Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Stressbewältigung bei Parkinson – Tipps für Betroffene


Parkinson-Kranke erleben durchweg, wie ihre Leistungsfähigkeit einerseits und die an die Leistungsfähigkeit gestellten Erwartungen andererseits in ein Missverhältnis geraten. Dies erzeugt „Stress“ und verstärkt sehr oft die Parkinson-Symptomatik. Die folgenden Hinweise helfen, unnötigen „Stress“ (Druck, Belastung) zu verhindern oder wenigstens zu verringern.

Sich mit der Erkrankung arrangieren

Die Erfahrungen vieler Betroffener lehren, dass es wenig Sinn macht, die Parkinsonsche Erkrankung zu „bekämpfen“, da sie zu einem untrennbaren Begleiter des eigenen Lebens geworden ist. Meistens fährt man besser, wenn man sich mit ihr „arrangiert“ und aus der Situation das Beste macht. Beschäftigen Sie sich unbedingt auch mit anderen Themen als Ihrem Parkinson-Leiden!

Vom individuellen Krankheitsverlauf ausgehen

Lassen Sie sich nicht durch Erzählungen und Berichte vom Verlauf der Parkinsonschen Erkrankung bei anderen unnötig beunruhigen („Bei meinem Mann funktionierte das anfangs auch, aber dann...“). Der Morbus Parkinson entwickelt sich bei jedem Betroffenen individuell. Das können Sie schon daran nachvollziehen, dass die Erkrankung bei einigen Menschen sehr früh, bei anderen dagegen erst sehr spät in Erscheinung tritt. Finden Sie lieber heraus, welche Besonderheiten für Sie gelten.

Sich nicht selbst unter Stress setzen

Viele Parkinson-Kranke befürchten, dass sie durch ihre Symptome in der Öffentlichkeit auffallen. Aufgrund ihrer Sorge „verkrampfen“ sie sich und tragen so dazu bei, dass das Gefürchtete erst recht eintritt. Verbieten Sie sich solche Gedanken, gegebenenfalls durch ein energisches inneres „Stopp!“, oder lenken Sie sich mit angenehmeren Vorstellungen oder Beschäftigungen ab.

„Zeitmanagement“ betreiben

Legen Sie anspruchsvollere Tätigkeiten bewusst in solche Zeiten, in denen Ihre Medikamente erfahrungsgemäß die beste Wirkung entfalten. Manche Parkinson-Kranke setzen sich selbst unter Druck, weil sie sich zuviel vornehmen und ihnen die Zeit dann wegläuft. Beugen Sie einer solchen Situation vor, indem Sie die geplanten Aktivitäten mit ihrer voraussichtlichen Dauer auflisten und dann deren Wichtigkeit mit Noten bewerten. Sobald Sie in Zeitmangel geraten, streichen Sie einfach die unwichtigste Aktivität.

Für Pausen und Entspannung sorgen

Lernen Sie bewusst, Aufgaben langsamer anzugehen und Pausen einzulegen sowie diese zu genießen. Dass kann Ihnen helfen, mit krankheitsbedingten Bewegungsproblemen, insbesondere „Zwangspausen“ besser umzugehen. Üben Sie konsequent sich zu entspannen (z. B. in Kursen der Volkshochschule oder Ihrer Krankenkasse bzw. mit Hilfe entsprechender CDs oder Audiokassetten). Bewährte Methoden sind: die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedback und Stressbewältigungstraining. Auch Yoga, Musik, Autogenes Training, ein Urlaub, ein angenehmer Abend mit guten Freunden und angenehme Hobbys können entspannen.

Über die Erkrankung sprechen

Es hat sich gezeigt, dass Parkinson-Betroffene besser mit ihrer Erkrankung zurechtkommen, wenn sie dazu stehen und darüber sprechen können. Dies belastet langfristig meist weniger, als dauerhaft der Umwelt etwas vorzumachen. Reden Sie daher mit anderen Menschen über Ihre Erkrankung und klären Sie andere auf, gerade auch wenn Sie sich dazu überwinden müssen. Entwickeln Sie Strategien dafür, wie Sie mit Unverständnis und Unsicherheit Ihrer Umgebung besser umgehen können (etwa wenn Sie angestarrt werden). Zögern Sie bei Bedarf nicht, die Kassiererin im Supermarkt auf ihre Erkrankung hinzuweisen und sie zu bitten, das Kleingeld aus Ihrem Portemonnaie herauszunehmen.

