Somit entdeckten sie, dass ein bestimmtes Gebiet
vorne im Gehirn - die rechte inferiore frontale Hirnwindung - bei Menschen
ohne musikalisches Gehör weniger weiße Hirnsubstanz enthält als bei
musikalisch normalen Menschen. Die Forscher veröffentlichten ihre gemeinsamen
Ergebnisse in der Oktober-Ausgabe der Fachzeitschrift Brain
http://brain.oxfordjournals.org.
Die weiße Hirnsubstanz ist verantwortlich für die Übermittlung von
Informationen im Gehirn. Den Forschern zufolge behindert ein Mangel an dieser
Substanz, wie sie das im Gehirn von amusikalischen Menschen wahrnehmen
konnten, die Kommunikation in der rechten Gehirnhälfte. Hierdurch wird das
musikalische Gehör der Betroffenen beeinträchtigt. Zur Quantifizierung des
musikalischen Gehörs werden meistens einheitliche Tests für sechs
unterschiedliche Fähigkeiten angewendet, nämlich das Gefühl für Takt, die
Fähigkeit, sich aneine Melodie zu erinnern, und die Fähigkeit, Änderungen in
der Tonart, Tonhöhe, Tonrichtung und Rhythmus zu unterscheiden. Anhand dieser
Tests konnten die Forscher nun nachweisen, dass sich der Mangel an weißer
Hirnsubstanz vor allem in einem unzulänglichen Gefühl für Melodie äußert, eher
als in einem unzulänglichen Gefühl für Rhythmus. Diese Schlussfolgerung steht
im Einklang mit früheren Studien, die zeigten, dass musikalische Aphasie vor
allem eine auf der Tonhöhe basierte Kondition ist.
Zur Verbesserung der Studienergebnisse sind die Forscher jetzt auf eine
Technik namens "Diffusion Tenor Imaging" übergegangen, die einen besseren
Einblick in die weiße Hirnsubstanz verschafft und aufklären kann, wie die
verschiedenen Bereiche des Gehirns miteinander verbunden sind. Anhand dieses
Verfahrens hoffen die Forscher nachweisen zu können, ob musikalische Aphasie
eine genetisch bestimmte Abweichung ist, oder ob Musikalität angelernt werden
kann. In diesem Fall sollte eine stärkere Beschäftigung mit Musik zu einem
Wachstum der weißen Hirnsubstanz führen. Hauptforscherin Krista Hyde vom
Montreal Neurological Institute ist fest entschlossen, diese Frage auch noch
zu beantworten, um so die Lebensqualität von Menschen ohne musikalisches Gehör
zu verbessern. "Es ist sehr unangenehm, keine Musik hören und genießen zu
können", so die Forscherin abschließend. (Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |