Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wie entstehen Tierphobien?

Den meisten Menschen haben Abneigungen (Abscheu) gegenüber bestimmten Tieren, ohne dass dies gleich als „Angst“ erlebt wird. Auch Tiere wirken gegenüber artfremden Tieren „scheu“ und „vorsichtig“. Für Erwachsene gehört es eher zu den Ausnahmen, eine Tierphobie zu entwickeln. Die meisten bringen ihre Tierphobie schon aus der Kindheit mit, was zeigt, dass Tierphobien sehr hartnäckig sein können. Wenn es hochkommt, erinnern sich maximal 50 Prozent der Betroffenen an eine konkrete auslösende Ursache (z.B. einen Hundebiss). Schlimme Ereignisse („Lernen aus eigener Erfahrung“) findet man am häufigsten im Zusammenhang mit Hunden, seltener mit Spinnen und Schlangen.

Bei einem großen Teil der Tierphobiker leidet oder litt bereits ein Elternteil (meist die Mutter) ebenfalls an einer Phobie (z.B. fast 40 der Mütter von Spinnen-Phobikerinnen in einer Studie). In solchen Fälle kann die Phobie erlernt sein („Lernen am Modell“) oder auf einer Veranlagung beruhen. Auch eine Mischung aus beidem ist möglich. Neben dem Lernen durch Beobachtung können sich auch Ängste durch Informationen („elterliche Warnungen“) übertragen (dazu muss man das Tier gar nicht gesehen haben).  

Tierzuchtexperimente bestätigen, dass man schreckhaft bzw. sicher wirkende Tiere züchten kann, was für eine erbliche Komponente von Angst spricht. Dagegen zeigten Experimente an Affen-Jungtieren, dass die für Affen charakteristische Furcht vor Schlangen offenbar erlernt ist: Jungtiere, die noch nie eine Schlange gesehen hatten, zeigten nämlich keinerlei Furchtreaktion, wenn sie dieser erstmalig "ohne Begleitung" sahen. In Gegenwart älterer Tiere übernahmen sie aber deren Furchtverhalten.

Durch ein entsprechendes Trauma (Biss, Tritt durch ein Tier) oder durch eine Reizkoppelung kann jederzeit eine Tierphobie neu entstehen. Bei einer Reizkoppelung wird ein (beliebiges) Tier als ängstlich erlebt, weil es (mehr oder weniger zufällig) gerade dabei ist, wenn jemand einen Angst- oder Panikanfall erleidet. Das Tier wird dann zu einem Erinnerungsreiz, der die einmal erlebte Angst und Panik wieder ins Gedächtnis ruft, ohne dass das Tier „etwas dafür kann“. So gab es früher Experimente (die man heute verbieten würde), in denen man ein kleines Kind und einen harmlosen Hund zusammenbrachte. Immer dann, wenn das Kind zu dem Hund blickte, klatschte der Versuchsleiter in die Hände und erschreckte das Kind. In der Folge reichte es, wenn das Kind den Hund ansah, um mit Angst zu reagieren. Ein weiteres Beispiel: Ein unbekannte Frau beugt sich mit einem riesigen Hut, an dem Vogelfedern stecken, über ein Kind, das erschrickt und später eine Vogelphobie entwickelt. Auch für zahlreiche Tierarten ist die Konditionierbarkeit von Furchtreaktionen bereits experimentell belegt (wie Fruchtfliegen, Meeresschnecken, Fische, Eidechsen, Tauben, Ratten, Kaninchen, Katzen, Hunde, Berberaffen, Paviane).

Für die Seele hat die Verknüpfung von Angst mit äußeren Objekten vermeintliche Vorteile: Man verschafft sich die Möglichkeit, solchen Objekten (und damit scheinbar der Angst) aus dem Weg gehen zu können und man lenkt sich von der Erkenntnis ab, dass sich Angst immer in uns selbst abspielt (wir uns also letztlich mehr vor unserer eigenen Reaktion fürchten als vor dem Tier, durch dessen Wahrnehmung Angst in uns entsteht).

Menschen mit spezifischen Phobien wie überhaupt mit Angststörungen sind häufig sehr „stressanfällig“ oder im Vergleich zu anderen Menschen gesteigertem Stress (Belastungen) ausgesetzt. Ihr Nervensystem ist gleichsam schon aufgrund dieses Umstandes in „höchster Alarmbereitschaft“. Bei ihnen genügt oft schon ein geringfügig erscheinender Zusatzreiz (Erschrecken durch ein Tier), „um das Fass zum Überlaufen zu bringen“, sprich: Angstsymptome zu entwickeln. So erklärt sich, warum viele Menschen mit Tierphobien oft auch noch andere Ängste oder Sorgen haben.

Mitunter bestätigen sich Menschen mit Tierphobie die "Berechtigung" ihrer Angst, indem sie sich immer wieder von dem "unkalkulierbaren" oder "gefährlich wirkenden" Verhalten des Angsttieres überzeugen. Dabei merken sie nicht, dass sich ihre eigene Unsicherheit und Schreckhaftigkeit auf das Tier überträgt (besonders bei Hunden und Pferden kann man diese Beobachtung machen).