Von wegen noch
mal zurückgekommen, ich ging sofort nach Hause. Als ich nach Hause kam,
setzte ich mich sofort hin. In dem Moment war ich auf der einen Seite so
was von fassungslos und voller Sorgen, auf der andern Seite war ich
jedoch erleichtert und froh, in "Sicherheit" zu sein. Um mit jemandem
darüber offen zu sprechen, kam gar bei mir gar nicht in Frage. Nicht mal
mit meinen Eltern oder Geschwistern. Der Grund: Meine Eltern hätten mich
eh nicht verstanden und mich einer andern Person (Freund, Verwandten)
zu vertrauen, kam erst recht nicht in Frage, da ich auf keinen Fall
wollte, dass man von meinen Schwächen etwas erfährt. Ich verließ mich
auf mich selber und begann wieder von einem Arzt bis zum Anderen zu
gehen. Es vergingen nicht nur Monate sondern viele Jahre, das Ergebnis
sah zum Schluss immer gleich aus: " Einen neuen Arzt aufsuchen"!!!,.
Damals wusste jeder, der mich kannte, dass ich gesundheitliche Probleme
habe. Und ich hatte überhaupt keine Probleme, damit umzugehen. Denn, ich
war mir 100 % - ig sicher, dass meine Beschwerden organischer Natur sind
und dafür brauche ich mich nicht zu schämen, ich kann ja nichts für.
So, sehr geehrte
Leserinnen und Leser, sehr geehrte von Angst und Panik- Attacken
Betroffene,
ich
könnte Euch noch stundenlang erzählen, was ich nicht alles ausprobiert
habe, um meine langjährigen Beschwerden endlich zu besiegen. Das ist
zwar wichtig, viel wichtiger für Euch ist es jedoch, endlich mal von
jemandem zu hören (aus der ersten Hand), wie er es geschafft hat,
seine Angst- und Panikattacken loszuwerden. Denn wir alle haben schon
tausendmal, die Gelegenheit gehabt, über Angst- und Panikattacken zu
lesen, wir haben Menschen gesehen, die unter Angst- und Panikattacken
leiden. Im Fernsehen haben wir auch x-mal die Gelegenheit gehabt, wo
Fachleute: Ärzte,
Psychologen, Psychiater über
Angst- und Panikattacken sprachen. Sie gaben uns tausende von guten
Ratschlägen, Empfehlungen, Tipps, Verhaltensarten und und und. Jeder von
uns hat bestimmt schon mal versucht, das auch durchzusetzen, was sie uns
da empfohlen haben. Zum Beispiel: Was soll man machen bzw. wie soll man
sich verhalten in einer Situation, in der man plötzlich von einer
Panik-Attacke überfahren wird. Man sprach von Ablenkungsmanöver (über
dieses Wort: "Ablenkungsmanöver" könnte ich mich heute totlachen:
"Jemand wird innerhalb von Bruchsekunden in eine Situation versetzt, in
welcher er gleichzeitig mit solchen Schweißausbrüchen, Herzrasen,
Schwindel, weiche Knie, das Gefühl, ohnmächtig zu werden, kämpft und in
so einer Alptraum-Situation soll mich ein an mir vorbeilaufendes
und total bunt gekleidetes Kind ablenken, oder etwa die Knöpfe an meinem
Mantel par mal auf- und zumachen. So was kann man vielleicht jemandem
empfählen, der seit vielen Stunden auf seinen mit Verspätungen Zug
wartet und sich dabei todlangweiligt, aber nicht doch jemandem, bei dem
es ums "Leben oder Tod" geht.) Das geht aber noch! Viel schlimmer
waren für mich, wenn ich heute zurückdenke, die Tipps: "Man soll der
Angst die Brust bzw. die Zähne zeigen, man darf in keinster Weise einen
Vorgang abbrechen. Das heißt, wenn man sich absichtlich in eine
Situation begibt, vor welcher man solche Angst hat: Zum Beispiel: "ins
Kino, Theater, Kaufhaus also unter viele Menschen zu gehen, darf man auf
keinen Fall einen Schritt rückwärts machen, denn das wäre so ´ne Art
Kapitulation vor Angst. Man nennt diesen kritischen Moment als "Mauer,
die um jeden Preis durchgebrochen werden muss, sonst wird sie noch
dicker und höher.
