- Man
„heilt“ schneller, wenn man seine Fähigkeiten erweitert
(insbesondere durch neue Erfahrungen), statt auf das Verschwinden von
Symptomen zu warten oder sich in deren Bekämpfung zu verausgaben.
Heilen bedeutet „ganz werden“, deshalb macht die ärztliche Frage
„Was fehlt Ihnen?“ sehr viel Sinn.
- Alle
Menschen tragen die „Lösungen“ ihrer Probleme bereits in sich
(sie kommen nie von außen). Der Therapeut unterstützt sie lediglich
darin, in Form einer Ent-Wicklung diese gleichsam wie aus einem
eingewickelten Paket frei zu legen. Eine solche Entwicklung setzt
voraus, dass man sich auch dazu „anregen“ lässt. Wer alles schon
besser weiß und nichts ausprobieren will, kann sich die Zeit für
eine Psychotherapie sparen, da sie bei der beschriebenen Einstellung
gar nicht in Gang kommen kann.
- Wer
Zugang zu seinen Gefühlen findet, entdeckt dadurch oft schneller „Lösungen“,
da Gefühle unsere Gedanken und Verhaltensmöglichkeiten
„verwalten“. Das jeweils vorherrschende Gefühl entscheidet darüber,
welche Gedanken und Verhaltensmöglichkeiten in einem bestimmten
Moment aktiv bzw. verfügbar sind.
- Eine
Psychotherapie entwickelt sich vor allem dann erfolgreich, wenn die
Beziehung zum Therapeuten auf Vertrauen beruht, man offen genug ist,
neue „klärende“ (= ordnende und anders bewertende) Sichtweisen
vom Therapeuten in das eigene Repertoire aufzunehmen und man sich
durch neue Verhaltensweisen von der eigenen Wirksamkeit (Wirklichkeit)
in dieser Welt überzeugt (= Überwindung von Ohnmachtsgefühlen bzw.
Ängsten durch entsprechende Erfolge und Bewältigungserlebnisse). Wer
in der äußeren Welt nichts bewirkt (= Ohnmacht, Schwindel, mangelnde
Rückmeldung durch andere Menschen), überzeugt sich zumindest mit
Hilfe körperlicher Symptome von der eigenen Existenz („Es gibt mich
also doch, ich spüre mich zumindest durch mein Leiden“). Diese
„Behelfslösung“ ist besser als keine Lösung und kann daher sogar
erleichtern. Das entsprechende Symptom wird erst dann verzichtbar,
wenn eine bessere Lösung zur Verfügung steht.
- Menschen
suchen vor allem dann eine Psychotherapie auf, wenn sie sich nach dem
Motto „mehr desselben“ in mittlerweile schädlichen
Verhaltensmustern festgefahren haben. Leider geht nämlich sog. Lernen
viel eher mit einem „Verlernen“ von Verhaltensvielfalt und
Phantasie einher. In der Folge tritt eine Erstarrung bzw. Verknöcherung
ein. Die „Lösung“ besteht dann wortwörtlich darin, sich von dem
oft zwanghaften Verhaltensmuster wieder zu „lösen“ und die
erstarrten Verhaltensmuster erneut zu verflüssigen.
- Nach
dem Motto „im Einzelnen steckt das Ganze“ reicht es oft aus, eine
einzelne Probleminszenierung (am besten zwischen Therapeut und
Patient) zu analysieren, statt in Form vieler Geschichten zu
berichten. Da sich im Detail das Ganze widerspiegelt, kann man mit
gleicher Erfolgswahrscheinlichkeit an so unterschiedlichen Phänomenen
arbeiten wie Ereignissen, Gefühlen, Körpersymptomen, Träumen,
Beziehungen usw. Deswegen kann auch keine Therapierichtung für sich
behaupten, über den alleinigen oder besten Zugang zu
Heilungsprozessen zu verfügen.
- Nicht
die äußere Welt ist problematisch, sondern unsere eigenen
Vorstellungen, die wir selbst in die Welt hineinlegen. So ist es an
und für sich nur eine Tatsache, wenn ein Ehemann den Hochzeitstag
vergisst. Zum „Drama“ oder zur „mutwilligen Verletzung“ wird
dieses Ereignis erst durch die jeweiligen Bewertungen, die die Ehefrau
vornimmt. Indem wir unsere Bewertungen und Überzeugungen verändern
oder erweitern, können wir auf einfache Weise viel Leid aus der Welt
schaffen.
- Jeder
Mensch hat seine ureigenen Vorstellungen von der Welt, ihrem
Funktionieren und ihrem Sinn. Alle diese Vorstellungen haben grundsätzlich
den gleichen Anspruch auf „Richtigkeit“.
