Bei Störungen des Essverhaltens können mit
Interventionen via Internet positive Wirkungen erzielt werden, zumal es sich
überwiegend um Mädchen und junge Frauen handelt, bei denen die Nutzung des
Internet zum Alltag gehört und Informationsangebote, die sich mit Gesundheit
befassen, in hohem Maße akzeptiert werden. Begünstigt durch die Anonymität und
durch den Wegfall der kontraproduktiven Beschäftigung mit der Wirkung des
eigenen Aussehens auf den Kommunikationspartner wird das Problem der
Betroffenen schneller verbalisiert und es kommt schneller und direkter zu
therapeutischen Interaktionen. Laut einem Bericht in der Zeitschrift
"Psychiatrische Praxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) werden aktuell 30 bis
50 E-Mail-Anfragen pro Woche an das Beratungsteam des ab-server.de gerichtet.
Der weitaus größte Teil der Anfragenden ließ
sich der Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) zuordnen. Lediglich dreizehn
Prozent entfallen auf die Anorexia nervosa (Magersucht). Über die Hälfte der
Anfragen wurde von weiblichen Personen gestellt, die bei sich selbst eine
Essstörung festgestellt haben. Die zweitgrößte Gruppe der Anfragenden stellten
Angehörige und Freunde der Betroffenen. Inhaltliche Fragen zu konkreten
Verhaltensweisen, Sachfragen zur Erkrankung, Fragen nach allgemeiner Hilfe und
die Suche nach einem Therapeuten oder einer Klinik waren die vier häufigsten
Gründe für eine Kontaktaufnahme.
Online-Beratung bei Essstörungen.
Psychiatrische Praxis 2006; 33; Nr. 3; S. 117-123.
PD Dr. Martin Grunwald (verantwortlich für den Beratungs- und
Informationsserver zu Essstörungen (www.ab-server.de), Universität Leipzig,
Klinik für Psychiatrie. E-Mail: mgrun@medizin.uni-leipzig.de |