christen liefert die Bibel viele Angst verringernde
Botschaften und Appelle (wie „Sorge dich nicht um morgen“, „Denke klar
und vernünftig“, „Sorge dich nicht, sondern bete“). Eine regelrechte
Lektion über Angst enthält die sog. Bergpredigt („Wer von euch fügt
durch Angst seinem Leben auch nur eine einzige Stunde hinzu? Warum
sorgt ihr euch um Kleider? Seht doch die Lilien des Feldes, wie sie
wachsen….Also sorgt euch nicht um morgen.…Jeder Tag hat selbst genug
Probleme“).
Killmer warnt davor, Christen ihre Ängstlichkeit als Versagen
„vorzuwerfen“. Hilfreicher sei es, einen „Mangel an Vertrauen“ zu
diagnostizieren und dieses Defizit zu verringern. Da „Vertrauen“
untrennbar mit „Beziehung“ zusammenhängt, gelte es, eine innige
Beziehung zu Gott aufzubauen und zu pflegen. Während Kontrolle über
das Leben kaum möglich ist, ist Vertrauen immer möglich und somit die
beste Strategie gegen Angst. Hilfreich ist auch das Gefühl der
Allgegenwart Gottes, das die Angst vor Einsamkeit und Verlassenheit
verringern kann.
Angst verleitet zu einem egoistischen Bemühen um Sicherheit und zu
überzogener Fixierung auf die eigene Person. Dadurch fördert sie
Konkurrenz, eingeengte Sichtweisen und Kälte gegenüber anderen. Dieser
Gefahr wirken Gemeinschaftsangebote entgegen (wie gemeinsames Gebet,
Gottesdienste, Anleitung durch einen spirituellen Mentor, Führung
durch einen Priester mit Ausstrahlungskraft und Gesprächskreise.
Entsprechendes gilt für die Verwirklichung christlich-sozialer Werte
(Nächstenliebe, Offenheit, Großzügigkeit, gegenseitige Unterstützung).
Andere Angebote wirken vor allem beruhigend, wie Kirchenmusik und
Meditation, die Sorgen verstummen lässt. Sie ermuntern zum
„Loslassen“.
J. M. Killmer: The treatment of anxiety disorders in devout christian
clients. Journal of Family Psychotherapy 2002 (13) 309-327
Deutsche
Quelle:
www.zns-spektrum.com