Die folgenden Informationen wenden sich sowohl an Personen, denen noch
therapeutische Erfahrungen fehlen, als auch an Personen, die bereits
therapeutisch erfahren sind (und möglicherweise andere Erwartungen
haben!). Halten Sie sich bei der Lektüre vor allem zweierlei vor Augen: 1.
Sie können sich darauf verlassen, dass die von mir angebotene Therapie auf
klar definierten, theoretisch zu begründenden und vielfältig bewährten
Prinzipien beruht. 2. Der Ablauf orientiert sich jedoch weniger an einer
einzelnen „Therapieschule“, als an Ihren Bedürfnissen, Wünschen und
aktuellen Entwicklungsmöglichkeiten.
1.
Die
Therapie hat sich dem Patienten anzupassen und nicht umgekehrt. Die
Kontrolle über alles, was gesprochen oder getan wird bzw. geschieht,
unterliegt immer Ihrer Kontrolle. Sie sind und bleiben der „Chef“.
Betrachten Sie mich als „Trainer“ oder „Coach“.
2.
„Therapie“ ist nichts, was man nur „nebenher“ betreiben kann. Ihr Ziel
ist die persönliche Weiterentwicklung vor allem in Bereichen, die Ihnen noch
verschlossen oder zur Zeit blockiert sind. Für die Dauer unserer
Zusammenarbeit sollte es Ihnen daher möglich sein, viele andere Dinge in ihrer
Bedeutung zurücktreten zu lassen, um mehr Zeit und Aufmerksamkeit für die
Therapie zu gewinnen.
3.
Möglichst bald sind realistische und sozialverträgliche therapeutische
Ziele zu vereinbaren, deren Erreichung wir immer wieder überprüfen. Ihre
Ziele können Sie in gegenseitigem Einvernehmen jederzeit „anpassen“. Die
Vereinbarung von Zielen macht unsere Zusammenarbeit verbindlich. Dies
erklärt teilweise, warum Sie im Rahmen unserer Zusammenarbeit Dinge tun und
damit auch schaffen werden, zu denen Ihnen bislang der letzte Antrieb fehlte
(obwohl Ihnen Sinn und Notwendigkeit des Tuns schon lange einleuchten).
4.
Zusätzlich zu den individuell vereinbarten Zielen beinhaltet jede Sitzung
allgemeine therapeutische Angebote, die geeignet erscheinen, die
„Lebenskompetenz“ eines Menschen zu verbessern und damit Gesundheit zu fördern
und zu erhalten (z. B. flexibleres Denken, bessere Gefühlswahrnehmung,
Regulierung zwischenmenschlicher Beziehungen). Zu den allgemeinen Angeboten
gehört die Möglichkeit, Ihr Selbstbild zu hinterfragen und
gegebenenfalls zu überarbeiten. Ich biete mich Ihnen daher auch als „Spiegel“
an, der Sie auf wichtige Aspekte Ihrer Person aufmerksam macht. Diese
Möglichkeit zieht sich durch alle Gespräche, in denen ein Mosaikstück nach dem
anderen zu einem (oft neuen) Gesamtbild zusammengesetzt werden kann.
Letztendlich verhilft Ihnen dieses Vorgehen zu einer „Gebrauchsanleitung“
der eigenen Person, mit deren Hilfe Sie schwierige Situationen künftig
besser bewältigen können.
5.
Eine
wichtige Rolle spielt immer auch die „Psychoedukation“, bei der ich
Ihnen Grundlagenwissen zu Ihren seelischen Problemen anbiete (z. B.
Gehirnfunktionen, Wirkung von Medikamenten). Zu diesem Zweck benutze ich gerne
Illustrationsmaterial, Flipchartnotizen und von mir für zahlreiche Themen
entwickelte „Arbeitsblätter“.
6.
Jede
Sitzung wird vom Patienten eröffnet, damit dieser den Verlauf in
seinem Sinn beeinflussen kann. Es hat sich bewährt, dabei auf einen Bezug zu
den Hauptthemen (Zielen) zu achten. Auch ist es ratsam, an den Themen und
Erfahrungen des letzten Treffens anzuknüpfen („roter Faden“, Chance,
die Ereignisse aus der Distanz kritisch betrachten zu können, Training
der „Dissoziationsfähigkeit“).
7.
