Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Hämorrhoiden: Stilles Leiden und schamhaftes Verschweigen


Die meisten schweigen und leiden still, schämen sich und denken, sie seien alleine mit ihren Beschwerden. Die Rede ist von Enddarm-Erkrankungen. Dabei leiden in Deutschland alleine rund 25 Millionen Menschen an Hämorrhoiden, der bekanntesten Form der Enddarmbeschwerden.

„Schuld“ ist niemand am Jucken, Brennen, Fremdkörpergefühl, die diese Beschwerden begleiten und oft die ersten Signale für eine Erkrankung darstellen.

Wichtig ist es, dass offen mit dem Hausarzt über die Probleme gesprochen wird und nicht von alleine mit Sälbchen, Hausmitteln und zuviel Hygiene daran herumtherapiert wird. Die Überweisung an den Facharzt für Proktologie oder Koloproktologie  stellt den nächsten vernünftigen Schritt da, dieser Arzt ist der Fachmann für Enddarmleiden. Denn nicht alles ist harmlos, es  können sich auch bösartige Erkrankungen hinter den Beschwerden verbergen. Und diese müssen dann zügig untersucht und therapiert werden.

Die Vorstellungen, was beim Koloproktologen mit den Patienten geschieht, gehen meistens in die Irre. Zunächst wird der Patient vom Arzt nach seinen Beschwerden befragt, berichtet der Koloproktologe Dr. Bernhard Strittmatter aus Freiburg. Dr. Strittmatter ist Vorsitzender des Berufsverbandes der Coloproktologen.

Fragen nach Stuhlverhalten, Stuhlfrequenz, Ernährungsverhalten sind neben der optischen Betrachtung des Enddarms die ersten Dinge, mit denen der Patient konfrontiert wird.

Peinlich muss ihm nichts sein, der Facharzt kann nur die richtigen Schlüsse für eine sachgerechte Behandlung ziehen, wenn er alles weiß.

Wichtig ist bei der Erhebung der Krankengeschichte, also der Anamnese, beispielsweise, ob es zu Blutungen gekommen ist, welche Farbe das Blut hatte und wie oft so eine Blutung aufgetreten ist.

Auch der Bericht, wie sich die Beschwerden anfühlen stellt eine wichtige Information für den Arzt dar, denn daraus kann er Schlüsse ziehen, um welche Erkrankung es sich wirklich handelt.

Ein wichtiges Instrument des Arztes ist das Proktoskop, mit dem er in den Enddarm sehen kann. Damit stellt er fest, ob es sich um Hämorrhoiden handelt, wo sie lokalisiert sind und wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. In der Regel verursacht diese Untersuchung keine Schmerzen und beeinträchtigt nicht das Wohlempfinden des Untersuchten.

Genaue Diagnostik hilft am besten

Enddarmleiden haben viele Millionen Menschen in Deutschland, kein Grund sich zu schämen. Am häufigsten sind Hämorrhoiden, die zu Jucken, Brennen, Schmerzen und Druckgefühl im Enddarm führen können. Der Facharzt zur Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankungsformen ist der Proktologe. Dabei kann es sich wohl um einen Arzt für Chirurgen, Innere Medizin handeln, als auch um einen Chirurgen oder Hautarzt.

Wichtig ist, dass das die Beschwerden frühzeitig von einem Fachmann begutachtet und therapiert werden, ehe es zu schlimmeren Folgen kommt. Denn, je eher die Behandlung beginnt, desto geringer ist der Therapieaufwand und – noch wichtiger, desto seltener ist ein chirurgisches Eingreifen notwendig.

Was sind eigentlich Hämorrhoiden?

Im Bereich des Anus befinden sich viele Blutgefäße und Nerven. Sie haben zusammen mit dem Schließmuskel die wichtige Aufgabe, den Enddarm „dicht“ zu halten, so dass der Stuhl nicht willkürlich abgehen kann. Dieses dichte Netz von Blutgefäßen kann sich, bedingt durch erbliche Anlage oder auch Lebensgewohnheiten, vergrößern und Beschwerden verursachen.

Vergrößern sich die Blutgefäße, die ein richtiges Polster bilden, spricht man von Hämorrhoiden. Lange Zeit dachte man, es handele sich dabei um eine Art Krampfadern, so wie man es von Bein-Krampfader kennt. Heute weiß man aber, dass es sich dabei um ein dichtes Geflecht von Arterien und Venen handelt, die einen Schwellkörper bilden. Dieser Schwellkörper verhindert – wenn er gesund ist – den willkürlichen Abgang von Winden und Stuhl. Er hat also eine sehr wichtige Aufgabe.

Was kann passieren, wenn man Hämorrhoiden hat?

Als erstes ist es wichtig, dass genau festgestellt wird, welche Erkrankung wirklich vorliegt. Das kann der Betroffene nicht selber exakt feststellen, sondern die Untersuchung durch den Fachmann ist unerlässlich. Denn im schlimmsten Fall kann sich auch eine bösartige Erkrankung hinter den Beschwerden verbergen.

