Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 


Sekundärer Krankheitsgewinn

 

Was versteht man unter sekundärem Krankheitsgewinn?

Vorab der Hinweis, dass „Krankheitsgewinn“ für die meisten Ohren etwas Seltsames hat, also oft einen komischen Nachgeschmack hinterlässt: Wie kann man aus etwas „Schlimmen“ wie einer Krankheit überhaupt „Gewinn“ ziehen? wird sich mancher fragen. Der Begriff ist deshalb auch weniger ein umgangssprachlicher, er geistert eher durch die medizinische Literatur oder durch Texte von Versicherungen oder Gutachtern. Zudem wird der Begriff des sekundären Krankheitsgewinns sehr schnell mit „Modediagnosen“ oder bislang wissenschaftlich noch umstrittenen Diagnosen in Verbindung gebracht, wie „Chronisches Müdigkeitssyndrom“, „Neurasthenie“, „Burnout“ oder „Fibromyalgie“. Für die helfenden Berufe wird der „sekundäre Krankheitsgewinn“ mitunter dann zum Fallstrick, wenn zu schnell an „sekundären Krankheitsgewinn“ gedacht und dadurch die eigentliche Erkrankung vernachlässigt wird (insbesondere deren ausreichende Diagnostik und Behandlung).

Wenn man so will, lassen sich ein primärer, sekundärer und ein tertiärer „Krankheitsgewinn“ unterscheiden. Unter „primärem Krankheitsgewinn“ versteht man die unmittelbar mit einer Krankheit verbundenen Vorteile, wie körperliche Schonung, Ruhe, Entlastung. Diesen Gewinn erkennt man daran, dass er unmittelbar dem Körper zugute kommt, weil er sich durch Schonung, Ruhe oder Entlastung besser regenerieren kann. Gleiches gilt natürlich auch für die Seele. Man könnte genauso gut von „durch die Krankheit erzwungenen Folgen“ sprechen, die für den Körper jedoch von unmittelbarem Nutzen sind. Wenn man von „Krankheitsgewinn“ spricht, meint man in aller Regel den „sekundären Krankheitsgewinn“. Dieser ist nicht zwangsläufig Folge einer Erkrankung und muss auch nicht vorrangig der Heilung der betreffenden Krankheit dienen. Beispiele für „sekundären Krankheitsgewinn“ können vermehrte Beachtung und Unterstützung eines Kranken sein. Weil diese Effekte eben nicht der im Vordergrund stehenden Erkrankung zugute kommen müssen, besteht gegenüber „sekundärem Krankheitsgewinn“ oft eine skeptische Haltung. Mit „tertiärem Krankheitsgewinn“ beschreibt man schließlich Situationen, in denen Bezugspersonen des Kranken (also nicht er selbst!) aus der jeweiligen Erkrankung Vorteile ziehen. So etwas kann der Fall sein, wenn sich beispielsweise Familienangehörige als Pflegende nützlich fühlen können, durch die Versorgung des Kranken eine sinnvolle Aufgabe erhalten oder vielleicht sogar Einkommen erzielen.

Ist sekundärer Krankheitsgewinn „verwerflich“?