Da unsere (wenigen) Sinnesorgane aus der Fülle der uns umgebenden
Reize nur einseitig auswählen und die dann von unserem Nervensystem
„errechneten Informationen“ wohl kaum die Umwelt
wirklichkeitsgetreu in unserer Vorstellung abbilden, werden wir dieses
Problem nie lösen können („Konstruktivismus“). Dieses Wissen
erleichtert jedoch gegenseitige Toleranz und Gelassenheit. Zugleich
wird deutlich, dass ich Ihnen nur dann helfen kann, wenn Sie mir
soweit Zugang zu Ihrer Innenwelt ermöglichen, dass es mir möglich
wird, Sie beim Entwickeln von Lösungen zu unterstützen, die zu Ihrer
Person passen.
- Die
Suche nach „der“ Ursache Ihrer Probleme hat wenig Aussicht auf
Erfolg, da es selten nur eine einzige Ursache gibt. Diese von der
klassischen Wissenschaft und unserer Sprache geförderte (Fehl)Annahme
übersieht, dass sich meistens nicht nur mehrere Ursachen auffinden
lassen, sondern dass es oft auch unmöglich ist, zwischen Ursache und
Wirkung zu unterscheiden (Beispiel: Ehemann zur Ehefrau: „Ich rede
nicht mehr mit Dir, weil Du nicht mehr mit mir schläfst.“ Ehefrau
zum Ehemann: „Ich schlafe nicht mehr mit Dir, weil Du nicht mehr mit
mir redest.“). Möglicherweise sollte man sich viele Zusammenhänge
lieber als kreisförmige und weniger als lineare Prozesse vorstellen.
- Meist
hilfreicher als der Blick nach hinten ist der Blick nach vorne. Leider
haben viele Patienten zu
Beginn einer Psychotherapie nur wenige Zukunftspläne.
- Viele
Probleme beruhen auf der Art und Weise unseres Denkens, insbesondere
in Form von Verallgemeinerungen („Alle sind gegen mich“), von
„Tilgungen“, die wichtige Informationen weglassen (So verrät die
Aussage „Ich muss das tun“ nicht, wer der Antreiber ist), und
Verzerrungen. Diese Mechanismen helfen einerseits, Ordnung in das
Chaos der Welt zu bringen, gleichzeitig sind sie aber auch die
Grundlage, für Leid erzeugende Gedanken. Wer solche Denkprobleme
erkennt, kann sich und anderen viel Kummer ersparen. Zu ihnen gehören
beispielsweise auch Ablenken (sich und den anderen nicht ernst
nehmen), bagatellisieren und normalisieren.
- Menschen
entwickeln sich in Beziehungen und handeln gegenseitig aus, wer sie
sind. Deswegen kann man in jeder Beziehung ein anderer sein und macht
es durchaus Sinn, Beziehungen zu wechseln. Unsere Erfahrungen mit
Beziehungen verinnerlichen wir und bei jeder neuen Beziehung greifen
wir auf diese inneren Modelle zurück. Wir übertragen unsere alten
Erfahrungen auf den neuen Kontakt, was mitunter die neue Beziehung
erschwert und der Individualität der uns neu begegnenden Person nicht
gerecht wird. Menschen mit seelischen Problemen haben oft sehr schädliche
Beziehungsmuster verinnerlicht. In Form unserer inneren Stimmen
(Selbstgespräche) hören wir oft noch auf uns wichtige Menschen,
obwohl diese schon lange verstorben sind. Psychotherapie bietet Ihnen
die Chance, Ihre innere Welt und den Mechanismus der Übertragung
soweit kennen zulernen, dass sie die weitere Entwicklung fördern und
nicht mehr blockieren. Vor allem in diesem Zusammenhang macht die
Erforschung der Lebensgeschichte sehr viel Sinn.
- Einer
Psychotherapie droht besonders dann Misserfolg, wenn man vom
Psychotherapeuten vor allem „Wiedergutmachung“ für erlittenes
Unrecht erwartet und man möchte, dass sich zumindest der Therapeut
genau so verhält, wie man es sich schon immer (vergeblich) von
wichtigen Bezugspersonen erhofft hat (z.B. in dem man im Therapeuten
eine geduldige Klagemauer und einen Bestätiger der eigenen Ansichten
erwartet).
Grundsätze sind gut, solange man Herr über sie
bleibt. Sobald man von ihnen regiert wird, sind sie ein Übel. (Jerome K.
Jerome)! Siehe auch die Rubrik
"Hilfreiche Sätze".
Letzter Stand der Bearbeitung: 13.07.2014
|