Innsbruck (pte/14.03.2007/17:30)
- Britische Wissenschaftler haben den Mechanismus entdeckt, mit dem das
Gehirn auch bei lauten Hintergrundgeräuschen - etwa in Diskotheken oder
in großen Menschenmengen - Sprache sinnvoll verarbeitet. Wie die
Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of
Neuroscience"
http://www.jneurosci.org/
berichten, arbeiten in solchen Situationen verschiedene Regionen des
Gehirns zusammen und versuchen diejenigen Geräusche aus der Umgebung
herauszufiltern, die in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden
können. Auf Grundlage dieser Studie wollen die Wissenschaftler die
Bedingungen für Menschen, die auf Cochlear Implantat (CI) - eine Art
technischer Hörprothese - angewiesen sind, verbessern.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler das Gehirn mit Hilfe
der Magnetresonanztomografie. In normalen Situationen sind nur der
rechte und linke Schläfenlappen an der Identifizierung von Geräuschen
beteiligt. Wird die Hörleistung allerdings durch Hintergrundgeräusche
reduziert, werden auch noch andere Gehirnregionen aktiviert, wie die
Forscher nachweisen konnten. Eine dieser speziellen Bereiche ist der
Gyrus angularis, wo Scheitel-, Schläfen und Hinterhautlappen aufeinander
treffen. Der Gyrus angularis gehört zu den Assoziationsarealen in der
Großhirnrinde.
"Wenn in einer lauten Umgebung die Geräusche in irgendeiner Form
vorhersehbar sind, werden offensichtlich zusätzliche Bereiche des
Gehirns aktiviert", sagt Jonas Obleser vom Institute of Cognitive
Neuroscience. "Wir glauben, dass das Gehirn die Sätze in einem
Kurzzeitgedächtnis speichert. Dort werden so langer verschiedene
Interpretationen durchgespielt, bis ein sinnvoller Zusammenhang
entsteht."
Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ihre neuen Ergebnisse dazu
beitragen, das Hörerlebnis für Menschen mit CI zu erleichtern. "Mit
einem CI werden die Hörnerven von Patienten elektronische stimuliert",
sagt Carmen Kronewettleitner von MED-EL
http://www.medel.com/ gegenüber
pressetext. Es ersetzt damit die natürliche Reizübertragung der
Sinneszellen. "Menschen mit CI können Sprache verstehen und aktiv mit
anderen Menschen kommunizieren", sagt die Expertin. In geräuschvoller
Umgebung sei die Leistung der Geräte allerdings stark eingeschränkt. Die
britischen Wissenschaftler wollten mit ihrer Studie die Erfahrungen von
Menschen mit CI simulieren.
(Ende)
Quelle: Pressetext.Deutschland |