Auch hier eine begriffliche Vorbemerkung: Dass aus Krankheit durchaus Gewinne gezogen werden, die nicht verwerflich sind, zeigt allein schon die riesige „Krankheitsindustrie“, die durch ihre Dienste am oder für den Kranken Gewinn erzielt. Die potenziellen Nutznießer sind in Vielfalt und Zahl kaum überschaubar und reichen von der pharmazeutischen Industrie über Krankenhausorganisationen, die Medizintechnikindustrie bis hin zum Apotheker oder Arzt, um nur die bekanntesten zu nennen. Warum sollte also nicht auch der Kranke selbst aus seinem Leiden Nutzen ziehen? Manche Kranken tun dies und sogar mit Stolz, etwa indem sie ein Buch über ihren Umgang mit der Krankheit schreiben (Beispiel „Wie ich meinen Krebs besiegte“). Psychotherapeutisch Tätige ermutigen in diesem Sinne sogar häufig ihre Patienten, die jeweilige Krankheit regelrecht zu „nutzen“ (der psychologische Fachausdruck heißt „Utilisieren“). Sie leiten die Kranken etwa an, aus ihrer Krankheit wichtige Lehren zu ziehen oder Krankheitssymptome als Warnsignale vor noch Schlimmerem zu verstehen (Beispiel: „Wenn ich mich weiter diesem Stress aussetze, droht mir wieder ein Hörsturz“). Bewusst angestrebter „Krankheitsgewinn“ hat mitunter sogar einen heilenden Effekt: Denn wer seine Krankheit nutzt, wird aktiv. Man verlässt also zumindest teilweise die „Opferrolle“. Künftig ist es dann nicht mehr nur die Krankheit, die mit dem Kranken etwas macht. Ab jetzt kann auch der Kranke aus oder mit der Krankheit etwas machen. Und die damit verbundenen Gefühle (etwas bewirken zu können, dem Schicksal nicht nur ausgeliefert zu sein) haben zweifellos eine gesundheitsfördernde Kraft.

Letztendlich „problematisch“ sind somit wohl nur solche Situationen, in denen ein Kranker sein Leiden in erkennbarer und gezielter Weise für Zwecke benutzt, die krankheitsfern erscheinen. Die „Helfer“ des Kranken haben dann rasch das Gefühl „missbraucht“ oder „manipuliert“ zu werden, was bei vielen über kurz oder lang Ärger und Ablehnung des Kranken hervorruft. Beispiele hierfür sind Patienten, die sich mehr bedienen lassen, als es ihr Zustand zu erfordern scheint, oder Patienten, die sich weiterhin krank schreiben lassen, obwohl sie gleichzeitig erstaunlich normal am Alltag teilnehmen. Vor allem „Krankschreibung“ und „Frühberentung“ werden schnell mit „sekundärem Krankheitsgewinn“ in Verbindung gebracht, so dass diesem dann häufig ein Makel anhaftet. Rasch versieht man den Betreffenden mit dem Etikett „Simulant“ oder im Extremfall sogar „Betrüger“ oder „Erpresser“. Oft wird man ihm damit aber Unrecht tun, da dem Kranken häufig der notwendige „Vorsatz“ fehlt.

Sollte man sekundären Krankheitsgewinn unterbinden, wenn er offenkundig erscheint?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Wenn sich den Helfern der Verdacht aufdrängt, dass der Kranke sein Leiden „einsetzt“, um Dinge zu erreichen, die über die reine Krankenbehandlung hinausgehen, heißt dies noch lange nicht, dass dies dem Kranken selbst bewusst ist oder gar dass er willentlich handelt! Möglicherweise wissen oder ahnen die Helfer mehr, als der Kranke selbst auch nur ansatzweise vermutet. Denn oft gibt es im Schatten der offiziellen Krankheit (insbesondere einer seelischen) fast immer auch „Kränkungen“ und „Belastungen“, die ihre Wirkungen im Verborgenen entfalten. Wer in seinem Leben viel zu wenig beachtet und geachtet wurde und in der Folge unter geringem Selbstwertgefühl leidet, der kann es regelrecht genießen, als Kranker Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten. Oder wer sich selbst lebenslang nach Versorgung gesehnt hat, diese aber nie bekam und deshalb stellvertretend in Form eines Helfersyndroms andere aufopferungsvoll versorgte, der kann selbst schwerere Erkrankungen „genießen“, weil er dabei endlich einmal auch selbst versorgt wird. Sogar wenn heftigste Schmerzen der Preis für eine solche Zuwendung oder Versorgung sind, wird dieser oft bereitwillig gezahlt. Gleichzeitig fällt es fast schwer, „den Schmerz gehen zu lassen“, da mit ihm vermutlich auch die Zuwendung bzw. Versorgung gehen wird.  Mancher „sekundäre Krankheitsgewinn“ bedient und „pflegt“ somit oft verborgene Kränkungen und seelisches Leiden. Im Hinblick auf diese wäre er eigentlich ein primärer, also angemessener Krankheitsgewinn. Wenn man Menschen mit einer solchen Problematik vorhält, sie würden ihren Krankenstatus „missbrauchen“, tut man ihnen Unrecht. Denn ihr Verhalten dient ja der Linderung einer (seelischen) Not, die allerdings den Helfern meist verborgen ist. Die beste Lösung aus diesem Dilemma wäre es, den Kranken zu einem Verständnis seiner ihm noch verborgenen Probleme und Bedürfnisse zu verhelfen, die bislang durch „sekundären Krankheitsgewinn“ bedient werden mussten. Im Weiteren gilt es, sie in die Lage zu versetzen, sich auf direkterem Weg für eine Lösung und Befriedigung dieser Probleme und Bedürfnisse einzusetzen. Der Umweg über Krankheiten, Schmerzen oder andere Symptome wäre fortan entbehrlich.

