Sie sprechen früh und lernen
schnell, doch Gefühle, Gestik oder Mimik können sie nicht deuten,
soziale Verhaltensweisen müssen ihnen immer wieder erklärt werden.
Kinder und Jugendliche mit dem Asperger-Syndrom leiden unter einer
besonderen Form von Autismus. Mit individuell ausgerichteten
Behandlungsansätzen können die Symptome bei den meisten der etwa 20.000
Patienten in Deutschland gelindert werden, erklärt die Deutsche
Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie (DGKJP).
Autismus ist eine
Entwicklungsstörung, bei der die Betroffenen völlig in sich gekehrt und
isoliert sind. Etwa jeder zweite spricht nicht; viele haben keine
Möglichkeit, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. „Das Asperger-Syndrom
ist eine abgeschwächte Form im Spektrum autistischer Störungen. Es
weist jedoch zahlreiche Besonderheiten auf und wird daher nur schwer und
oft sehr spät erkannt“, erläutert Prof. Helmut Remschmidt von der DGKJP.
Im Schnitt vergehen acht Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt und
eine geeignete Therapie begonnen wird. Jungen sind von dem Syndrom etwa
achtmal häufiger betroffen als Mädchen.
Im Vordergrund der
Beeinträchtigungen stehen ausgeprägte Kontakt- und
Kommunikationsstörungen. Zwar lernen die Kinder in aller Regel sehr früh
sprechen, verfügen über einen umfangreichen Wortschatz und oft
überdurchschnittliche Intelligenz. Trotzdem können sie keine
altersgerechten Beziehungen zu anderen Kindern aufbauen. Sie verstehen
deren Gefühle, Gesten und Blicke nicht und haben nur ein sehr geringes
Einfühlungsvermögen. Dadurch ecken sie häufig an und werden von anderen
ausgeschlossen. Motorisch sind sie meist eher ungeschickt und können
erst spät Fahrradfahren oder schwimmen. Prof. Remschmidt: „Darüber
hinaus zeigen sie oft ein fast besessenes Interesse an speziellen Themen
etwa aus Mathematik, Naturwissenschaften oder Geographie. Sie wollen
alles darüber wissen und tendieren dazu, das Gespräch darauf zu lenken.
Manchmal sprechen sie sogar wildfremde Menschen auf dieses besondere
Interesse an.“
Die Störung hat
vermutlich einen genetischen Hintergrund. Oft hat ein Elternteil, meist
der Vater, ähnliche Persönlichkeitsmerkmale. Zudem können
Hirnfunktionsstörungen und neuropsychologische Defizite eine Rolle
spielen. Diese machen sich etwa bei der gestörten visuell-räumlichen
Wahrnehmung bemerkbar: Abstände und Geschwindigkeiten werden nicht
richtig eingeschätzt, so dass es in der Schule oft zu unbeabsichtigten
Rempeleien kommt.
Die Behandlung muss
laut DGKJP stets die individuellen Besonderheiten jedes einzelnen
Patienten berücksichtigen. Sie stützt sich vor allem auf
verhaltenstherapeutische Ansätze und das Einüben sozialer Fertigkeiten.
Prof. Remschmidt: „Als günstig für den weiteren Verlauf haben sich
höhere Intelligenz und gute sprachliche Fertigkeiten erwiesen. Die
Betroffenen lernen, mit ihren Problemen umzugehen, wenn sie gelenkt und
ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden.“
Quelle:
DKJP |