Die
Aufgabe der Angst ist es, uns im Interesse unseres Überlebens zu einer schnellen
Reaktion zu bewegen (sie soll also Aktivitäten des Gehirns
mobilisieren und synchronisieren). Angst wird von unserem Gehirn
schneller be- und verarbeitet als „Vernunft“. Vernunft kann daher
immer nur auf die Angst reagieren (sie hinkt dieser gleichsam immer
hinterher, sie kann der Angst also nicht „vorbeugen“,
sondern diese nur modifizieren). Angst wird in den unterhalb der
Hirnrinde angesiedelten "Mandelkernen" (als
Emotionszentrum), Vernunft in der "Großhirnrinde"
verarbeitet. Offenbar
gibt es neben dem bewussten Gedächtnis auch ein Angstgedächtnis.
Letzteres ist vergleichsweise sehr unscharf (schemenhaft). So kann
es nicht sehr zuverlässig zwischen einem Ast und einer Schlange oder zwei
ähnlich klingenden Tönen unterscheiden. Aus Sicherheitsgründen
löst es in beiden Fällen Alarm aus (Denn in der Natur kann jeder
Irrtum tödlich sein). So dürfte sich erklären, warum nach einem
Hundebiss meist alle Hunde gefürchtet werden und nicht nur die
betreffende Rasse. Einiges
spricht dafür, dass es im Angstgedächtnis kein Vergessen gibt,
wohl aber ein "Abschalten" (Kontrollieren) durch
höherentwickelte Gehirnbereiche (Großhirnrinde, Hippocampus).
Andauernder und massiver Stress (vermittelt durch das Hormon ACTH
bzw. Cortisol) schwächt diese Kontrollzentren der Angst mit der
Folge, dass sich Angst wieder ungezügelter entfalten kann.
Selbstverständlich können auch die "Kontrollzentren"
ihrerseits Angst anfachen (wenn sie innere oder äußere Signale als
"Lebensgefahr" deuten). Letzteres ist bei Menschen mit Phobie
oder Panik fast durchweg der Fall. Während Stress die Kontrollzentren
schwächt, stärkt er gleichzeitig die Angstzentren. |