Bis zu 50 Prozent der
Vorschul- und Schulkinder haben phasenweise Ein- oder
Durchschlafprobleme. Am häufigsten erleben die Kinder Albträume,
seltener schreckhaftes Erwachen oder Schlafwandeln. Eltern müssen sich
in den meisten Fällen jedoch keine Sorgen machen, teilt die Deutsche
Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie (DGKJP) mit: Nur selten sei eine umfangreichere Therapie
notwendig.
„Schlafstörungen können
schon bei Kindern und Jugendlichen gehäuft auftreten“, sagt Dr. Claudia
Mehler-Wex von der DGKJP. In aller Regel seien die nächtlichen Probleme
jedoch vorübergehend und nicht besorgniserregend. „Behandlungsbedürftig
sind dagegen andauernde, gravierende Schlafstörungen, die zu Leistungs-
und Konzentrationsschwierigkeiten führen und sich negativ auf das
Allgemeinbefinden auswirken.“
Unterschieden wird
zwischen Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien), exzessiver
Schläfrigkeit und Tagesmüdigkeit (Hypersomnien) sowie den Parasomnien
(Sprechen im Schlaf, nächtliches Zähneknirschen, Schlafwandeln usw.).
Etwa jedes dritte Kleinkind hat Ein- bzw. Durchschlafstörungen, d.h. es
schläft mindestens einen Monat lang nicht innerhalb von einer Stunde
ein. 50 bis 60 Prozent der Fünfjährigen wachen nachts auf und 60 Prozent
der Vorschulkinder erleiden Albträume – beides ist jedoch erst dann
behandlungsbedürftig, wenn das Kind zum Wiedereinschlafen wiederholt und
längerfristig Unterstützung von den Eltern benötigt. Manchmal liegt es
an der Angst vor dem Alleinsein oder vor der Dunkelheit, doch können
auch Entwicklungs- oder psychische Störungen
(Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom/ADHS, depressive Verstimmungen)
sowie neurologische Erkrankungen (Epilepsie) die Ursache sein. In
solchen Fällen ist dringend ärztliche Hilfe erforderlich.
Bei Schulkindern und
Jugendlichen spielen häufig ganz andere Gründe eine Rolle für ihre
Schlafstörungen: Schulstress, familiäre Konflikte, Probleme mit Freund
oder Freundin, aber auch übermäßige Fernseh- oder Computer-Nutzung, sind
hier von großer Bedeutung. „Emotionale Belastungen führen zu inneren
Konflikten und starker Anspannung. Die Jugendlichen kommen dann oft
abends nicht rechtzeitig ins Bett und morgens nicht wieder früh genug
daraus hervor.“ Wenn Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit und
Konzentrationsstörungen sich stark auf die Leistungsfähigkeit auswirken,
rät die DGKJP-Expertin zum Arztbesuch. Organische Störungen im
Zusammenhang mit Schlafproblemen wie die Schlafapnoe (lang anhaltende,
unwillkürliche Atempausen im Schlaf) oder Narkolepsie (Schlummersucht)
bedürfen unbedingt einer ärztlichen Abklärung.
Im eigenen Bett schlafen
Hilfe und Trost finden
die meisten Kinder im elterlichen Schlafzimmer. Und zwar so viel davon,
dass sich bis zu 53 Prozent der betroffenen Zwei- bis Vierjährigen
weigern, ins eigene Bett zurückzukehren. Siebenjährige mit
Schlafproblemen nächtigen zu 27 Prozent bei Mama und Papa; selbst 2
Prozent der Elfjährigen kuscheln sich noch die ganze Nacht unter die
elterliche Decke. Dr. Mehler-Wex: „Natürlich sind Säuglinge beim
Einschlafen auf körperliche Nähe einer Bezugsperson angewiesen. Doch mit
dem Älterwerden des Kindes sollte dies immer seltener werden.
Stattdessen sollten Eltern für ihr Kind verlässliche Einschlafrituale
einführen und diese liebevoll, aber nachdrücklich durchsetzen.“
Der Erfolg eines
solchen konsequenten Vorgehens ist bereits frühzeitig messbar: Schon
Babys im dritten Lebensmonat, so das Ergebnis einer Untersuchung, finden
bei nächtlichem Aufwachen besser und selbstständig in den Schlaf zurück,
wenn sie jeden Abend zu einer gleich bleibenden Zeit ins eigene Bett
gebracht und dort auch nach zwischenzeitlichen Stillphasen belassen
wurden. Verhaltenstherapeutische Übungseinheiten unter Anleitung eines
Kinder- und Jugendpsychiaters oder -psychotherapeuten können Eltern
unterstützen, das rechtzeitige und konfliktfreie Zubettgehen mit ihrem
Kind zu üben.
Älteren Kindern und
Jugendlichen helfen oft spezielle Techniken zum persönlichen
Stressmanagement über die Schlafstörungen hinweg. Konflikte sollten
nicht in den Abendstunden bearbeitet werden, negative Gedanken („Ich bin
morgen nicht leistungsfähig, wenn ich jetzt nicht einschlafe“) durch
kognitives Training umgewandelt werden („Ich hatte schon oft
erfolgreiche Tage, auch wenn ich vorher nicht so gut geschlafen habe“).
Mit dem Erlernen und Anwenden von Entspannungstechniken können Körper
und Geist beruhigt und das Einschlafen erleichtert werden. „Auf diese
Art und Weise kann den meisten Kindern und Jugendlichen geholfen
werden“, erläutert DGKJP-Expertin Mehler-Wex. Nur in seltenen Fällen
müssen weitergehende Maßnahmen wie eine vorübergehende medikamentöse
Behandlung in Betracht gezogen werden.
Quelle:
DKJP |