Die
Weiterentwicklung des Patienten erfolgt weniger in den
Therapiesitzungen als in den Zwischenzeiten („Erprobung unter
Alltagsbedingungen“). Diesen Aspekt wollen „therapeutische
Hausaufgaben“ fördern, die daher zu Beginn der Sitzung möglichst erörtert
werden sollten. Gleiches gilt für das Angebot von „Sitzungsfeedbacks“ und
E-Mail-Mitteilungen an den Therapeuten. Die beiden letztgenannten Instrumente
sind bislang in der Therapie unüblich! Sie wollen den Patienten anregen, sich
insbesondere auch bei größeren Sitzungsabständen kontinuierlich weiter zu
entwickeln sowie neue Erkenntnisse zu vertiefen und zu verfestigen.
8.
Seit
rund 100 Jahren hat sich die auf Sigmund Freud zurückgehende „Grundregel“
für therapeutische Sitzungen bewährt, die besagt: „SPRECHEN SIE ALLES
DIREKT AN, was Ihnen während unseres Zusammenseins spontan einfällt oder Sie
gefühlsmäßig gerade bewegt (auch wenn es Ihnen nebensächlich, peinlich oder
unwichtig erscheint!). Halten Sie sich unbedingt an diese Grundregel („freies
Assoziieren“), da Sie auf diese Weise am besten nachvollziehen können, wie
Sie von Ihrem „Unbewussten“ („automatisches Funktionieren“) gesteuert werden
und wie dieses Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst („Übertragungen“).
9.
Allein schon aufgrund der meist beschränkten Sitzungszahl sind meine
Therapieangebote bewusst „lösungsorientiert“. „Vergangenheitsthemen“
und „Ursachenforschung“ werden als Lösungsbeitrag zu aktuellen Problemen
vertieft, nicht allein um ihrer selbst wegen.
10.
Dem
Dialog gebührt Vorrang vor dem Monolog (auch wenn viele Patienten
letzteren als Möglichkeit schätzen, sich – allerdings meist nur vorübergehend
– zu entlasten). Da sich die wichtigen seelischen Themen in den
unterschiedlichsten Berichten aus dem Lebensalltag widerspiegeln, genügt es
meist, sich auf einige typische Erzählungen des Patienten zu
konzentrieren und anhand dieser „klassischen Beispiele“ zu lernen. Die
pausenlose Aneinanderreihung unendlich vieler Erzählungen, die das gleiche
Thema lediglich geringfügig variieren, bringt nicht weiter, kostet Ihre
wertvolle Therapiezeit und verwirrt unnötig.
11.
„Lösungsorientiert“ bedeutet in aller Regel, dass ich Sie zu sinnvollem
(neuem) Handeln ermutigen werde. Lösungsorientiert heißt nicht, dass ich
für Sie Tätigkeiten übernehmen werde, die in Ihren Verantwortungsbereich
fallen (von klar vereinbarten Ausnahmen abgesehen oder wenn Sie mich auf
eigene Kosten als „Krisenmanager“ engagiert haben). Therapie darf nie zu
reinem „Agieren“ entarten (auch wenn die Verlockung oft groß ist, auf
diese Weise seelische Probleme in Szene zu setzen!).
12.
Aus
strategisch-ökonomischen Gründen ist es meist sinnvoll, mehrgleisig zu
arbeiten. So können wichtige Themen oder Behandlungsmethoden auch „im
Hintergrund an langer Leine geführt werden“ (z. B. viele sinnvolle
„Klärungen“ mit Ämtern, Arbeitgebern, Bekannten und Freunden, Suche nach einer
neuen Arbeitsstelle oder Wohnung, Beginn einer Weiterbildung, Ausprobieren von
Hobbys, stressfreiere Alltagsgestaltung, Nutzen von Sport und Medikamenten).
Vorrang verdienen Bemühungen, die dem Zweck dienen, weiteren Schaden zu
verhindern („Schadensbegrenzung“) oder schnell eine sinnvolle
Entlastung bringen zu („Krisenintervention“).
13.
„Störungen“ in unserer
Beziehung (wie Missverständnisse, Kränkungen,
Unzufriedenheiten) haben immer Vorrang. Bitte sprechen Sie diese SOFORT an!
Wie wollen Sie sich auf meine Anregungen einlassen können, wenn Sie Ihrem
Therapeuten nicht mehr vertrauen? Die Klärung solcher
„Beziehungsstörungen“ trägt oft wesentlich zur Lösung Ihrer Probleme bei.
14.
