Boston (pte/10.10.2005/09:15)
- Bislang wurde angenommen, dass höhere geistige Abläufe im Großhirn
stattfinden. Das Kleinhirn sollte nach diesem Konzept für die Kontrolle
von Balance und Bewegungen verantwortlich sein. Eine Studie des
Children's Hospital Boston
http://www.childrenshospital.org hat jetzt bei gehirnverletzten
Kleinkindern nachgewiesen, dass diese Sicht zu vereinfachend ist.
Das Harvardteam untersuchte 74 Babys, die frühzeitig mit
Gehirnschädigungen verschiedenen Grades geboren worden waren. Mittels
Kernspinresonanztomografie wurden Scans der Gehirne erstellt, die eine
genaue Analyse der Verletzungen ermöglichten. Wurde das Großhirn
verletzt, erreichte auch das Kleinhirn seine normale Größe nicht.
Beschränkte sich die zerebrale Verletzung auf eine Seite, bildete sich
die andere Seite des Kleinhirns nicht normal heraus. Fand die Verletzung
im Bereich des Kleinhirns statt, war die gegenüberliegende Seite des
Großhirns kleiner als normal. Die Wissenschafter gehen daher davon aus,
dass es einen wichtigen Entwicklungszusammenhang zwischen den beiden
Bereichen des Gehirns gibt. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem
Fachmagazin Pediatrics
http://pediatrics.aappublications.org veröffentlicht.
Andere Studien des Teams um Catherine Limperopoulos legen nahe, dass
Kinder, die mit Verletzungen des Kleinhirns geboren werden, zusätzlich
zu motorischen Problemen auch Schwierigkeiten mit höheren kognitiven
Prozessen wie Kommunikation, sozialem Verhalten und visueller
Wahrnehmung haben. Limperopoulos erklärte, dass Verletzungen des
Kleinhirns bis vor kurzem zuwenig anerkannt worden seien. Ärzte hätten
diese Art von Verletzungen heruntergespielt. "Unsere Forschungen haben
uns bewusst gemacht, dass Verletzungen des Kleinhirns kein guter Befund
sind. Jetzt können wir gezielt danach suchen und die Familien
informieren, dass ihre Kinder Defizite haben werden, die über das
Motorische hinausgehen und dass sie von einer frühzeitigen Intervention
profitieren können." Andere Studien haben laut BBC ergeben, dass das
Kleinhirn in den späteren Phasen der Schwangerschaft sehr stark wächst.
Aus diesem Grund sind Kinder, die zu früh auf die Welt kommen, einem
viel höheren Risiko einer Verletzung dieses Gehirnbereiches ausgesetzt.
(Ende)
Quelle: pressetext Nachrichtenagentur
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