Als Beschwerden können Juckreiz, Brennen, Ekzeme oder auch Blut auf dem Stuhl als erstes auf das Problem aufmerksam machen.

Das Blut ist meistens hellrot und spritzt. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um Blut aus dem Schwellkörper, sondern es kommt aus den kleinen Blutgefäßen der gereizten Schleimhaut. Die Blutungen treten meistens während des Stuhlgangs auf, manchmal bei jedem Toilettengang, manchmal bleiben sie längere Zeit aus. Der ständige Blutabgang kann zur Blutarmut führen. Deshalb ist es notwendig genau zu untersuchen, ob es blutet und vor allen Dingen, woher das Blut kommt.

Ist der Schwellkörper, der den Enddarm „abdichtet“ krank, dann kann es auch zu ungewolltem Stuhl- oder Windabgang kommen – in den meisten Fällen wohl ein unangenehmes Ereignis, das den Alltag erheblich belastet.

Wie sieht die Untersuchung aus?

Bei der Untersuchung befragt der Arzt den Patienten nach den exakten Beschwerden, untersucht tastet er den Finger den Analkanal mit dem Finger mit  einem optischen Gerät, dem Proktoskop, und auch rektal den Enddarm. Diese Untersuchungen sind nicht so unangenehm, wie viele Betroffene vermuten. Meistens sind sie schmerzfrei und mit wenigen Unbequemlichkeiten verbunden.

Wie sieht die Behandlung aus?

Je nach dem, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist wird therapiert.

Oft reicht es, die Ernährungsgewohnheiten umzustellen, auf ballaststoffreiche Kost und eine ausreichende Trinkmenge. Auch wann und wie der Toilettengang gestaltet wird, kann ein wichtiger Teil der Behandlung sein: Das Klo nur aufsuchen, wenn wirklich Stuhldrang vorliegt, nicht Nachpressen und nicht lange Zeit auf der Toilette etwa beim Zeitungslesen oder bei Asterix blättern verbringen.

Welche Stadien gibt es, wie sieht die weitere Behandlung aus?

Hat der Patient Beschwerden und wird vom Proktologen untersucht, so kann dieser feststellen, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Patient befindet.

Man unterscheidet vier verschiedene Stadien, berichtet der Vorsitzendes des Berufsverbandes der Deutschen Coloproktologen, Dr. Bernhard Strittmatter aus Freiburg.

I.               Bei Stadium I sind nur leichte Schwellungen der Polster zu sehen, in der Regel nur bei der Untersuchung mit dem Proktoskop.

II.             Die Hämorrhoiden sind recht groß und treten beim Pressen beim Stuhlgang nach außen, sie prolabieren, wie der Fachbegriff lautet.

III.          Die Hämorrhoiden prolabieren nach dem Stuhlgang oder auch schon bei körperlicher Anstrengung, wie schwerem Heben. Sie ziehen sich nicht mehr von alleine zurück, sondern können mit dem Finger zurückgeschoben werden.

IV.           Die Hämorrhoiden fallen vor, sie lassen sich nicht mehr in die Ausgangsstellung mit dem Finger zurückschieben. Deutliche Beschwerden müssen dabei nicht auftreten, aber der Feinschluss des Afters ist gestört; Stuhlschmieren ist u.a. die Folge.

„Wichtig ist immer, dass schnell den Ursachen für diese Störungen auf den Grund gegangen wird“, betont Dr. Strittmatter. Denn nicht immer sind die relativ harmlosen Hämorrhoiden die Ursache von Blut und Fremdkörpergefühl im Afterbereich, im schlimmsten Fall kann auch eine bösartige Erkrankung die Ursache sein.

Welche Beschwerden hat der Patient?

Beim Stadium I treten oft hellrote Blutspuren beim Stuhlgang auf, die sich entweder auf dem Kot finden oder am Toilettenpapier. Oft ist heftiges Pressen oder auch sehr harter Stuhl die Ursache. Auch Jucken kann ein erster Hinweis auf Hämorrhoiden sein.

Beim Stadium II kann der Patient Schmerzen haben. Allerdings ist der Schmerz nicht das Leitsymptom von Hämorrhoiden, betont Dr. Strittmatter, sondern eher frisches, spritzendes Blut und Druck- und Fremdkörpergefühl. Die brennenden Schmerzen, die auftreten können, sind eher die Folgen der feuchten Umgebung und der dadurch entstehenden Rhagaden und Hautspalten, die zu einem Analekzem geführt haben.

Stadium III ist oft mit starkem Druck oder Fremdkörpergefühl verbunden, der beim Stuhlgang auftritt. Auch Blutbeimengungen kommen vor.

Stadium IV verursache oft weder Schmerzen noch Druckgefühl, durch die hervorgetretenen Polster ist der Feinabschluss des Afters aber erheblich gestört und der Patient fühlt sich belastet, durch Stuhlschmieren in der Unterwäsche und auftretende Ekzeme.

