Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Gewaltbereitschaft psychisch Kranker 


Es ist eine weit verbreitete öffentliche Meinung, dass psychisch Kranke besonders gefährlich und gewalttätig seien. Angesichts der stetigen Zunahme von Einweisungen in den Maßregelvollzug wird der Frage nach der tatsächlichen Gewaltbereitschaft psychisch Kranker in den letzten Jahren zunehmendes Interesse gewidmet. Eine Auswertung der Literatur des letzten Vierteljahrhunderts in der Zeitschrift "Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) gelangt zur Aussage, dass das Risiko für Kriminalität und Gewaltkriminalität bei Patienten mit Psychosen, verglichen mit dem der Allgemeinbevölkerung, leicht erhöht ist. Dies gilt primär für Patienten mit der Diagnose Schizophrenie. Allerdings ist diese Risikoerhöhung deutlich geringer als die bei Patienten mit Alkohol- und Drogenmissbrauch beziehungsweise Persönlichkeitsstörungen. Sie ist in erster Linie schichtspezifischen Merkmalen und dem bei schwer psychisch Kranken deutlich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung zu beobachtenden Substanzmissbrauch zuzuschreiben. Nur bei schwerer und schwerster Gewalttätigkeit ist auch unter Berücksichtigung sozialer und zusätzlich krank machender Faktoren ein direkter Einfluss der Psychose, vor allem in Form paranoid-halluzinatorischer Symptomatik, nachweisbar. Angesichts dieses Umstandes sind politische Forderungen nach einem restriktiveren Umgang mit psychisch Kranken unsinnig und kontraproduktiv. Vonnöten wären vielmehr Aktivitäten zur suffizienten Versorgung einer Risikogruppe schwer Kranker. Dies könnte zu einer Verbesserung der oft katastrophalen Lebenssituation vieler vom Gesundheitswesen zunehmend vernachlässigter Patienten führen und bestenfalls einen minimalen Beitrag zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit leisten.

Untersuchungen zur Frage des Zusammenhangs zwischen Psychosen und Kriminalität/Gewalttätigkeit.
Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie 2006; 74; Nr. 2; S. 85-100.
Dr. Hans Schanda, Justizanstalt Göllersdorf. E-Mail: hans.schanda@meduniwien.ac.at
Dr. phil. Brigitte Gemeinhardt, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. E-Mail: gemeinha@uke.uni-hamburg.de