Das Hirnwachstum in den ersten Lebensjahren, das
mit etwa sieben Jahren endet, bestimmt die Größe der Hirnkammer und zeigt
damit die maximal erreichbare Hirngröße an. Ein Beitrag in der Zeitschrift
"Psychiatrische Praxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) kommt aufgrund einer
entsprechenden Studie zu dem Schluss, dass es eine Verbindung zwischen der
Hirnentwicklung im frühen Kindesalter und der Entstehung von Demenzen im hohen
Lebensalter gibt. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass nachteilige äußere
Einflüsse auf die Hirnreifung, etwa Vernachlässigung, ungenügende Förderung,
Mangelernährung oder Exposition gegenüber toxischen Substanzen, sich bis ans
Lebensende auswirken. Durch die Schaffung günstiger Entwicklungsbedingungen
kann somit das Auftreten von Altersdemenzen reduziert werden.
An über fünfundsechzigjährigen Mitgliedern
einer religiösen Frauenkongregation wurde als Indikator für die Größe des
Gehirns der Kopfumfang bestimmt. Eine an einer Memory-Klinik ausgebildete
Ärztin untersuchte die kognitiven Leistungen der Schwestern und weitere
Hinweise auf das Vorliegen einer Demenz. Mit steigendem Kopfumfang nahm die
Häufigkeit von Demenzerkrankungen ab, während sowohl die von den Mitschwestern
eingeschätzten kognitiven Fähigkeiten als auch die Leistungen in den
Testverfahren zunahmen. Ein kleineres Gehirn kann offensichtlich den
Krankheitsprozess einer Demenz weniger gut kompensieren als ein größeres
Gehirn. Auch in der Allgemeinbevölkerung findet man eine positive Beziehung
zwischen Hirnvolumen und Intelligenz.
Beziehungen zwischen Demenz und dem
Kopfumfang als Maß der Reservekapazität: Ergebnisse der Bayerischen
Schulschwesternstudie.
Psychiatrische Praxis 2006; 33; Nr. 3; S. 138-144.
Dr. Hornst Bickel, Klinikum der Technischen
Universität München. E-Mail: h.bickel@lrz.tum.de
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