Warum können
Tierphobien sinnvoll sein?
Angst ist eine Alarmreaktion
des Körpers. Sie verweist auf Situationen, in denen unsere Reaktionsmöglichkeiten
maximal gefordert sind – oft geht es um das „Überleben“ im wörtlichen
und übertragenen Sinn. Ängste sind immer auch Entwicklungsreize,
da sie uns verdeutlichen, dass manche Aufgaben uns noch zu überfordern
scheinen.
Tiere können immer Gefahrenquellen
sein, was nicht nur bei Raubtieren oder giftigen Tieren unmittelbar
einleuchtet, auch ein wild gewordenes Pferd oder ein Stier können uns
lebensgefährliche Verletzungen zufügen. Die Größe eines Tieres allein
sagt nichts über seine Gefährlichkeit aus. Für einen Insektenallergiker
kann bereits ein Bienenstich tödlich sein. Da wir die meisten unserer
Erbanlagen mit der Tierwelt teilen, ist zu vermuten, dass wir eine
regelrechte Veranlagung haben, auf andere Lebewesen mit Vorsicht bzw.
vermehrter Aufmerksamkeit zu reagieren ("schreckhaft"), vor
allem wenn sie uns besonders fremd erscheinen, sie uns unerwartet nahe
kommen und wir deren (schnelles) Verhalten nicht einschätzen können.
Diese „Vorsicht“ bzw. "Schreckhaftigkeit" kann bei einigen
Menschen mit einem besonders empfindlichen (feinfühligen, erregbaren)
Nervensystem rascher in Angst umschlagen als bei anderen (robusteren,
entspannteren).
Dass die Angst vor
Spinnen und Schlangen in unseren Breiten so aus dem Rahmen zu fallen
scheint, liegt möglicherweise daran, dass diese Ängste hier wenig Sinn
machen – in den Tropen wäre dies vermutlich anders. Wenn man der
Phantasie freien Lauf lässt, könnte man auch spekulieren, dass Tierängste
(von denen ja vor allem Frauen betroffen sind) den „Beschützerinstinkt“
des Mannes aktivieren und so mitunter das Zusammenleben der Geschlechter fördern.
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