So, zunächst möchte ich mich erstmal vor
falschen Behauptungen absichern, indem ich sage: "Ich rede von mir"!!!
Dass wir, Menschen, unterschiedlich sind,
das weiß mittlerweile jeder von uns. Die Einen überwältigen ihre
Probleme auf eine Art und Weise, die Anden auf Andere. Aufgrund dessen
schließe ich nicht aus, dass es auch Menschen gab, gibt und geben wird,
die Ihre Angst- und Panikattacken so bewältigt haben, indem sie mit
bloßem Kopf durch diese so genannte "Mauer" gegangen sind. Ich habe es
"weiß der Liebe Gott" wie oft versucht, diese Mauer durchzubrechen, um
den nächsten Schritt, anstatt nach hinten, nach vorne zu machen. Und "zu
eurer Wunder":" habe es fast immer geschafft"! Was meine ich denn
damit: geschafft!? Ein wunderschönes Bespiel: "Ich ging damals in die
Kirche (es war ein Sonntag), ich hatte furchtbare Angst, in diese Kirche
zu gehen (es handelt sich um eine ganz ganz normale Kirche, also keine
Kirche mit irgend welchen gespenstischen Geschichten). Es handelte sich
jedoch um eine Kirche, vor der ich furchtbare Angst hatte, vor allen
Leuten in Ohnmacht umzukippen, in einer Kirche, in der Jeder Jeden
kannte. Denn allein der Gedanke: mitten währen der Gottes-Messe
umzukippen, man wird dann nach draußen raus getragen, ihm wird geholfen,
dass er wieder zu sich kommt. Jeder guckt dabei, wer es ist. Und schon
kam der nächste Gedanke bzw. Alptraum: "Wie werde ich reagieren, wenn
ich nächstes Mal wiederkomme. Alle werden bestimmt ein Auge auf mich
werfen und in sich sagen: "Er war das, so ein großer Mann, hätte ich
mir nie gedacht"!
Da ich aber - wie oben erwähnt - immer
wieder gelesen habe, bloß nicht klein beigeben, ging ich jedes Mal in
die Kirche rein. und ich dachte jedes Mal: „Wenn das der Preis ist, in
Zukunft angstfrei zu leben, dann gehe ich rein, selbst wenn ich eine
Minute später ohnmächtig aus der Kirche ausgetragen werde. Ich ging in
die Kirche rein, allein das Betreten der Kirche und der Blick auf die
vielen Menschen, sowie der Gedanke, dass man eine Stunde da bleiben
muss, war für mich eine Horror-Vision. Ich kämpfte jede Sekunde gegen
das Umkippen. Ich versuchte mich an mich selbst festzuhalten. Die
Attacken kamen Eine nach der Anderen. Panik pur !!! Als ich das Gefühl
hatte, nicht mehr aushalten zu können, und an nichts anderes dachte als
an das „raus“ aus der Kirche, befahl ich mir da zubleiben. „Du bleibst,
wo du bist“, sagte ich zu mir, denn den Schritt nach hinten darfst du
auf keinen Fall machen. Niederlage vor Angst. Und in der Tat schaffte
ich es, bis zum Ende der Messe in der Kirche zu bleiben. Ich ging raus,
versuchte, mich mit den Menschen, die mich kannten, zu unterhalten. Es
war aber kaum möglich, denn meine Gedanken waren schon bei der nächsten
Messe in einer Woche. Der Gedanke: „ Wer soll es wieder aushalten“!? Und
so Woche für Woche. Immer das gleiche Bild: eine Stunde am Quellen, um
bloß nicht vor der Angst nachzugeben.
Die Angst hat sich schlau gemacht, hat
mich einfach durchgeschaut. Sie wusste ganz genau, wo mein Problem ist:
„Er darf nicht rausgehen, er darf auf keinen Fall den Rückwärtsgang
einlegen. Die Angst brauchte nichts mehr zu machen. Sie wusste, dass ich
verdammt hartnäckig bin und dieses Hartnäckige an mir hat sie zu ihrer
eigenen Waffe gemacht. Was will ich damit sagen: Dieses Hartnäckige
braut man auf jeden Fall, um Angst- und Panikattacken loszuwerden.