Wer schnell den Verdacht hegt, ein Kranker würde sich einen „sekundären Krankheitsgewinn“ verschaffen, sollte sich immer fragen, ob er dem Kranken diesen Gewinn nicht neidet. Möglicherweise wird das Thema „sekundärer Krankheitsgewinn“ von solchen Personen besonders heftig und scharf diskutiert, die sich selbst einen „sekundären Krankheitsgewinn“ nie zugestehen würden (obwohl sie ihn eigentlich besonders nötig hätten). Andererseits ist der Unmut der Helfer auch zu verstehen, wenn sie miterleben, dass sie oder die Gesellschaft etwas „bedienen“ oder „honorieren“, um dass es vordergründig gar nicht geht: Wenn jemand wegen „Depression“, „Burnout“ oder „chronische Fatigue“ auf Kosten der Gesellschaft arbeitsunfähig geschrieben oder gar früh berentet wird, und man ahnt, dass eigentlich noch ganz andere Dinge eine Rolle spielen, macht die vermutete Diskrepanz skeptisch und unzufrieden. Tatsächlich ist es ja oft auch so, dass sich hinter „Depression“, „Burnout“ oder „chronische Fatigue“ Lebensdramen, unlösbar erscheinende Konflikte oder massive Kränkungen des Selbstwertgefühls verbergen, die unter Umständen durchaus einer besseren Lösung zugänglich gewesen wären als etwa einer Frühberentung. Dafür hätte es allerdings eines Blicks hinter die Kulissen bedurft und nicht eines ausschließlichen Fokussierens auf die vordergründigen Phänomene „Depression“, „Burnout“ oder „chronische Fatigue“.

Manche Patienten stehen mitunter unmittelbar vor solchen Einsichten, ohne aber dann weitere Schlussfolgerungen ziehen oder gar konkrete Schritte unternehmen zu können. So gibt es beispielsweise beruflich völlig überforderte Menschen, die sagen „Ich würde mir regelrecht einmal eine Krankheit wünschen, die mich für einige Tage aus dem Verkehr zieht.“ Oder andere sagen: „So schlimm sich das anhört: Aber ich bin regelrecht froh, jetzt wegen Verdacht auf Herzinfarkt hier im Krankenhaus zu liegen und mich meiner beruflichen Situation nicht weiter stellen zu müssen.“ In einem solchen Fall muss eine Krankheit gleichsam herhalten, um stellvertretend für den Patienten Bedürfnisse zu erfüllen, für die dieser noch nicht selbst kompetent eintreten kann.

Kann „sekundärer Krankheitsgewinn“ zu einem Problem für den Kranken werden, kann er gleichsam „Nebenwirkungen“ entfalten?

