Vielen Dank für Ihr
Interesse am Thema „Angst und Panik“. Die folgenden Hinweise wollen
es Ihnen erleichtern, mit Angstkranken hilfreich umzugehen.
Angst als Krankheit anerkennen
Auch wenn Ängste (als
Signale für drohende Gefahr) zum Leben gehören, können sie einen
Menschen krank machen. Dies ist spätestens der Fall, wenn Menschen ihre
Ängste nicht mehr im Griff haben, sondern umgekehrt die Ängste einen
Menschen. Manche Ängste sind offenkundig, andere verbergen sich hinter
Körpersymptomen (Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüchen, Zittern,
Luftnot, Durchfall usw.) In solchen Situation gilt es, möglichst rasch
wieder Kontrolle über die Angst zu gewinnen. Erkennen Sie das Leiden
des Angstkranken an und verzichten Sie darauf, es ihm auszureden oder zu
bagatellisieren. Beenden Sie die oft genau so endlosen wie fruchtlosen
Angstgespräche freundlich, aber bestimmt. Angst kann man nicht
ausreden, man muss ihr standhalten.
Den
Kranken zum (sofortigen) Angsttraining motivieren
Angstkranke neigen
dazu, Angst erzeugende Situationen zu vermeiden. Durch Ausweichen nimmt
die Angst aber nur weiter zu. Damit sich diese nicht ins Unermessliche
steigert, ist es entscheidend, so schnell wie möglich „korrigierende
Erfahrungen“ zu sammeln. Diese bestehen durchweg darin, sich der Angst
erzeugenden Situation so schnell und so oft wie möglich in kurzen Abständen
zu stellen. Ähnlich wie ein Horrorfilm nur noch langweilt, wenn man ihn
200 Mal angesehen hat, verliert auch die Angst ihren Schrecken, wenn man
sich ihr oft genug gestellt hat. Begleiten Sie den Kranken nur anfänglich.
Möglichst bald sollte er sich der gefürchteten Situation auch alleine
aussetzen. Anerkennen und loben Sie jedes eigenständige Bemühen des
Kranken. Angstkranke haben oft ein schwaches Selbstwertgefühl und
erleben sich als Versager. Das Angsttraining sollte täglich erfolgen
und sich über mehrere Wochen erstrecken. Denn Angst hat sich oft über
lange Zeit breit gemacht und lässt sich nicht durch einmaliges Üben
erledigen. „Pausen“ gefährden nur den Erfolg.
Keine Ausreden zulassen
Ängstliche Menschen
finden immer einen Grund, das Angsttraining aufzuschieben. Am meisten
verbreitet sind Ausreden vom Typ „Sobald es mir besser geht, werde
ich...“. Nur wartet man mit einer solchen Einstellung endlos und
versucht, das Pferd vom Schwanz aufzuzäumen. Nicht wenn es einem besser
geht, lohnt das Training. Vielmehr legt man los, damit dadurch die
Besserung eintritt. Auch wenn Angstkranke in der Regel über eine Fülle
von Symptomen klagen, macht „Schonung“ sie nicht gesünder.
Angstkranke haben mehr davon, sich körperlich zu betätigen und sich so
von der Gesundheit ihres Körpers zu überzeugen. Scheuen Sie sich nicht
zu überprüfen, ob hinter „Angst“ mitunter nicht auch eine Portion
„Bequemlichkeit“ steckt (zum Beispiel sich fahren zu lassen, statt
selbst die Straßenbahn zu benutzen). Wenn in Ihrem Beisein eine
Panikattacke einsetzt, ist dies eine gute Möglichkeit zum Üben.
Motivieren Sie den Kranken auszuhalten und beenden Sie nicht Ihrerseits
die Situation.
Hilflosigkeit nicht fördern
Nehmen Sie dem
Angstkranken nicht zuviel ab. Dies bestärkt nur seine Abhängigkeit und
Schwäche. Lassen Sie sich nicht verleiten, dem Angstkranken immer
wieder vorzuschreiben, was er tun soll. Helfen Sie ihm lieber, selbst
Verantwortung zu übernehmen. Fragen Sie ihn so selten wie möglich nach
seinen Ängsten, weil Sie ihn so unnötig auf seine Symptome fixieren.
Scheuen Sie sich nicht, den Kranken auch einmal zeitweise alleine zu
lassen. Bleiben Sie nicht ständig mit ihm wie über eine Nabelschnur
verbunden (z.B. durch ein Handy). Fragen Sie sich ehrlich, inwieweit Sie
selbst die Angst des anderen aufrechterhalten. Vielleicht haben Sie ja
sogar einen Nutzen davon. Was würde beispielsweise passieren, wenn der
Kranke seine Angst überwindet, von Ihnen unabhängig wird und künftig
seine eigenen Wege geht? Akzeptieren Sie das Verhalten des anderen, weil
Sie möglicherweise selbst Ängste haben? |