Umdenken lernen

Viele Parkinson-Kranke machen sich durch ihr Denken das Leben selbst schwer, etwa in Form von Selbstgesprächen wie: „Ich darf nicht zittern.“ oder „Ich muss schnell und ohne aufzufallen bezahlen“ oder „Ich muss pünktlich sein“. Solche Aussagen sind oft völlig unvernünftig, da Zittern nicht verboten ist, es keine Vorschrift darüber gibt, innerhalb welcher Zeit man bezahlt haben muss, und man keineswegs immer auf die Minute genau am Ziel sein muss. Gesündere Betrachtungsweisen sind „Andere brauchen auch länger“ und „Wenn ich anfange zu zittern, entspanne ich mich erst einmal“. „Ich darf mich auch verspäten.“

Lösungen entwickeln, statt fliehen

Häufig neigen Parkinson-Kranke dazu, sich aus wichtigen Alltagsgeschäften zurückzuziehen. Sie befürchten die Kritik der anderen, die sich durch das langsam und umständlich wirkende Verhalten der Patienten „genervt“ fühlen und möglicherweise mit abschätzigen Bemerkungen reagieren. Sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn Sie gleichsam kampflos die Fahnen strecken. Überzeugen Sie sich lieber davon, dass sich viele Alltagssituation mit etwas Einfallsreichtum sehr gut meistern lassen. Beispiel: Sie befürchten, dass Sie an einer Kasse mit zittrigen Händen ihr Portemonnaie nicht mehr öffnen können und die Leute hinter Ihnen ungeduldig werden. Lösungsvorschläge: 1. Prüfen Sie, ob es nicht Portemonnaies gibt, die sich besonders leicht öffnen lassen. 2. Üben Sie, sich trotz allem Zeit zu nehmen. 3. Sagen Sie bei Bedarf: „Entschuldigen Sie, aber ich kann bei einem solchen Andrang nicht in Ruhe zahlen. Ich warte, bis die Schlange durch ist.“ Oder sagen Sie 4. „Ich habe Parkinson und brauche leider etwas länger.“

Sich nicht selbst entmündigen

In Anwesenheit mehrerer Menschen (etwa beim Arztbesuch) neigen Parkinson-Kranke dazu, ihren Angehörigen das Reden und Antworten zu überlassen. Verzichten Sie auf diesen scheinbar einfacheren Weg. Anderenfalls werden Sie in den Augen der anderen zur hilflosen Person. Bitten Sie vielmehr entschieden darum, selbst mitreden und entscheiden zu dürfen, wenn Ihre Umwelt beginnt, über Ihren Kopf hinweg zu verhandeln.

Maßstäbe korrigieren bzw. der Lebenssituation anpassen

Kranke und/oder alte Menschen leiden häufig darunter, dass sie sich weiterhin streng an Vorstellungen orientieren, die vielleicht für frühere Lebenssituationen angemessen gewesen sein mögen. Unzufriedenheit und ein sinkendes Selbstwertgefühl sind die Folge. Jeder Lebensabschnitt wie auch dauerhafte Erkrankungen rechtfertigen aber ihre eigenen Regeln. Fragen Sie sich daher, ob es wirklich nötig ist, jeden Tag Staub zu saugen, in der gewohnten Häufigkeit die Gardinen zu waschen oder auf ein ständig blinkendes und blitzendes Bad zu achten. Gäste müssen keineswegs komplett rundum versorgt werden: Viele Gäste genießen es, sich an der Essensvorbereitung und dem anschließenden Aufräumen beteiligen zu können. Geselligkeit muss nicht unbedingt mit einem Festmenü verbunden sein. Die Einladung auf eine Tasse Kaffee lässt oft sehr viel mehr Zeit zum entspannten Gespräch. Nicht zuletzt liegt es mittlerweile im Trend, Einladungen unter dem Motto auszusprechen „Jeder bringt etwas mit“.

 

Umfeld und Alltag vereinfachen

Nicht jeder „Stress“ lässt sich am leichtesten durch eine innere „Umprogrammierung“ verringern. Oft macht es mehr Sinn, vorrangig äußere Stressquellen zu beseitigen. Dazu rechnen beispielsweise, die Wohnung frei von Hindernissen zu halten und sich Hilfsmittel zur Alltagsbewältigung zu leisten (wie Schreibhilfen, geeignetes Besteck usw.).

 

Sich Hilfe gönnen und üben, wo es Sinn macht

Konzentrieren Sie Ihre Energien auf Bereiche, die Ihnen bewährte Möglichkeiten der Krankheitsbewältigung erschließen. Dazu gehören regelmäßiges körperliches Training (inklusive Krankengymnastik) und Stimmpflege (z. B. lautes Sprechen), wie überhaupt das Training kommunikativer Fertigkeiten (Mimik, Gestik). Zögern Sie nicht, sich fachliche Hilfe zu gönnen, z. B. durch Logopäden oder Psychotherapeuten. Letztere können Ihnen weitere Stressbewältigungstechniken vermitteln und mit Ihnen gemeinsam üben, wie man schwierige soziale Situationen erfolgreich meistert.