Grundsätzlich kann man den „sekundären Krankheitsgewinn“ genau wie ein Symptom als ein hilfreiches Signal ansehen, das auf das eigentliche Problem hinweist (wie etwa „Schmerz“ auf eine Verletzung oder Entzündung aufmerksam macht oder „Angst“ andeutet, dass sich Betreffende einer Situation nicht gewachsen fühlt). „Sekundärer Krankheitsgewinn“ deutet fast immer an, dass wichtige Bedürfnisse eines Menschen im Alltag nicht erfüllt sind und offenbar unter den besonderen Umständen einer Erkrankung zumindest etwas erfüllt werden. Beispiele sind die bereits erwähnten beruflich überforderten Menschen. Wenn man diese Bedürfnisse ortet und ihnen Rechnung trägt, bedarf es künftig keines sekundären Krankheitsgewinns mehr. Gelingt dies nicht, droht die Gefahr, dass sich wie bei allen Verhaltensweisen „Gewohnheiten“ einschleichen. Von diesen kann man dann künftig nur noch schlecht lassen, weil sie automatisch anspringen und dadurch kaum noch vom Bewusstsein zu kontrollieren sind. Mit anderen Worten: „Krankheit“ kann dann (unbewusst, also ohne dass es gezielt angestrebt wird) zum Hauptmittel werden, um zu kurz gekommenen Grundbedürfnissen doch noch zu ihrem Recht zu verhelfen. Wird ein solcher Weg eingeschlagen, kann dies das gesamte Leben des Betreffenden (insbesondere auch seine zwischenmenschlichen Beziehungen) erheblich beeinflussen und sehr oft leider auch extrem belasten.

Inwieweit sind Äußerungen der Art „Ich kann nicht wegen meiner Migräne zu der Party mitgehen“ auch Formen des sekundären Krankheitsgewinns?

Hier sollte man unterscheiden: Zum einen wird es sicher viele Fälle geben, in denen die Migräne aufgrund einer persönlichen Veranlagung oder aus bislang unklaren Gründen auftritt. Dann ist das Wegbleiben von der Party ein „primärer Krankheitsgewinn“. Denn dieses will dem Patienten die bei Migräne immer gebotene Ruhe verschaffen. Zum anderen gibt es auch Situationen, wo das Phänomen des sekundären Krankheitsgewinns zum Tragen kommt: Beispielsweise wenn es dem Migräne-Kranken schwer fällt, anderen Menschen etwas abzulehnen, so dass gleichsam die Erkrankung stellvertretend „Nein!“ sagen muss. Hier kann man dann zwei Varianten unterscheiden: 1. dem Migräne-Betroffenen ist nicht bewusst, dass ihm die Migräne gerade einen inneren oder zwischenmenschlichen Konflikt erspart, 2. der Migräne-Betroffene weiß, dass er mit dem Argument „Migräne“ seine Interessen erfolgreich vertreten kann. Er setzt dieses daher bewusst auch dann ein, wenn die Migräne-Beschwerden kaum oder vielleicht sogar überhaupt nicht vorhanden sind. Es leuchtet ein, dass man in einem solchen Fall mangels Kranksein eigentlich auch nicht mehr von „sekundärem Krankheitsgewinn“ sprechen kann. Hier würde dann „Krankheit“ – ob gerade vorhanden oder nicht - bewusst als Mittel (Argument) zu einem Zweck eingesetzt werden, der mit der gerade „benutzten“ Krankheit überhaupt nichts zu tun hat.

Wie gehen Sie selbst mit Patienten um, die ersichtlich einen sekundären Krankheitsgewinn anstreben?

