fzm - "Burnout" (engl. to burn out = ausbrennen) ist ein neuer Begriff
für ein alt bekanntes und komplexes Leidensbild. Früher galt es als
"Stresssyndrom der helfenden Berufe". Heute findet sich das Phänomen von
Ausgebranntsein und Erschöpfung in allen Berufsgruppen. Laut Professor
Dr. med. Volker Faust, Arzt für Neurologie, Psychiatrie und
Psychotherapie am Zentrum für Psychiatrie Die Weissenau der Universität
Ulm, "ist die Vorbeugung des Burnout-Syndroms im Allgemeinen
erfolgreicher als die Therapie". Uwe Gröber sprach mit Professor Faust
über "Das Burnout-Syndrom und seine Folgen" in "OM - Zeitschrift für
Orthomolekulare Medizin" (Hippokrates Verlag, Stuttgart 2005).
Schon im Alten Testament ist die Rede von
der "Elias Müdigkeit". Und auch J. W. v. Goethe konnte seine Gesundheit
und Dichtkunst nur durch einen Italienaufenthalt bewahren. In
Fachbüchern wird von Helfersyndrom, Betriebsneurose, chronischer
nervöser Erschöpfung und Erschöpfungsdepression gesprochen - Diagnosen,
die zum heutigen Burnout-Syndrom Parallelen aufweisen.
Ausbrennsymptome sind ebenso
unterschiedlich wie die davon Betroffenen und sollten als Warnsignale
ernst genommen werden. Ihr Spektrum reicht von Nervosität, Müdigkeit und
Mattigkeit über Schlaf- und Appetitlosigkeit, Stimmungslabilität,
Infektanfälligkeit und psychosomatische Beschwerden bis hin zur
Depression.
Gewöhnlich entsteht eine Burnout-Krise
durch das Zusammenspiel äußerer Umstände wie Arbeitsüberlastung, Termin-
und Zeitnot, schlechtes Betriebsklima mit zu hohen Ansprüchen an sich
selbst: "Das schaff ich schon"; "ich kann ihn doch nicht enttäuschen";
"Burnout haben nur Schwächlinge oder Erfolglose".
Ein Burnout-Syndrom entwickelt sich
prozesshaft meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Der
Betroffene durchlebt dabei unterschiedliche Phasen mit vielfältigen, zum
Teil verhängnisvollen Konsequenzen für ihn und sein Umfeld. Was anfangs
noch ganz positiv mit viel Engagement und Enthusiasmus beginnt, kann in
Überengagement und Überforderung umschlagen. Die Folgen stellen sich
schleichend ein: Raubbau an Körper, Geist und Seele, Motivationsverlust,
Leistungsabfall, innere Kündigung, Schwierigkeiten mit Beziehungen und
Familie, Rückzug in die Isolation, Verlust des Arbeitsplatzes,
Verzweiflung, Sinnleere, Selbsttötungsgedanken.
Das wichtigste Korrektiv in diesem
Teufelskreis ist es, die Krankheit rechtzeitig zu erkennen und vor
allem, sie zu akzeptieren, das heißt, sie sich selbst gegenüber
einzugestehen.
Interview mit Prof. Dr. med. Volker
Faust:
Das Burnout-Syndrom und seine Folgen
OM - Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2005; 2:18-21 |