fzm - Ein hoher Blutdruck (Hypertonie) führt selten zu Beschwerden,
weshalb viele Hypertoniker ihre Medikamente nicht regelmäßig einnehmen.
Die Deutsche Krankenversicherung (DKV) hat jetzt einen Weg gefunden, die
Motivation ihrer Mitglieder zu verbessern. In einem Modell-Projekt wurde
den Patienten Blutdruckmessgeräte nebst einem Patientenratgeber
ausgehändigt. Die Teilnehmer erhielten außerdem regelmäßig Telefonanrufe
durch geschultes Fachpersonal. Der Erfolg: Die Hypertoniker bekamen
nicht nur ihren hohen Blutdruck besser unter Kontrolle. Auch ihre
Cholesterinwerte waren gesunken. Viele änderten ihren ungesunden
Lebensstil, und manche schafften es sogar abzuspecken.
An der Studie nahmen 1373 Patienten mit
Hypertonie teil. Diese Menschen sind häufig auch übergewichtig und haben
hohe Cholesterinwerte. Bewegungsmangel und falsche Ernährung gehören
hier zu einem "Lebensstil", den viele Patienten nur ungern aufgeben.
Professor Martin Middeke vom Blutdruckinstitut in München, Chefredakteur
der DMW und Autor des eingesetzten Patientenratgebers berichtet in der
Deutschen Medizinischen Wochenschrift DMW (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2005).
Das "Gesundheitsprogramm Bluthochdruck"
hat die Teilnehmer der Studie offenbar angesprochen. "Die Selbstmessung
fördert die Mitarbeit der Patienten. Sie erhalten besseren Einblick in
die Wechselwirkungen zwischen Blutdruck, eigenem Verhalten und
Lebensstil", erläutert Professor Middeke das Konzept.
Dass sich die Teilnehmer konstruktiv mit
ihrer Erkrankung auseinander gesetzt hatten, zeigten auch die
Ergebnisse. Die Teilnehmer berichteten über eine bessere
Blutdruck-Selbstkontrolle, eine gesündere Ernährungsweise, über
vermehrte körperliche Aktivität und zum Teil über eine erfolgreiche
Gewichtsabnahme. Das Programm verbesserte auch den "Wissensstand" der
Patienten. Nach dem Ende der Studie kannten doppelt so viele Patienten
ihren Blutzucker und den Kreatininwert, ein Maß für die Nierenfunktion.
Professor Middeke bewertet die Studie als Beleg dafür, dass eine "Hypertoniker-Schulung"
mittels Telefonie durch ein medizinisches Servicecenter erfolgreich
umgesetzt werden kann. Es handelte sich um das erste Projekt dieser Art
in Deutschland, das hierzulande selbst Schule machen sollte.
K. Lickvers et al.:
Ergebnisse aus dem Gesundheitsprogramm Hypertonie der Deutschen
Krankenversicherung (DKV)
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (46): 2628-2630 |