„Stress“ (Herausforderung, Belastung) ist ein Oberbegriff, der sich auf
eine Vielzahl unterschiedlicher Situationen anwenden lässt. Im Sinne von „Disstress“,
also krankmachendem Stress, beschreibt er ein Missverhältnis zwischen den
Herausforderungen an einen Menschen einerseits und dessen
Bewältigungsmöglichkeiten andererseits. So erklärt sich, dass eine
unendliche Fülle von Symptomen Ausdruck von „Stress“ (also Überforderung)
sein kann. Die Bandbreite reicht von den „Befindlichkeitsstörungen“ wie
Schlafproblemen, Müdigkeit, Erschöpfung, Schwindel über die berühmten
Magenschmerzen bis hin zu Muskelverspannungen, Kopf-, Rücken- und
Kieferschmerzen, Luftnot, nächtlichem Zähneknirschen, Alpträumen,
Übergewicht, erhöhtem Blutdruck, Herzinfarkt, sexueller Lustlosigkeit,
vermehrten Infekten, Hauterkrankungen und Verhaltensstörungen (wie
Nägelbeißen, Haare ausrupfen, zwischenmenschlicher Gewalt). In der
heutigen Zeit werden vermutlich Depressionen zu selten als Folge von
Stress erkannt. Müdigkeit, Energiemangel, Konzentrationsstörungen,
Gedächtnisstörungen, Denkblockaden, Gedankenkreisen, Nervosität,
Gereiztheit, Aggressivität, Lustlosigkeit und sozialer Rückzug sind
typische Zeichen eines Körpers, der die weitere Mitarbeit verweigert und
die Betroffenen mit Hilfe der erwähnten Symptome gleichsam aus dem Verkehr
zieht. Zumindest vorübergehend wird der Körper so zur Ruhe gezwungen und
dem Geist die Möglichkeit geboten, aus einer gewissen Distanz die
Vergeblichkeit oder Einseitigkeit des bisherigen Einsatzes zu überdenken.
Manche Symptome sind auch deswegen nicht immer sofort als „Stressfolgen“
zu erkennen, weil sie das Ergebnis einer längeren Ursachenkette sind. So
führt Stress sehr häufig zu ungünstigen Ernährungsgewohnheiten (zu viel,
zu wenig, zu einseitig, etwa in Form von Fastfood) oder übermäßigem
Genussmittelkonsum. Übergewicht, Folgen einseitiger Ernährung (Vitamin-
und andere Mangelzustände), Leberschäden nach Alkoholkonsum, Angst und
Medikamentenabhängigkeit nach längerer Beruhigungsmitteleinnahme sowie
Atemwegserkrankungen bei starken Rauchern können alle das Endergebnis
einer Entwicklung sein, die mit vermehrtem Stress begann oder von diesem
gefördert wurde. Auch bei Misshandlungsspuren (Ehepartner, Kinder) findet
man in aller Regel „Stress“ auf Seiten des Misshandlers. |