San Diego/Frankfurt (pte/29.08.2009/06:10)
- Social-Networking-Sites bringen bei ihren Mitgliedern vermehrt
narzisstische Züge zum Vorschein. Zu diesem Ergebnis kommt eine
Studie, die von Wissenschaftern der San Diego State University (SDSU)
http://www.sdsu.edu
unter mehr als 1.000 College-Studenten aus den gesamten USA
durchgeführt wurde. 57 Prozent davon gaben an, dass die Personen in
ihrer Altersgruppe Social-Networking-Sites wie Facebook, Twitter oder
MySpace vorwiegend für Selbstvermarktung, Narzissmus und
Aufmerksamkeitssuche verwenden. Die Wissenschafter wollen außerdem
herausgefunden haben, dass die "Generation Y" der nach 1980 Geborenen
generell mehr Wert auf Selbstvermarktung, Narzissmus, erhöhtes
Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeitssuche legt als vorherige
Generationen. Zwei Drittel der Befragten stimmten dieser Aussage
jedenfalls zu.
"College-Studenten haben klar
festgestellt, dass ihre gleichaltrigen Kollegen vermehrt
selbstzentrierte Charaktereigenschaften an den Tag legen. Es ist
faszinierend, welch ehrliche Diagnose sie über die Kehrseite ihrer
Generation abgeben", sagt Jean Twenge, Koautor der Studie "The
Narcissism Epidemic: Living in the Age of Entitlement". 40 Prozent der
Befragten sind sogar der Meinung, dass solche Charaktereigenschaften
hilfreich sind, um in einer konkurrenzbetonten Welt bestehen zu
können.
Rolf Haubl, geschäftsführender Direktor des Sigmund-Freud-Instituts in
Frankfurt
http://www.sfi-frankfurt.de,
bestätigt auf Nachfrage von pressetext, dass der Kampf um
Aufmerksamkeit im medialen Zeitalter zugenommen hat: "Kinder und
Jugendliche sind heute einer Reizüberflutung ausgesetzt, an der Medien
natürlich einen großen Anteil haben. Sie müssen immer mehr dafür tun,
um beachtet und anerkannt zu werden und geraten dadurch unter
gesellschaftlichen Druck." Zudem hätten sich die traditionellen
Vorstellungen über Kindheit und Jugend in der Gesellschaft verändert,
argumentiert Haubl. "Das Idealbild von der Kindheit am Land ist schon
lange nicht mehr haltbar. Die Bindung zwischen Eltern und Kindern hat
gesamtgesellschaftlich nachgelassen, was dazu führt, dass sich die
Kinder selbst behaupten müssen", so der Psychoanalytiker.
Der narzisstische Charakter ist von der Wissenschaft bereits in den
1960er- und 1970er-Jahren intensiv untersucht worden. "Narzissten sind
übersteigert selbstbezogen und sehen soziale Kontakte zum Großteil
instrumentell. Allerdings nicht aus einer egoistischen,
selbstverliebten Perspektive, sondern eher aus einer Perspektive des
Selbsthasses", erklärt Haubl. In Bezug auf die heutige Generation
haben selbstdarstellerische und aufmerksamkeitssuchende
Persönlichkeitszüge durchaus zugenommen. Jedoch legt die "Generation
Y" bei der Charakterbildung mehr Flexibilität an den Tag. "Ein
flexibler Charakter, der es gewohnt ist, um Aufmerksamkeit und
Anerkennung zu kämpfen, ist in der heutigen Arbeitswelt in der Tat
eher förderlich als hinderlich", resümiert Haubl. (Ende)
Quelle: Pressetext.de