Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Ärzte als Förderer des Rauchens

 

fzm - "Rauchen gefährdet die Gesundheit", "Rauchen kann Krebs auslösen", "Rauchen macht süchtig". So lauten heute die medizinisch begründeten Warnhinweise auf Zigarettenschachteln. Rauchen gilt als der schlimmste vermeidbare Risikofaktor für die Gesundheit. Dies war nicht immer so. Im 16. Jahrhundert, als nach der Entdeckung Amerikas das Laster sich von Spanien und Portugal ausgehend über Europa ausbreitete, galt Tabak Ärzten als viel versprechende Heilpflanze. Als solche wurde sie von dem französischen Gesandten am spanischen Hof Jean Nicot in sein Heimatland eingeführt. Husten, Asthma, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, Gicht oder Frauenleiden: Kaum eine Erkrankung, die Ärzte nicht mit Tabak behandelten, wie Professor Dr. Eberhard Ritz von der Universität Heidelberg in der Weihnachtsausgabe der DMW Deutschen Medizinischen Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005) berichtet, die sich traditionell der kulturgeschichtlichen Seite der Medizin widmet.

Tabak heilte im 16. Jahrhundert bereits bei äußerlicher Anwendung. Bloßes Auflegen eines frischen Tabakblattes auf den Bauch sollte gegen Eingeweidewürmer helfen, erinnert Professor Ritz. Auch als Desinfektionsmittel und zur Vorbeugung gegen Seuchen wie die Pest wurde Tabak als unübertroffen geschätzt. Noch häufiger wurde es jedoch innerlich angewendet, beileibe nicht nur durch Inhalation. Professor Ritz: Ein Höhepunkt der ärztlichen Kunst waren Tabak-Klistiere gegen Beschwerden des Verdauungstraktes. Auch gegen die Syphilis half Tabak, davon waren viele Ärzte fest überzeugt. Tabak wurde zum Wunder- und Allheilmittel schlechthin. Im Jahrhundert vor dem 30-jährigen Krieg waren Mediziner nicht zimperlich. Bei der Wundheilung wirke die Tabakpflanze besonders gut, so ein Arzt, "wenn man sie zuvor mit weißem Wein oder Menschenharn außweschet". Insgesamt sei die ärztliche Lehrmeinung der Verbreitung des Tabaks wohl sehr förderlich gewesen, muss Ritz aus heutiger Sicht eingestehen.

Auf fruchtbaren Boden fielen die medizinischen Theorien auch in klerikalen Kreisen. Der Tabakrauch entzog nach den damaligen Vorstellungen nämlich die Feuchtigkeit aus dem Gehirn und dem Körper, was auch die Versuchungen der Fleischeslust abschwächen sollte. Für viele dem Zölibat unterworfene Priester wurde das Rauchen deshalb zu einer Notwendigkeit, wie bereits damalige Autoren vermuteten. Viele Klöster und Kirchen waren derart "verraucht", dass zwei päpstliche Bullen das Rauchen verboten bis zur Androhung der Exkommunikation. Vergeblich. Später begnügte sich der Kirchenstaat damit, ein Tabakmonopol zu errichten, um auf diese Weise wenigstens finanziell von der Tabaksucht seiner Untertanen zu profitieren.

E. Ritz:
Rauchen - der vergebliche Kampf gegen das Laster
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (51/52): 2947-2951