Herr X ist
glücklicherweise nicht der typische Grübler (wie man ihn bei Depressionen
trifft), dennoch kreisen seine Gedanken mitunter mit erheblicher Penetranz
ewig um die gleichen Themenfelder. Hier würde es ihm helfen, die "Grübeltäler"
sprunghaft zu verlassen, um in anderen "Tälern"
faszinierendere Erlebnismöglichkeiten zu entdecken. In diesem Zusammenhang
fragte ich Herrn X (aus meiner Sicht ein wenig provokativ), ob er sich
nicht vorstellen könnte, wie sein Leben verliefe, wenn er ein Kind hätte.
Auf keinen Fall wollte ich ihn damit zum Kinderkriegen motivieren, da
Kinder NIEMALS (!!!!) die Lösung der psychischen Probleme ihrer Eltern
sein können. Wenn depressive Patienten mir berichten, dass sie sich ein
Kind zulegen wollen, um so ihr seelisches Loch verlassen zu können, äußere
ich mich dazu immer sehr kritisch. Denn Kinder depressiver Eltern leiden
unter deren Zustand, fühlen sich (oft mit recht) "benutzt" und nicht um
ihrer selbst willen geliebt. Im weiteren Leben werden sie oft selbst
depressiv. Herrn X wollte ich nur ein Beispiel dafür geben, dass es noch
sehr viel faszinierenderer und durchaus wertvollere Aufgaben gibt, als das
Kreisen um die eigene Person. Es schien mir vertretbar, diesen Aspekt
anzusprechen, da Herr X ein enorm lebenstüchtiger und verantwortungsvoller
Mann ist. Angesichts der noch relativ jungen Partnerschaft sollte er sich
allerdings noch ausreichend Zeit für eine endgültige Entscheidung lassen.
Zuvor ist es wichtig, dass er und seine Partnerin eine tragende Beziehung
entwickeln, aus der sich dann ein Kinderwunsch ergeben kann (und
keinesfalls aufgrund der Anregung des Therapeuten!). |