Viele seelische Probleme beruhen auf Beziehungsschwierigkeiten. Ich biete
Ihnen daher besonders an, auch die Beziehung zum Therapeuten als
„Erfahrungsfeld“ zu nutzen. Sie kann als Modell dienen, mit dessen Hilfe
Sie die Art und Weise Ihres Umgangs mit Konflikten und anderen Menschen
erleben, hinterfragen und verändern können (Verbesserung der
Sozialkompetenz). Achten Sie in diesem Zusammenhang nicht nur darauf, „was
sich zwischen uns abspielt“, sondern zugleich auch auf Ihre Gefühle und Ihr
Körperempfinden. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der „Beziehungsregulation“
biete ich mich Ihnen auch als Vorbild an. Viele Therapieerfolge sind dem
Umstand zu verdanken, dass eine gute therapeutische Beziehung den Nährboden
(bzw. tragenden Grund) für neue Möglichkeiten des Denkens, Fühlens und
Verhaltens lieferte.
15.
Ich
biete Ihnen an, zu einzelnen Gesprächen auch wichtige Bezugspersonen
mitzubringen („systemische Therapie“). Denn die meisten Ihrer
„therapiebedürftigen“ Probleme liegen mit Sicherheit nicht nur in Ihrer Person
begründet, sondern werden auch durch Ihre aktuellen zwischenmenschlichen
Beziehungen gefördert oder aufrecht erhalten.
16.
Ich
nehme mir heraus, Sie mitunter zu unterbrechen, um zu vermeiden, dass
Sie sich vielleicht „ungünstige Gedanken“ weiter selbst einreden (was diese
unnötig verfestigt).
17.
Menschen suchen meist deshalb Therapie auf, weil sie in Mustern
festgefahren sind (die „Endlosschleifen“ gleichen). Irritationen (=
Unerwartetes) durch den Therapeuten erleichtern es, sich solcher Muster
bewusst zu werden und sich zumindest probeweise einmal anders zu verhalten.
Viele Irritationen werde ich Ihnen in Form von „Deutungen“ anbieten,
andere vielleicht eingepackt in provokativ anmutendes Verhalten.
18.
Aufbauend auf Erkenntnissen der Hirnforschung gehe ich davon aus, dass
Gefühle unser Denken und Verhalten steuern bzw. verwalten. So geht es fast
immer auch um Gefühle, wenn Menschen Therapie aufsuchen. Gefühle lassen sich
nur schwer beeinflussen. Als Strategien zur Gefühlsregulation eignen sich am
ehesten „günstigeres Denken“ (möglich durch sog. kognitive Therapie, die wir
üben werden) und neue Erfahrungen (zu denen ich Sie schon jetzt
ermuntern möchte). Manche Gefühle (insbesondere als Folge sehr schlimmer oder
plötzlicher Erlebnisse, wie Unfällen, Missbrauchserlebnissen, Todesfällen oder
anderen schweren Verlusten) leben in uns „abgespalten“ fort. Ziel der
Therapie kann es dann sein, diese Gefühle als solche (und nicht nur als
Krankheitssymptome) wahrzunehmen und sie schrittweise in unser Lebenskonzept
und Gesamterleben zu integrieren.
19.
Bedeutsame Sitzungen werden Sie immer daran erkennen, dass diese bei Ihnen
starke Gefühle auslösen. Eine Sitzung ohne Gefühl ist eine „verlorene
Sitzung“. Geben Sie daher Ihren Gefühlen in jeder Sitzung wenigstens
einmal die Chance, sich zu zeigen. Begrüßen Sie es als „Fähigkeit“, wenn sich
Gefühle z. B. in Form von Weinen oder wütendem Verhalten äußern.
20.
Über
kurz oder lang werden sich nicht nur Ihre Persönlichkeitseigenschaften,
sondern auch die wichtigsten Ihrer „Inneren Konflikte“ in unserer
Beziehung einstellen oder zumindest „anbieten“ (Ihre Gefühle
werden Ihnen dies anzeigen). Ein solcher Vorgang ist zu begrüßen, da er uns
die Chance gibt, den Konflikt „life“ zu studieren und ihn gemeinsam
konstruktiv und vorbildhaft zu lösen.
21.
Nicht nur bei Konflikten werde ich Sie in die Technik der „Metagespräche“
einführen, in denen wir aus einer hilfreichen Distanz heraus reflektieren, was
sich gerade zwischen uns abgespielt hat. Diese Fähigkeit fördert Gelassenheit,
verbessert das Einfühlungsvermögen in andere, hilft Widersprüche ertragen zu
lernen und relativiert Ihre Sicht der Welt.
22.