Unbehandelte Hämorrhoiden verschlechtern sich in der Regel, allerdings spielt die Veranlagung auch eine Rolle, so dass bei jedem Patienten der Verlauf völlig anders sein kann. Es kann auch ein Stadium übersprungen werden und es kann schneller zu einem negativen Verlauf kommen.

Die Behandlung

Die Therapie der Hämorrhoidalerkrankungen ist abhängig vom Stadium und den individuellen Beschwerden des Patienten.

Dabei muss unterschieden werden, ob eine Linderung herbeigeführt wird oder die Hämorrhoiden therapiert werden. Am wichtigsten ist es, dass der Patient den ärztlichen Ratschlägen zur Stuhlhygiene und Ernährungsverhalten folgt.

Eine sinnvolle und unschädliche Analhygiene ist ganz einfach und verursacht keine Folgekosten, betont Prof.  Alexander Herold, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie. Nicht Seife, Duschgels und feuchtes Toilettenpapier sollten benutzt werden, sondern lauwarmes Wasser; nicht heftiges Reiben zur Reinigung, sondern sanftes Spülen dienen am besten dem Ziel. Wichtig es auch, danach den Analbereich gut abzutrocknen, entweder mit ein wenig Toilettenpapier oder einem täglich zu wechselndem Handtuch, das diesem Bereich (und dem einzelnen Patienten) vorbehalten ist. Cremes und andere Substanzen sollten nur in Absprache mit dem Facharzt aufgetragen werden – oft schaden sie nämlich mehr als das sie nützen!

Wichtig ist auch das Ernährungsverhalten, wie eigentlich jeder weiß. Eine ausreichende Menge an Ballaststoffen und Trinkmenge, halten den Stuhl geschmeidig. Wer die Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung befolgt: 5 Mal täglich, also fünfmal am Tag eine Handvoll Obst oder Gemüse isst, erreicht das Ziel des weichen, aber geformten Stuhls und der Verminderung der Beschwerden.

Wichtig ist es aber auch, dass nur eine ausreichende Menge an Ballaststoffen konsumiert wird und nicht völlig übertriebene Mengen. Dieses Phänomen wird nicht selten bei Frauen angetroffen, die dann über zu flüssigen Stuhl klagen – sie haben des Guten zu viel getan.

Auch die tägliche Trinkmenge sollte ausreichend sein, denn auch sie hat Auswirkungen auf die Stuhlkonsistenz. Und auch hier gilt der Grundsatz des Ausreichenden, aber nicht Übertriebenen. Eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit reichen in der Regel aus. Die Rücksprache mit dem Arzt sollte in jedem Fall auch zu diesem Punkt erfolgen, denn es gibt Erkrankungen, bei denen der Patient auf die Flüssigkeitsmenge achten muss. Wie immer ist der individuelle Patient bei der Beurteilung der Therapie wichtig.

Im Anfangsstadium ist die Sklerosierung, also die Verödung der Hämorrhoiden, das Mittel der ersten  Wahl. Dabei spritzt der Arzt ein Verödungsmittel im Abstand von mehreren Tagen oder Wochen in die betroffenen Areale des Analkanals, diese Bereiche sterben ab und werden ausgeschieden.

Das Verfahren ist relativ schmerzarm und wird in der Regel ambulant durchgeführt, erklärt Prof. Herold. Der Patient hat also keinen Zeitverlust durch Krankenhausaufenthalte.

Eine weitere Therapiemöglichkeit in diesem Stadium sind Analtampons und Salben.

Befindet sich der Patient bereits im Stadium II, wird von Fachärzten zur Gummibandligatur, also dem Abschnüren der entstandenen Knoten mittels eines speziellen Gummibandes, geraten. Dieser stirbt dann ab und wird abgestoßen. Die Sklerosierung wird in diesem Stadium erst als das zweite Mittel der Wahl betrachtet.

In den Stadien III und IV wird in der Regel operiert, weil die anderen Verfahren nicht ausreichend sind. Oftmals muss der Analkanal rekonstruiert, also wieder hergestellt, werden. Diese Operationen können recht schmerzhaft sein und werden stationär durchgeführt. Eine Woche Krankenhausaufenthalt sind dabei normal. Neuere und immer schonendere Operationsmethoden werden entwickelt und helfen Arzt und Patient, die Therapie zügig und erfolgreich hinter sich zu bringen.

Patienten sollten sich nicht scheuen zum Arzt zu gehen und über ihre Beschwerden zu reden, nur dann kann ihnen geholfen werden. Rund 25 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Hämorrhoiden. Man ist also nicht alleine mit seinem Leiden, effektive Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung.

Dem Patienten muss allerdings auch immer klar sein, dass er selber viel zur Vermeidung tun kann: Ballaststoffreiche Ernährung, wenig Alkohol, völliger Verzicht auf das Rauchen und viel Bewegung dienen auch hier als der beste Schutz.

Quelle: Presseinformation des Berufsverbandes der Coloproktologen und der Deutschen Gesellschaft für Koloproktlogie vom 13.11.2006, Website: www.proktologen.de