Darüber braucht man gar nicht zu diskutieren. Wird diese Eigenschaft von
Hartnäckigkeit falsch verwendet, kann es zu solchen katastrophalen und
negativen Folgen führen. Also, mein Beispiel bzw. mein Fehler aus der
Kirche: Die Angst wusste, wie sehr ich hartnäckig (hartnäckig heißt mit
anderen Worten: „immer wieder“) bin, sie wusste aber auch, wenn
ich diese Hartnäckigkeit richtig und „im vollen und ganzen“ gegen sie
anwende, hat sie auf Dauer kein Bisschen Chance, mir etwas
entgegenzusetzen. Sie würde 100 %-ig verlieren. Aaaaaber, sie wusste
sehr genau, wenn sie mich in der Kirche von Sekunde zu Sekunde
attackiert, dass bei mir, aufgrund der Unerträglichkeit
(Schweißausbrüche, weiche Knie, Schwindel, Ohnmacht-Gefühl, Herzrasen
und und), irgendwann der Gedanke kommen wird, die Kirche verlassen zu
müssen: So, und jetzt kommt der entscheidende Punkt bzw. mein Fehler:
anstatt die Kirche ohne schlechtes Gewissen, ohne das Niederlage-Gefühl,
das Gefühl vor der Angst verloren zu haben, zu verlassen, einfach
rausgehen, und dann aber dank dieser Hartnäckigkeit wieder, nachdem ich
mich für paar Minuten erholt habe, wieder frische Luft geholt habe, in
die Kirche reinzugehen. Und was mache ich: ich setzte mich dermaßen
unter Druck, die Kirche auf keinen Fall verlassen zu dürfen. Und das war
der entscheidende Fehler von mir. Ich hatte Angst vor diesem Moment, vor
diesem Befehl. Und die Angst konnte sich jedes Mal, wenn ich in der
Kirche war an mir richtig austoben. Sie wusste, egal was sie mit mir
macht (Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüche und und), ich verlasse die
Kirche „nicht“. Und wer „bitte schön“ von uns hätte
keine Angst, Tag für Tag, Woche für Woche, ein Spielplatz von solchen
Ängsten zu sein. Also, da stimmt was nicht, sagte ich zu mir. Du machst
etwas falsch. Einen Vorwurf konnte ich mir auf keinen Fall machen, da
ich es jedes Mal ausgehalten habe, in der Kirche zu bleiben.
Mein Problem war: „Je öfter ich es versucht und
letztendlich geschafft habe, um so mehr Angst tankte ich fürs nächste
Mal nach.
„Ab jetzt wird die Welt für mich und für
Euch anders aussehen“!
Aber warum!? Waaaarum darf ich denn,
wenn ich das Gefühl habe, die Angst- und Panikattacken nicht mehr
aushalten zu können, die Kirche nicht verlassen. Wo ist das Problem, aus
einer U-Bahn plötzlich aussteigen zu müssen, anstatt sich von den
Ängsten quellen zu lassen. Oder aber aus dem Kino raus. Raustreten aus
der Warteschlange an der Aldi-Kasse. Ein Unterhaltungs-Gespräch mit
Jemandem plötzlich kürzer fassen zu müssen. Wo ist denn da bitte ein
Problem.
Liebe von Angst Betroffene, ich frage
Euch im ernst: „Was würde Euch persönlich besser tun, in dem Moment, wo
Ihr das Gefühl habt, nicht mehr aushalten zu können: „rausgehen,
austreten, aussteigen, das Gespräch kürzer zu fassen, oder weiter
machen.??? Ich kenne schon Eure Antwort: „selbstverständlich das
Erste“! Jetzt frage ich Euch, „Warum macht Ihr das nicht „! Eure Antwort
lautet. „Wir haben Angst, wieder das Gefühl vor der Angst verloren zu
haben“! Jetzt kommt meine Antwort darauf und sie lautet: So ein
Quatsch!!!
Angst kann man nicht mit Gewalt
loswerden! Das wird Euch nicht gelingen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Im Gegenteil:
„Angst kann man nur dann loswerden, wenn
man dran Spaß hat!“
Man soll nichts anderes machen als das,
was die Angst mit uns selber macht, sich richtig austoben.
Es mag sich zwar ein bisschen ironisch
anhören, ist aber egal. Das ist der Schlüssel.
Das Wichtigste kommt jetzt !!! (wird
fortgesetzt) |