Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wenn Eltern ihre Kinder vernachlässigen

Frühkindliche Bindungsstörungen belasten oft ein Leben lang

Etwa ein Prozent aller Mädchen und Jungen ist von frühkindlichen Bindungsstörungen betroffen. Wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP) mitteilt, leiden die Kinder körperlich und seelisch unter einer mangelhaften oder stark belasteten Beziehung zu ihren Eltern. Besorgnis erregend: Viele von ihnen schleppen ihre Probleme durchs weitere Leben. Sie sind laut DGKJP besonders gefährdet, psychiatrische Störungen im Jugend- oder Erwachsenenalter zu entwickeln.

Wenn Eltern sich keine Zeit für ihr Kind nehmen, wenn sie es vernachlässigen, ihm zu wenig Liebe und Geborgenheit zukommen lassen – dann kann sich das sehr belastend auf die weitere Entwicklung auswirken. „Eine unzureichende Betreuung in den ersten

Lebensjahren spielt eine entscheidende Rolle für das Auftreten von Bindungsstörungen“, sagt Prof. Ulrike Lehmkuhl von der DGKJP.

Kinder, die sozial isoliert und vernachlässigt aufwachsen, entwickeln unterschiedliche Symptome. Sie sind zum Teil extrem aggressiv, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber. Der Kontakt zu Gleichaltrigen ist gestört; gemeinsames Spielen, etwa im Kindergarten, klappt nur selten. Darüber hinaus verhalten sie sich sehr ungewöhnlich gegenüber Betreuungspersonen wie Erziehern oder Lehrern: Mal nähern sie sich an, mal vermeiden sie von einem Moment zum anderen  jeden Kontakt und lehnen aufmunternde Worte strikt ab.

Unsicher und ängstlich

Experten unterscheiden zwei Varianten von Bindungsstörungen: Kinder mit der gehemmten Form sind unsicher, ängstlich, übervorsichtig und geradezu apathisch; Kinder mit der ungehemmten Form dagegen dauernd auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Sie knüpfen wahllos Kontakte, aus denen jedoch keine engen, vertrauensvollen Beziehungen entstehen. Beiden gemeinsam sind emotionale Auffälligkeiten wie Angst und Depressivität.

„Oftmals wurden die Kinder körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht“, erläutert Prof. Lehmkuhl. Weitere typische Begleiterkrankungen können Untergewicht, Entwicklungsverzögerungen oder sogar psychisch bedingter Kleinwuchs sein. „Entwicklungsverzögerungen wie verspäteter Spracherwerb sind bei Kindern mit gestörtem Bindungsverhalten beinahe die Regel. Von 137 in einer Studie untersuchten Mädchen und Jungen wiesen 73 Prozent solche Beeinträchtigungen auf.“

Stabile Umgebung schaffen

Therapieziel ist die Herstellung und Sicherung einer stabilen Umgebung, in der das Kind Beziehungen aufbauen und sich möglichst ungestört entwickeln kann. Dies kann auch die Herausnahme aus dem belastenden Umfeld einschließen, wie Prof. Lehmkuhl erklärt. Dann wird die Einschränkung des elterlichen Sorgerechts beantragt und das Kind in eine stationäre kinderpsychiatrische Behandlung oder in eine sonderpädagogische Pflegestelle gegeben. „Wichtig ist, dass die Betreuung langfristig geplant und abgesichert ist und die Entwicklung der Kinder nicht durch erneute Beziehungsabbrüche gefährdet ist.“

Bisher nur wenig erforscht ist, was später aus ihnen wird. Doch herrscht unter den Experten der DGKJP Einigkeit, dass frühkindlich gestörtes Bindungsverhalten vor allem bei misshandelten Kindern und Kindern aus sozial schwachen Familien mit einem hohen Risiko für spätere psychische Auffälligkeiten behaftet ist.

Die Ursachen

Die wichtigsten Gründe für das Auftreten von Bindungsstörungen sind ein Mangel an Erziehung und verlässlichen Beziehungen, erklärt die DGKJP. Die Entwicklung einer stabilen Bindung stellt eine Voraussetzung für psychische Gesundheit dar. Je länger die belastende Situation andauert, desto höher liegt der Anteil an Bindungsstörungen. Rumänische Adoptivkinder, die über zwei Jahre ohne elterliche Bezugspersonen lebten, waren in 30 Prozent der Fälle bindungsgestört. Und bei besonderen Risikogruppen, etwa misshandelten Kindern, wurden erste Symptome gar bei 80 Prozent der Mädchen und Jungen festgestellt.

Zwar ist der Einfluss des Umfelds entscheidend, doch sind auch biologische Faktoren von Belang. So haben Hirnforscher festgestellt, dass verschiedene sensorische Systeme beim Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen beteiligt sind. Werden diese Systeme nicht ausreichend stimuliert, stockt auch die neuronale Entwicklung – was wiederum das Auftreten von Verhaltensstörungen begünstigen kann.

Quelle: DKJP