Bei
meinen Interventionen achte ich darauf, dass die betreffenden Informationen
„anschlussfähig“ sind oder anders ausgedrückt: „Als Empfänger sollten Sie
dafür aufnahmefähig sein“. So kann es kommen, dass ich vielleicht wochenlang
warten muss, bis Ihre Antennen einmal auf Empfang eingestellt bzw. Sie an
entsprechenden Informationen auch wirklich „interessiert“ sind. Notfalls werde
ich Ihren Gesprächsfluss dafür unterbrechen. Missverstehen Sie das nicht als
„Unhöflichkeit“, sondern als Aufgreifen einer von Ihnen gebotenen Chance.
23.
In
den vielen Jahren meiner Praxis habe ich erfahren, dass Doppelsitzungen
oft produktiver waren als zwei durch eine Woche getrennte einzelne Sitzungen.
Sie nehmen den Druck, „alles“ in eine Einzelsitzung zu packen und bieten genug
Ruhe, um Wichtiges aus dem „Unbewussten“ an die Oberfläche steigen zu lassen.
Diese Möglichkeit der Therapiegestaltung biete ich Ihnen daher ausdrücklich
an.
24.
Da
die Erfahrung zeigt, dass viele Inhalte und Impulse einer Therapiesitzung
(leider) schon kurze Zeit später nicht mehr erinnert werden, gebe ich kleine
Merkzettel („Entwicklungstipps“) mit und bitte um ein schriftliches „Sitzungsfeedback“.
Diese Hilfsmittel sollen auf keinen Fall die Notwendigkeit ersetzen, das in
der Therapie Besprochene in der Zwischenzeit immer wieder aufzugreifen (z.B.
in Form eines Therapietagebuches). Feedbacks sind Ausdruck einer
lebendigen therapeutischen Beziehung, bei der sich Patient und Therapeut
möglichst oft „gegenseitig den Ball zuspielen“. Sie halten den therapeutischen
Prozess auch in der „Sitzungspause“ am Leben und erleichtern es, neue
Erkenntnisse und Verhaltensweisen zu verfestigen. Verstehen Sie das
Sitzungsfeedback auf keinen Fall als verdeckte Aufforderung, den Therapeuten
zu „loben“. Beschreiben Sie Ihre Erfahrungen so, wie Sie diese erinnern (wozu
besonders auch kritische Anmerkungen gehören!).
25.
Zur
Qualitätskontrolle setze ich Tests und Therapie-Evaluationen ein.
Dieser Zusatzaufwand ist manchen Patienten lästig, wird aber von der Politik
erwartet und – was viel wichtiger ist - trägt dazu bei, die Qualität Ihrer
Behandlung zu verbessern. Am Ende unserer Zusammenarbeit werde ich Sie um eine
„Abschlussbewertung“ und einen „Erfahrungsbericht“ bitten.
26.
Um
unnötigen Konflikten vorzubeugen, vereinbaren wir vorab möglichst klare
Rahmenbedingungen. Dazu gehört Ihr ausdrückliches Recht (wozu ich Sie
sehr ermuntere!), mehrere Therapeuten „auszuprobieren“, bevor Sie sich
auf eine längere und naturgemäß sehr persönliche Behandlung einlassen. Um
umfangreiche Behandlungen auch terminlich gewährleisten zu können (was für den
Patienten Sicherheit, Struktur und Planbarkeit bietet), werden wir möglichst
langfristig „Gesprächsserien“ vereinbaren. Sollten Sie einen Termin
nicht wahrnehmen können, müssen Sie wenigstens eine Woche vorher Bescheid
sagen. Sonst habe ich so gut wie keine Chance, die Sitzung anderweitig zu
vergeben. Sagen Sie den Termin zu kurzfristig ab (aus welchen Gründen
auch immer), fällt dies nicht in meinen Verantwortungsbereich. Das
Honorar wird insbesondere auch dann fällig, wenn Sie wegen einer plötzlichen
körperlichen Erkrankung nicht zur Therapie kommen können.
27.
Sprechen Sie mich jederzeit an, wenn Sie Fragen zur Methodik der Behandlung
oder Vorschläge zu deren Verbesserung haben. Psychotherapie entwickelt
und verbessert sich nicht zuletzt durch „Erfahrungen“. Da jede Therapie
individuell ist, gibt es keine Pauschalrezepte.
28.
Bitte beachten Sie, dass ich in aller Regel auch dem Kostenträger gegenüber
zu einem bestimmten Erfolg verpflichtet bin („Heilung einer
Erkrankung“). Dies kann für mich Loyalitätsprobleme erzeugen (z. B. wenn Sie
eine Frühberentung oder Versicherungsleistung wegen Erkrankung anstreben). |