Köln
– Hochhackige Schuhe, durchstochene Ohrläppchen, gezupfte Augenbrauen:
Viele Frauen nehmen für ihr Aussehen täglich Schmerzen in Kauf. Auch unter
akuten Kopf-, Rücken- oder Beinschmerzen leidet das weibliche Geschlecht
deutlich häufiger als die männliche Bevölkerung, wie eine repräsentative
Untersuchung des Robert Koch Instituts zeigt. Dabei gibt es deutliche
Unterschiede in der Wahrnehmung und im Umgang mit dem Problem, wie Prof.
Dr. Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel, erläutert: „Während
Männer den Schmerz häufiger ignorieren und versuchen, das Problem selbst
zu lösen, lassen Frauen sich eher helfen, suchen eine umfangreichere
soziale Unterstützung und nehmen eher Medikamente ein.“ Schon bei der
Diagnose akuter Schmerzen gilt es, diese Besonderheiten zu
berücksichtigen. Entscheidend für die Therapie ist dann die Beseitigung
der Schmerzursachen, aber auch eine rechtzeitige Behandlung mit einem
angemessenen Schmerzmittel, um eine übermäßige neuronale Stimulation und
mithin eine Chronifizierung des Leidens zu vermeiden. Göbel empfiehlt, auf
ein wirksames und verträgliches Monopräparat wie Aspirin zu setzen und
Kombinationspräparate zu meiden.
Den weiblichen Schmerz nicht
unterschätzen
Schon bei der
Kommunikation über Schmerzen unterscheiden sich die Geschlechter. Frauen
fokussieren stärker auf ihr soziales Umfeld und schildern ihr Verhalten,
Männer hingegen beschreiben Symptome, forschen nach deren Ursachen und
erarbeiten oftmals bereits ihre eigene Diagnose. Auf die gleichen
Schmerzreize reagieren die Geschlechter völlig unterschiedlich:
Gehirnscans mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zeigen, dass
bei Frauen das limbische System, das für die affektive und die emotionale
Komponente von Erfahrungen verantwortlich ist, stärker aktiviert wird. Das
männliche Gehirn entwickelt hingegen eine stärkere Aktivität in den
kognitiven und analytischen Bereichen der Wahrnehmung. Frauen reagieren
nahezu doppelt so empfindlich auf Schmerzreize wie Männer, doch sie stufen
ihr Leiden sprachlich oft zurück, während Männer es intensiver darstellen.
Dies könnte ein Grund dafür sein, dass Frauen eine weniger intensive
medizinische Abklärung und eine schlechtere schmerztherapeutische
Versorgung erhalten als Männer. Eine Möglichkeit, im Erstgespräch auf den
Leidensdruck der Patientin zu schließen, ist die Frage nach den Folgen des
Schmerzes. Deutlich häufiger als Männer entwickeln Frauen in Zusammenhang
mit ihrem Leiden Ängste, Depressionen oder Schlafstörungen.
Vier Schritte gegen die häufigsten
Ursachen
Bei Alltagsschmerzen ist
es besonders für Frauen wichtig, rechtzeitig die Ursachen des Leidens zu
beseitigen. Hier steht oft ein bewusster Stressabbau an erster Stelle,
gerade bei Frauen, die sich in einer Situation der Doppelbelastung durch
Familie und Beruf befinden. Der zweite entscheidende Faktor ist mehr
Bewegung, wie Prof. Dr. Klaus Völker, Direktor des Instituts für
Sportmedizin des Universitätsklinikums Münster, rät: „Es werden ständig
neue positive Effekte körperlicher Aktivität entdeckt. Egal wie spät und
wie intensiv – es lohnt sich immer, in Bewegung zu kommen.“ So werden bei
körperlicher Anstrengung Stoffe wie Serotonin und Endorphin ausgeschüttet,
die die Schmerzwahrnehmung reduzieren, Ängste lösen und die Stimmung
aufhellen. Einfach und effektiv ist drittens die Anleitung zu richtigem
Heben: Aus der Hocke mit geradem Rücken. Frauen sollten alleine keine
Lasten tragen, die über zehn Kilogramm wiegen. Schließlich hat sich zur
Vorbeugung akuter Alltagsschmerzen eine kohlenhydratreiche und fettarme
Kost bewährt. Mehrmals am Tag frisches Obst und Gemüse sowie eine gesamte
Flüssigkeitszufuhr von zwei bis drei Litern sind die Eckpfeiler einer
gesunden Ernährung.
Mit Monopräparaten Chronifizierung
vermeiden
Durch eine frühzeitige
Behandlung mit Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSARs) können chronische
Schmerzen effektiv verhindert werden. Prof. Göbel empfiehlt jedoch,
vorzugsweise Medikamente mit nur einer Wirksubstanz einzusetzen: „Manche
Schmerzmittelmischpräparate sind mit einem erhöhten Risiko einer
Chronifizierung belastet. Analysen von Patienten, die unter Kopfschmerzen
in Folge eines Medikamentenübergebrauchs leiden, zeigen, dass in der Regel
fixe Arzneimittelkombinationen ursächlich für deren Entstehung sind.“
Darüber hinaus sei aufgrund der gehäuften Einnahme dieser Medikamente die
Gefahr von Magen-, Nieren- und Leberschädigungen gegeben. Die
Verträglichkeit und die Sicherheit von Kombinationspräparaten im
Langzeiteinsatz müsse weiterhin kritisch bewertet werden. Die
Internationale Kopfschmerzgesellschaft hat daher für Kombinationspräparate
eine deutlich niedrigere Grenzschwelle als für Monopräparate angesetzt.
Für die Akuttherapie von Alltagsschmerzen eignen sich vor allem Präparate
mit Acetylsalicylsäure. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft
empfiehlt sie als Medikamente der ersten Wahl sowohl bei akuten
Migräneattacken als auch gegen episodische Kopfschmerzen vom Spannungstyp.
Der vielseitige Aspirin-Wirkstoff hilft darüber hinaus bei akuten Rücken-,
Gelenk- oder Muskelschmerzen. Patienten sollten angewiesen werden,
Schmerzmittel maximal an zehn Tagen pro Monat einzunehmen und bei
anhaltenden Beschwerden erneut zur Abklärung vorstellig zu werden.
Quelle: Presseinformatinon von Bayer
Healthcare (September 2006)
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