Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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 Psychologische Aspekte von Schmerzen


(NK) Die neueren Forschungen des Schmerzes haben nicht mehr so sehr die Leitungsbahnen des Schmerzes im Blick, sondern vielmehr die Verarbeitung der Schmerzreize im Gehirn und hier insbesondere die psychologischen Aspekte wie das Unangenehmheitsgefühl, die Intensität, die Erinnerung an frühere Schmerzerlebnisse, die Steuerung der Schmerzaufmerksamkeit und die Verarbeitung des Schmerzes als Stressreiz. Diese psychologische Verarbeitung des Schmerzes wird auch als die Modulation des Schmerzes bezeichnet. Die Zuordnung einzelner Schmerzaspekte zu Leistungen verschiedener Hirnregionen und Hirnkerne haben wir im Begleitheft zu unserem Hirnmodell beschrieben (1).

Kürzlich erschien ein Artikel in der "Zeit": "Wissen: Die Apotheke im Kopf" (2), der sich mit der Wirksamkeit von Placebos beschäftigt und sich auf die Arbeiten von Fabrizio Benedetti bezieht, Neurobiologe an der Universität Turin und einer der bedeutenden Forscher auf dem Gebiet der Arzneimittelforschung.. Benedetti hatte gezeigt, dass bis zu 30 % der Wirksamkeit eines Medikamentes durch psychologische Faktoren hervorgerufen werden. Verabreicht man einem Patienten ein wirksames Medikament, wobei der Patient aber nicht weiß, wann es gegeben wird, z. B. in einer Infusion, die ohne die Kontrolle des Patienten an- und abgestellt wird, dann wirkt das Medikament etwa 30 % weniger, als wenn der Patient eine Injektion vom Arzt oder von einer Krankenschwester erhält, bei der die üblichen Erklärungen gegeben werden wie "Sie erhalten nun ein Medikament gegen ....".

Die Bewertungen eines Sachverhaltes oder eines Schmerzes werden im vorderen Anteil des Gehirns, im präfrontalen Kortex vorgenommen. Im präfrontalen Kortex wird die Aufmerksamkeit gesteuert und diese Hirnregion steht in enger Verbindung zum limbischen System, das sind Hirnregionen, in denen unsere Erinnerungen und das Langzeitgedächtnis gespeichert sind, der Hippokampusregion, und den Hirngebieten, in denen die Angst gesteuert wird, den Amygdalaregionen. Die Bewertungen, über die entschieden werden, lauten: "Kenne ich diesen Schmerz schon? Stellt er eine Gefahr dar? Erfordert er eine besondere Aufmerksamkeit?" Der frontale Kortex nimmt den Schmerz wahr, lenkt die Schmerzaufmerksamkeit und beurteilt die Gefährlichkeit. Je stärker Gefahr signalisiert wird, umso stärker wird dann auch der Schmerz als Alarmsymptom wahrgenommen.

Das Schmerzerleben kann durch die gespeicherten Informationen im Langzeitgedächtnis der Hippokampusregion verstärkt werden, wenn der akute Schmerz in einem Zusammenhang mit schmerzhaften Erinnerungen steht.

Ebenso bedeutend ist auch die im Gedächtnis gespeicherte Erziehung. Wenn Eltern häufig Ereignisse katastrophisieren und dadurch das Kind in Erregung versetzen, wirkt dies schmerzverstärkend. Oft haben diese Menschen später Probleme mit Schmerzen zurechtzukommen. Hierbei sei wieder an die von Benedetti im Rahmen der Placeboforschung herausgefundenen Wirkungen erinnert, die durch das Erleben und die Bewertung entstehen. Sie lauten: Etwa 1/3 der Wirkung ist von der subjektiven Bewertung und dem subjektiv erlebten Umfeld abhängig. Offensichtlich steuert das Gehirn die Schmerzrezeptoren und dadurch die Wirksamkeit eines Schmerzmedikamentes auch über die Psyche.
Benedetti machte einen Versuch mit Alzheimer-Patienten. Bei Alzheimer-Patienten ist bekannt, dass aufgrund der Demenz der präfrontale Kortex gar nicht mehr mit den anderen Hirnregionen zusammenarbeitet. "Dann verschwindet der Placeboeffekt völlig", sagt Benedetti. "Wenn man solchen Patienten ein Schmerzmittel gibt, dann folgen keine psychologischen Effekte. Dadurch wirkt das Schmerzmittel bis zu 50 Prozent schlechter." In diesem Versuch fehlte wieder die Wirksamkeit, die auf die psychologischen und informativen Aspekte eines Medikaments zurückgeht, weil die psychologischen Faktoren sozusagen durch die Alzheimererkrankung vom übrigen Gehirn abgeschnitten waren.

Quelle: (1)Kohnen, N., Didaktisches Hirnmodell zu Schmerzbahnen und Schmerzverarbeitung. Problemkreis SAD 2006, (2) Albrecht, H., "Die Zeit" - Wissen: Die Apotheke im Kopf. Die Zeit, vom 03.08.2006, 32(2006) http://www.zeit.de/2006/32/M-Hirnchemie


http://www.problemkreis-sad.de/1704_DEU_HTML.asp