Als ärztlicher Psychotherapeut werde ich immer wieder von Patienten aufgesucht, die sichtlich unter „Depression“, „Burnout“ oder „Chronischer Fatigue“ leiden und mich teilweise inniglich, gleichzeitig aber auch skeptisch um „Hilfe“ bitten. Fast alle sind schon längere Zeit krank geschrieben. Angesichts der typischen Mischung aus übergroßer Not einerseits und Skepsis andererseits, stelle ich mir dann die Frage, ob die Betroffenen selbst ahnen, dass es ein Kunstfehler sein könnte, ihnen ihre Krankheit schon im jetzigen Stadium „wegzunehmen“. Denn möglicherweise übt das Leiden momentan noch eine wichtige Schutzfunktion aus (im Sinne des sekundären Krankheitsgewinns). In aller Regel konfrontiere ich die Patienten bereits beim ersten Gespräch mit dieser Vermutung, indem ich mein Dilemma beschreibe und beispielsweise sage: „Ich weiß nicht, ob ich in meiner Funktion als Heilung fördernder Arzt für Sie überhaupt die richtige Anlaufstelle bin. Denn wenn unsere Zusammenarbeit erfolgreich wäre und Sie bald gesunden würden, müssten Sie ja wieder an Ihren Arbeitsplatz mit seinen krankmachenden Bedingungen zurückkehren. Und ich möchte Ihnen dies nicht zumuten, da das Spiel über kurz oder lang dann wieder von vorne losgehen würde und Sie erneut leiden müssten. Wie sollte ich mich also Ihrer Meinung nach verhalten?“ Die meisten Patienten verstehen dieses Dilemma sofort und es wird dadurch erfreulich schnell möglich, die bislang zu wenig beachteten Kränkungen und unerfüllten Bedürfnisse zu thematisieren. Wie die „Lösung“ dann im Einzelfall aussehen könnte, hängt beispielsweise davon ab, ob sich der Patient dafür entscheidet, ausgestattet mit neuen Kompetenzen in das bislang krankmachende Umfeld zurückzukehren, oder ob er lieber einen völlig neuen Lebensentwurf wagen möchte.

Da ich mich in meiner therapeutischen Rolle von Anfang an in den Dienst der zu wenig beachteten Kränkungen und unerfüllten Bedürfnisse stelle, bedarf es mir gegenüber keines „sekundären Krankheitsgewinns“. Allein schon dadurch reduziert sich das „offizielle Leiden“ oft spürbar. Zugleich kann auf einer angenehm offenen Ebene miteinander kommuniziert werden. Um mich nicht hinten herum doch noch für den „sekundären Krankheitsgewinn“ funktionalisieren zu lassen, bestehe ich meistens darauf, dass weitere Krankschreibungen zumindest nicht durch mich erfolgen. Die Therapie wird nicht zuletzt dadurch zu einer anspruchsvollen Herausforderung, weil sich der Patient (und mit ihm auch der Therapeut) meistens in mindestens zwei „Welten“ gleichzeitig bewegen müssen: 1. in einer „neuen Welt“, in der der Patient zunehmend lernt, sich kompetent für seine Bedürfnisse einzusetzen und dadurch ohne sekundären Krankheitsgewinn auszukommen, 2. weiterhin in der „alten Welt“, in der er den sekundären Krankheitsgewinn noch solange als Helfer braucht, bis die Kompetenzen der neuen Welt ausreichend entwickelt sind und er sich mit ihrer Unterstützung selbst helfen und schützen kann.

Bei diesem Vorgehen gilt es unbedingt, IMMER auch die eigentliche Krankheit im Auge zu behalten und dieser alle gebotenen Hilfen zu gewähren! Soweit es sich vorrangig um Symptome handelt, sollten diese sogar regelrecht als „Freund und Helfer“ wertgeschätzt werden, da sie den Betroffenen auf das eigentliche Problem hinlenken wollen. Man tut sich in den seltensten Fällen einen Gefallen, wenn man diese nur „blind bekämpft“. Meist klingen vor allem seelische Symptome „wie von selbst ab“, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben.

Copyright: Dr. Dr. med. Herbert Mück, Facharzt für Psychosomatische Medizin & Psychotherapie, Sportmedizin/Ernährungsmedizin, Lehrbeauftragter/Medizinjournalist
Pattscheider Weg 29, D-51061-Köln